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Proteste in Ferguson
21.08.2014

Warum der Zorn der Menschen in Ferguson nicht endet

Krawalle in Ferguson: Die Polizei setzt Tränengas und Blendgranaten ein.
Foto: Larry W. Smith, dpa (Archivfoto)

Es geht rund in Ferguson, seit ein weißer Polizist den schwarzen Teenager Michael Brown erschoss. Pfarrer versuchen, die Menschen zu beruhigen. Wann Ruhe einkehrt, ist unklar.

Gary Hill hat übernommen, er verkörpert jetzt die Autorität. Jedenfalls gibt sich der Pfarrer alle Mühe, den Demonstrationszug zu lenken. Mit rudernden Armen, wie ein hyperaktiver Lotse, steht er im flackernden Licht einer Ampel, die für ein paar Stunden nur die Farbe Grün zu kennen scheint. „Und jetzt wenden, Leute! Immer schön linksrum! Das ist es, gut macht ihr das, Leute! Ich bin stolz auf euch!“ Sonntags predigt der drahtige Geistliche in der Temple Church of Christ, einer afroamerikanischen Kirche in Ferguson. In dieser Nacht ist er Krisenmanager, mit anfangs dröhnender, später nur noch erschöpft krächzender Stimme darauf bedacht, den Zorn in geordnete Bahnen zu lenken. Gary Hill, der Friedenslotse.

Sebst ernannte "Peacekeeper" halten die Menschen im Zaum

Wer in Amerika protestiert oder streikt, der marschiert grundsätzlich im Kreis. In Ferguson ist es eher ein Oval, ein sehr langgezogenes, von einer Ampelkreuzung zur nächsten und von dort wieder zurück. Ungefähr 400 Meter. Selbst ernannte „Peacekeeper“ wie Gary Hill wollen dafür sorgen, dass keiner abweicht von der vorgeschriebenen Route, keiner irgendwas Beleidigendes ruft, dass keiner von den jungen Hitzköpfen verletzt, was besonnenere Köpfe mit der Polizei ausgehandelt haben: ein provisorisches, fragiles Regime, das den Protestlern eine Art Korridor fürs Marschieren freilässt. Einen Korridor, in dem die State Troopers in ihren blauen Uniformen nur hier und da in kleinen Gruppen am Straßenrand stehen, die durchsichtigen Plastikschutzschilde demonstrativ lässig in den Händen. Sie wollen, sie sollen nicht wirken wie die massive Phalanx der vergangenen Nächte, eine Wand aus Schilden und Helmen, die Fergusons junge Männer eher zum Widerstand reizt, statt sie zum Aufgeben zu bewegen.

Diesmal scheint die Absprache zu halten, jedenfalls ziemlich lange. „Hände hoch! Nicht schießen!“, rufen die Demonstranten ihren Slogan in die Nacht. Abends gegen neun sind es vielleicht 300, später werden es mehr. Einige tragen Tücher vor Mund und Nase, aus Schutz gegen Tränengas, manche wohl auch, um sich später vermummen zu können. Hier und da sind Gasmasken zu sehen, provisorisch gebastelte Masken, die nicht den Anschein erwecken, als würden sie viel nützen - und wohl eher symbolisch gemeint sind. „Wir wollen Frieden, damit wir Gerechtigkeit kriegen“, ruft Charles Brooks in sein Megafon. Es ist ein neuer Spruch, eine Parole, die zur Entspannung beitragen soll. Die Alternative zum „No Justice! No Peace!“, wie es in den Nächten zuvor durch Ferguson schallte.

Die Menschen in Ferguson wollen den Polizisten vor Gericht sehen

Keine Gerechtigkeit, ergo kein Frieden: Solange er nicht vor Gericht steht, der Polizist, der den Teenager Michael Brown erschoss, solange wird Ferguson nicht zur Ruhe kommen, geht die kämpferische Logik der Jungen. Erst mal Ruhe, damit die Mühlen des Rechtsstaats mahlen können, setzen nun ihre Väter dagegen. Es sind lokale Autoritätspersonen, die ihre Stimme erheben. Auf Leute von außerhalb hört Ferguson nicht. Nicht auf Malik Shabazz, einen Anwalt, der in Aussehen und Habitus an Malcolm X erinnert. Der Mann in Nadelstreifen ist extra aus Washington angereist, um für die „Black Lawyers for Justice“ Flagge zu zeigen. „Würde! Kontrolle! Führungsstärke!“, ruft Shabazz Reportern auf einer improvisierten Pressekonferenz am Straßenrand zu. Soll heißen, dass er sich kümmert, damit es friedlich bleibt. Von den Bewohnern vor Ort wird er genauso ignoriert wie die zwei Dutzend Anzugträger, die Louis Farrakhans afro-islamische „Nation of Islam“ repräsentieren. Kaum einer, der ihnen Beachtung schenkt, abgesehen von Journalisten. Ferguson, scheint es, ist mit den Unruhen zu einem Magneten der Selbstdarsteller geworden, zu einem Mekka der Profilsüchtigen.

In Ferguson lieferten sich Polizei und Demonstranten im August 2014 tagelang Straßenschlachten. Auslöser war der Tod eines schwarzen Jugendlichen, der von Polizisten getötet wurde.
32 Bilder
Die brutalen Straßenschlachten in Ferguson
Foto: dpa, afp

„Vielleicht ist das heute ein Wendepunkt“, hofft Charles Brooks. Schweißgebadet, im ärmellosen Hemd, läuft der 41-Jährige mit den Muskeln eines Bodybuilders neben den Demonstranten her, um sie, genau wie Gary Hill, auf der vorgeschriebenen Route zu halten. Brooks fährt Kühlschränke und Waschmaschinen aus, unmittelbar nach der Schicht ist er zur Florissant Avenue geeilt, um als eine Art Ordnungshüter ohne Dienstmarke Dienst am Gemeinwohl zu leisten. „Wir müssen Brücken bauen zur Polizei“, sagt Brooks. „Aber ganz ehrlich, im Moment steht noch nicht mal der erste Brückenpfeiler. Wir sind am Punkt null.“

Während der Unruhen gab es in Ferguson 47 Festnahmen

Am Ende der Nacht, der zehnten Nacht der Unruhen, zieht Ron Johnson, der afroamerikanische Highway-Patrol-Captain, der die Einsatzkräfte am Unruheherd kommandiert, eine Bilanz, die vergleichsweise positiv ausfällt. Nur 47 Festnahmen. Die Polizei setzte erstmals seit langem kein Tränengas ein, nur Pfefferspray. Von der anderen Seite flogen keine Molotowcocktails, nur hier und da ein paar Steine und Flaschen. Anderswo läse sich Johnsons Bilanz vielleicht schockierend, in Ferguson ist sie ein Fortschritt. Ein kleiner.

Der Mittwoch ist der Tag Eric Holders, des Justizministers, der aus Washington nach St. Louis fliegt, das erste Kabinettsmitglied, das sich blicken lässt in dem Hexenkessel. Dass Barack Obama das Geschehen weiter nur aus der Ferne beobachtet, trägt ihm heftige Widerworte ein, auch und gerade von früheren Fans. „Ferguson ist Obamas Katrina“, meint Kevin Powell, Sprecher von BK Nation, einer New Yorker Initiative, die sich den Rassenbeziehungen widmet. George W. Bush habe den Fehler gemacht, das Ausmaß der Katastrophe – das überflutete New Orleans nach dem Wirbelsturm, die hilflos Gestrandeten im Superdome – in den ersten Tagen danach grob unterschätzt zu haben. Obama könne sich nicht leisten, dass Ferguson auf seiner Weste zu einem ähnlichen Schandfleck werde, orakeln seine Kritiker. Gerade Obama nicht, der erste dunkelhäutige Präsident der amerikanischen Geschichte, die Symbolfigur einer – zu frühen, zu sehr von Träumen getragenen – Hoffnung auf ein Amerika, in dem die Farbe der Haut keine Rolle mehr spielt.

Der Ku-Klux-Klan soll Spenden für den Polizisten Darren Wilson sammeln

Ob der Commander-in-Chief kommt oder nicht, die Demonstranten an der Florissant Avenue interessiert es nur am Rande. Wichtiger ist ein anderes Symbol, die Eröffnung eines Verfahrens gegen Darren Wilson, den Polizisten, der sechsmal auf Michael Brown feuerte. Parallel zu Holders Besuch soll eine Grand Jury tagen, das Gremium, das zu entscheiden hat, ob Wilson demnächst vor einem Richter steht oder nicht. Obamas Minister, suggeriert allein das Timing seiner Visite, soll signalisieren, dass die Regierung auf Eile drängt, dass man sich nicht ewig Zeit lässt, bis Justitia zu ihrem Recht kommt – mögen Fergusons zornige Bewohner das auch ganz anders sehen. Wilde Gerüchte machen die Runde. Der KKK, der Ku-Klux-Klan, konkret: eine im Bundesstaat Missouri ansässige Geheimzelle der Rassisten, sammle Spenden, um Wilsons Anwaltskosten zu finanzieren. Tatsächlich gibt es eine Facebook-Initiative, die um Spenden für den Beamten bittet; über 30000 Dollar sollen bereits zusammengekommen sein. Ob der KKK dahintersteckt, wer weiß das schon. In Ferguson aber gilt schnell als Fakt, was an der Gerüchtebörse kursiert. Es liegt an der Vorgeschichte, an Jahrhunderten der Diskriminierung. Bei allem Bemühen um Ordnung, auch der schlichtende Charles Brooks erinnert daran. „Missouri war der letzte Staat, der die Sklaverei abgeschafft hat. Der allerletzte, verstehen Sie.“

Rico begründet mit einer Art eiserner Gruppendisziplin, warum er die Cops, wie er sie nennt, herausfordern wird. Nacht für Nacht, ohne Angst um das eigene Leben. „Rico from the neighborhood“, so stellt er sich vor – Rico aus dem Viertel. Er ist 22, hat zwei kleine Töchter und fünf Narben an den Beinen, am rechten Arm, an der Hüfte. Es sind Erinnerungen an die Schüsse erbittert ausgefochtener Bandenkriege. In den vergangenen Tagen sind ein paar dunkelrote Flecken hinzugekommen, die Spuren der Gummigeschosse der Polizei.

Mit 14, erzählt Rico, habe er erstmals hinter Gittern gesessen. Fragt man ihn nach dem Warum, kommt die Antwort so ruhig und kühl, dass man zusammenzuckt: „Versuchter Mord“. Seine alleinerziehende Mutter war drogensüchtig, ein älterer Bruder verbüßt eine lebenslange Freiheitsstrafe, und Mike, Michael Brown, war ein Freund, zu dem er aufschauen konnte. Mike brachte die High School zu Ende, während er selber im Gefängnis saß, statt in der Schule zu lernen. „Dieser Polizist hat meinen Kumpel getötet“, sagt Rico aus dem Viertel. „Ehe er nicht bestraft wird, dürfen wir nicht lockerlassen.“ Und wenn Wilson entlastet wird? „Dann geht das hier ein Leben lang weiter.“

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