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Abtreibung
25.05.2018

Warum es heute in Irland um Leben und Tod geht

„Einer von uns“: Jedes Leben ist schützenswert, auch das von Embryos, argumentieren die Gegner der Abtreibung.
Foto: Artur Widak, afp

In Irland sind Schwangerschaftsabbrüche verboten. Nun entscheiden die Bürger, ob dies so bleibt. Kein anderes Thema spaltet die Nation derart.

Überall gab es strahlende Gesichter, im Supermarkt wie auf der Arbeit. Und viele Glückwünsche zur dritten Schwangerschaft, sogar schon kleine Geschenke. Tracey lächelte stets und streichelte sich fast automatisch über ihren Bauch. Dann ging sie nach Hause in der irischen Grafschaft Mayo, setzte sich an den Küchentisch – und weinte. Denn unter ihrem Herzen wuchs ein Mädchen heran, das langsam starb.

Die Ärzte hatten der zweifachen Mutter in der 22. Schwangerschaftswoche nach einer Ultraschall-Untersuchung eröffnet, dass ihr Baby todkrank ist, die Lungen aussehen wie bei einem zwölfwöchigen Embryo und der zu klein gewachsene Brustkorb keinen Platz für die Organe bereithalte. Ihr Kind würde nach der Geburt sofort sterben. Die Irin und ihr Mann Kieran entschieden sich, das Kind nicht auszutragen – um dann zu erfahren, dass die Verfassung selbst in ihrem Fall einen solchen Eingriff verbietet. Grund: Das Leben der Mutter war nicht in Gefahr und ein Abbruch galt deshalb vor dem Gesetz als Abtreibung. Was strafrechtliche Folgen nach sich gezogen hätte. 14 Jahre Gefängnis drohen Müttern und Ärzten bei einer Abtreibung in Irland, selbst wenn die Frau vergewaltigt wurde oder es schwerwiegende medizinische Gründe gibt wie bei Tracey.

Vier Wochen lang schaffte sie es, die Fassade aufrechtzuerhalten. „Aber ich hatte das Gefühl, wahnsinnig zu werden.“ Nicht nur, dass das Baby noch lebte. Alle konnten sehen, wie der Bauch wuchs. Fremde fragten: Junge oder Mädchen? Tracey dachte: so gut wie tot. Dann flog das Paar nach Großbritannien. In der Frauenklinik im nordenglischen Liverpool leiteten die Ärzte die Geburt ein, nach 36 Stunden qualvoller Wehen brachte Tracey um 4.45 Uhr „den schönsten kleinen Engel“ zur Welt. Ein Priester kam, segnete das Mädchen, dem die Eltern den Namen Grace gaben. Stundenlang hielten sie ihre tote Tochter, legten sie dann vorsichtig in einen Wagen, daneben einen Teddybär. Sie verabschiedeten sich, der Rückflug stand an. Die Asche sollte erst drei Wochen später in Moya per Kurier-Sendung eintreffen.

Tracey musste ihr totes Kind in England lassen

Wenn die 36-jährige Mutter von mittlerweile vier Kindern von den Stunden in der Klinik erzählt, zittert ihre Stimme. „Wie grausam ist es, dass ich mein Baby in einem anderen Land lassen musste?“, fragt sie. Es ist eine Geschichte von tausenden, die nun erzählt werden und aufrütteln sollen. An diesem Freitag stimmen die Iren in einem historischen Referendum über den achten Zusatz der Verfassung ab, der das Recht auf Leben des ungeborenen Kindes auf die gleiche Stufe mit dem der Mutter stellt. Die Umfragen sehen das „Ja“-Lager und damit jenes, das eine Abschaffung des Artikels 40.3.3. befürwortet, knapp vorne.

„Mein Körper, meine Entscheidung“ steht auf diesem Plakat, das die Abtreibungs-Befürworter aufgehängt haben.
Foto: Artur Widak, afp

Doch der Vorsprung ist in den vergangenen Monaten geschmolzen. Und ein Viertel der Wähler hat sich noch nicht entschieden, ob es zu einer Angleichung an die Gesetze der meisten EU-Staaten kommen soll, wonach ein Schwangerschaftsabbruch bis zur zwölften Woche legal ist. Dutzende Aktivisten beider Seiten verteilen deshalb an diesem Tag auf Dublins Einkaufsmeile Grafton Street Broschüren und suchen das Gespräch mit Passanten. „Es bricht einem das Herz, dass in Großbritannien 90 Prozent aller Babys mit Downsyndrom abgetrieben werden, finden Sie nicht auch?“, fragt ein junger Mann mit „No“-Sticker auf der Jacke.

Die Risse, die sich durch die Gesellschaft ziehen, zwischen Tradition und Moderne, Kirche und Liberalen, sind im ganzen Land sichtbar. Jede Straßenlaterne ist zugepflastert mit bunten Plakaten. Die Ja-Kampagne appelliert an „Mitgefühl und Respekt“, erinnert an die Gesundheit der Betroffenen und fordert: „Vertraut Frauen. Unsere Körper, unsere Wahl.“ „Wirkliches Mitgefühl tötet nicht“, steht dagegen in roten Buchstaben auf einem Plakat des „Rettet den Achten“-Lagers. „Ich bin neun Wochen alt. Ich kann gähnen und treten. Schafft mich nicht ab“, lautet der Spruch neben dem Ultraschallbild eines Fötus.

Es schmeckt nach Aufbruch. Aber es herrscht große Nervosität

Vor den Pubs im Kneipenviertel stehen am Nachmittag Touristen und Einheimische mit einem Pint Guinness in der Hand. Aus dem Innern dringt Livemusik. Etliche Leute tragen einen der bunten Buttons mit dem „Yes“ am Revers. „Der Achte muss endlich weg“, sagt die 25-jährige Kate. Es herrscht ausgelassene Stimmung, die nach Aufbruch schmeckt und doch mit Nervosität gespickt ist. „Es geht nicht darum, für oder gegen Abtreibung zu sein, sondern darum, dass den Frauen die Wahl gegeben wird, dass der Staat sie als mündig betrachtet“, sagt Kate, die eigentlich in London lebt und eigens für die Abstimmung eingeflogen ist. Überhaupt landen seit Tagen Irinnen und Iren aus aller Welt auf der Grünen Insel, um in der Heimat ihre Stimme abzugeben.

„Jede Stimme zählt“, sagt Pauline Conroy. Die Aktivistin hat eine kleine Ausstellung am Ufer des Flusses Liffey kuratiert, die an den jahrzehntelangen Kampf der Frauen erinnert. Der achte Zusatz wurde 1983 durchgesetzt, ebenfalls per Referendum und als Reaktion der katholischen Kirche auf die zunehmende Säkularisierung. Heute reisen jeden Tag zehn bis zwölf Frauen ins Ausland, um dort ihre Schwangerschaft zu beenden, so konservative Schätzungen. „Wir fühlten uns im Stich gelassen, als ob wir ein Verbrechen begingen“, sagt Tracey.

Es ist alles vorbereitet für das irische Referendum. Auch in diesem Wahllokal auf der Insel Inishbofin im County Donegal.
Foto: Clodagh Kilcoyne, dpa

All jenen, die sich das teure Prozedere nicht leisten können, bleibt nur eine Alternative: illegale Abtreibungspillen zu nehmen. Im Internet offeriert für 70 Euro pro Stück. Verbände nehmen an, dass in den letzten zwölf Monaten rund 1000 Frauen auf dieses Mittel zurückgegriffen haben. Premierminister Leo Varadkar, vor seiner Karriere in der konservativen Partei Fine Gael praktizierender Arzt, befürchtet, bei einem Nein-Sieg sei es nur eine Frage der Zeit, bis jemand nach der unkontrollierten Einnahme solcher Tabletten verblute.

Er setzt sich mittlerweile für eine Reform des strikten Abtreibungsrechts ein. „Wir können nicht weiterhin unsere Probleme exportieren und unsere Lösungen importieren“, sagt Varadkar. Sein politisches Schicksal hängt wohl auch vom Ergebnis ab. Bei einem Ja-Votum müsste das Gesetz zunächst das Parlament passieren. Die größte Oppositionspartei, Fianna Fail, toleriert zwar Varadkars Minderheitsregierung, ist beim heiklen Thema Abtreibung aber tief gespalten.

Kathy Sinnott ist wie Pauline Conroy seit 35 Jahren aktiv, doch auf der anderen Seite. „Das Leben jeder einzelnen Person ist heilig und wertvoll – von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod“, sagt die ehemalige Abgeordnete im Europa-Parlament und neunfache Mutter. An den Aktionen der Pro-Leben-Kampagne nehmen überraschend viele junge Menschen teil.

Vicky geht es nicht um die Kirche. Es geht ihr ums Land

Dagegen tritt die Kirche auffallend wenig in Erscheinung. Nach etlichen Skandalen in den letzten Jahren hat sie sich weitgehend aus der Debatte zurückgezogen – obwohl sich 87 Prozent der Iren als katholisch bezeichnen. In dem Land, das durch das kirchliche Patriarchat geprägt ist, ist das Thema Abtreibung noch immer mit Stigma und Schande belegt. Die Irish Times schreibt von „Irlands letztem Tabu“. Es herrsche in Teilen der Gesellschaft der Verdacht, dass eine Lockerung des Rechts dazu dient, „eine Abtreibungskultur in Gang zu setzen, die Irland verderben wird“, so eine Kommentatorin.

Vicky, eine 21-jährige Studentin, die jeden Nachmittag Flyer verteilt und auf zwei Pro-Life-Märschen mit tausenden anderen lautstark „Rettet Leben“ gefordert hat, findet, es sei genug mit der Liberalisierung. Ihr wie auch vielen ihrer Freunde gehe es weniger um religiöse Überzeugungen, sagt sie, als um Menschenrechte und die Bewahrung des einzigartigen Wesens Irlands. Neben der Aktivistin ist eine kleine Bühne aufgebaut, auf der ein Abtreibungsgegner nach dem anderen auftritt. Die Ansprachen an das Publikum beginnen stets mit denselben Worten: „Meine Mutter hat fast abgetrieben. Hätte sie es getan, stünde ich jetzt nicht hier.“

Eine Passantin hält kurz inne, dreht sich zu ihrer Freundin um und sagt: „Sie hatte aber auch keine Wahl.“

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