Vier Cent mehr pro Mahlzeit - Schulessen soll gesünder werden
Salat statt Pommes: Wie gute Ernährung geht, weiß fast jeder. Eine Studie zeigt, dass das qualitativ hochwertig und finanzierbar zu haben wäre, wenn man wollte.
Diskussionen über Mittagessen an Schulen sind ein schwieriges Unterfangen, das sich zwischen zwei – scheinbaren – Widersprüchen bewegt: Einerseits soll das Essen gesund und ausgewogen sein. Andererseits darf es nicht zu teuer werden. Doch: Finanzierbarkeit und gute Qualität des Essens schließen sich nicht aus, so lautet zumindest das Ergebnis einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Gesündere Angebote seien machbar, wenn man nur wolle.
Schulessen-Report: Eltern zahlen durchschnittlich 3,50 Euro
Das Bundesernährungsministerium stellte die Untersuchung am Dienstag vor. Lediglich vier Cent pro Mahlzeit mehr – so viel würde eine gesunde Schulverpflegung nach den Richtlinien der DGE kosten. Die Standards sehen unter anderem vor, dass täglich Gemüse auf den Teller kommen sollte, Fleisch hingegen maximal zweimal pro Woche. An den Schulen sind die Standards aber längst nicht in der Breite umgesetzt. Nach Kenntnis der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch haben bislang nur Berlin und das Saarland sie zu Pflichtkriterien bei Neuausschreibungen gemacht. Foodwatch sieht bei Schulessen ein „verheerendes Staatsversagen“.
Die Verfasser der Studie sind überzeugt: Indem Arbeitsprozesse in den Kantinen effizienter gestaltet werden, könnte die Kostendifferenz von vier Cent komplett eingespart werden. 20 Prozent Bio-Anteil etwa führe nur zu Preissteigerungen im „einstelligen Cent-Bereich“ pro Mahlzeit. Im Durchschnitt zahlen Eltern in Deutschland 3,50 Euro pro Schulmahlzeit. Das Schulessen wird zur Hälfte durch öffentliche Gelder subventioniert. Laut der DGE-Studie fördern Schulträger und Kommunen die Verpflegung der Kinder mit bis zu 1,2 Milliarden Euro jährlich. Viele Kommunen entlasten die Pächter zudem über geringere Strom- oder Wasserkosten.
Qualität der Mahlzeiten an bayerischen Schulen unterschiedlich
Wie gesund sind die Mahlzeiten an bayerischen Schulen? Da der Schulträger für die Verpflegung der Kinder zuständig ist, gibt es eine Kluft: Manche Schulen lassen das Essen vor Ort frisch zubereiten, andere beziehen Tiefkühlkost, um dem gestiegenen Bedarf nach Mittagsverpflegung gerecht zu werden. „Wie zufrieden Eltern mit der Mittagsverpflegung der Kinder sind, ist unterschiedlich“, sagt Susanne Arndt, Vorsitzende der Landes-Eltern-Vereinigung der Gymnasien in Bayern.
Der Verband sieht dennoch Handlungsbedarf. So plädiert Arndt dafür, dass Kantinenessen von Steuern befreit wird: „Wir finden es nicht richtig, wenn der Staat Mensaessen für Studenten subventioniert, die Verpflegung an der Schule aber mit 19 Prozent besteuert wird.“
Auch Mehrwertsteuer spielt beim Schulessen eine Rolle
Unterstützung erhält die Elternvereinigung von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Sie sprechen sich für eine Einführung des Schulfachs „Ernährung“ aus. Das bayerische Kultusministerium sieht hierfür allerdings keinen Bedarf. So sei das Wissen über gesunde Ernährung während der Schulzeit immer wieder ein Thema.
Thema ist auch immer wieder die Mehrwertsteuer. Sie spielt eine große Rolle beim Preis von Lebensmitteln. Doch wann werden 19 Prozent fällig, wann der reduzierte Satz von 7 Prozent? Die meisten Lebensmittel sind mit dem ermäßigten Satz belegt.
Zumindest so lange, bis ein Koch den Löffel schwingt. Entscheidend ist im Fall von zubereitetem Essen, wo es gegessen wird. Im Lokal liegt die Mehrwertsteuer bei 19 Prozent. Grund: Es handelt sich dabei um eine Dienstleistung. Wird das Essen hingegen mitgenommen, müssen nur 7 Prozent gezahlt werden. (mit dpa)
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