Warum Tillich jetzt zurücktritt
In Sachsens CDU gab es schon lange Kritik
Am Ende war der Druck zu groß: Nach neun Jahren als CDU-Ministerpräsident in Sachsen kündigte Stanislaw Tillich für Dezember seinen Rücktritt an. Für die Zukunft Sachsens brauche es „neue und frische Kraft“, sagte der 58-Jährige und schlug sogleich CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer als seinen Nachfolger vor. Seit längerem leidet der bodenständige Landesvater unter einem zunehmenden Imageproblem, Tillich muss sich auch parteiintern Führungsschwäche vorwerfen lassen. Spätestens seit dem Wahldebakel der Sachsen-CDU bei der Bundestagswahl am 24. September wuchs der Druck auf Tillich noch einmal massiv.
In den vergangenen Monaten, vor allem aber im Zuge der Flüchtlingskrise, sorgte Sachsen wiederholt für Negativschlagzeilen. Ob pöbelnde Bürger vor einem Flüchtlingsbus in Clausnitz, jubelnde Schaulustige vor einer brennenden Flüchtlingsunterkunft in Bautzen oder die nun schon seit drei Jahren währenden Pegida-Demonstrationen – auch Tillich geriet immer mehr in die Kritik. Eine klare Strategie seiner Regierung und der sächsischen CDU war lange nicht zu erkennen.
Das Debakel für die CDU im Freistaat bei der Bundestagswahl machte endgültig klar, dass es im einstigen Musterland Sachsen kein „Weiter so“ geben kann. Mit 26,9 Prozent landete die CDU, die nach der Wende unter Kurt Biedenkopf einst allein herrschte, 0,1 Prozentpunkte hinter der AfD – ein Paukenschlag. Seitdem stieg der Druck auf Tillich auch in den eigenen Reihen. Am schärfsten schoss Altministerpräsident Biedenkopf gegen Tillich, der ihm in einem Zeitungsinterview quasi die Eignung als Regierungschef absprach. (afp)
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