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Interview
14.11.2014

Warum wenden sich junge Männer den Salafisten zu?

Knapp 7000 Salafisten gibt es in Deutschland. Die radikale Strömung, bei der es um die wörtliche Auslegung des Korans geht, zieht gerade junge Männer an.
Foto: dpa

Sie heißen David oder Erhan, schwärmen für den Terror oder ziehen in den Heiligen Krieg. Kriminologin Ursula Gasch über die Faszination des Extremen, geschürte Angst und echte Gefahr.

Wie gefährlich ist Salafismus wirklich für Deutschland?

Ich glaube, dass das Potenzial des Themas lange unterschätzt wurde. Es gab in der Vergangenheit sehr wohl Insider in den Behörden, die darauf hingewiesen haben. Die Aussage, man habe es nicht kommen sehen, greift daher etwas zu kurz.

Aus welchen Gründen wenden sich junge Männer den Salafisten zu?

Betrachtet man die Mechanismen, weshalb sich vor allem junge Erwachsene bis etwa 30 Jahren radikalisieren, geht es meist um zutiefst menschliche und geradezu archaische Dinge: Bestätigung, Sinnsuche, Männlichkeitsfantasien, Wurzelsuche, Pop- und eine hochpolitisierte Jugendkultur. Dazu propagieren die Führungspersonen der Szene, dass Dschihad Spaß macht. Teilweise spielt auch schlichte Langeweile eine Rolle. Wenn man sich die Geschichte ansieht, ist das keine wirklich neue Sache, Mitläufertum und Aktivisten gab es schon früher. Deradikalisierung beginnt mit der unvoreingenommenen Analyse des Einzelfalles.

Im Fall von Erhan A. aus Kempten gab es kurz vor der Festnahme eine sogenannte Gefährderansprache. Die Polizei hat ihn aufgesucht und mit ihm gesprochen. Er bezeichnet die Beamten selbst aber als „Kufar“, als Ungläubige, die nicht einmal die Schuhe ausgezogen haben in der Wohnung.

Daran sieht man, dass eine solche Maßnahme genau die gegenteilige Wirkung haben kann, wenn sie nicht von den richtigen Personen ausgeführt wird. Man benötigt eine Person, die als Autorität anerkannt wird und Betroffene dort abholt, wo sie stehen.

Das klingt, als wäre die Polizei oftmals überhaupt nicht die richtige Stelle für solche Maßnahmen?

Ja, das stimmt. Es kann je nach Fall sogar ein Imam oder eine andere Person mit Vorbildfunktion für den Betreffenden sein. Ich meine, man kann auch den Polizisten nicht immer noch etwas obendrauf packen. Generell denke ich, wir brauchen beim Salafismus mehr Fachleute, mehr Personaleinsatz, eine bessere Verzahnung der Disziplinen und auch Leute, die nicht nur am grünen Tisch über Radikalisierung reden, sondern auch in der Praxiserprobtsind.(Um)Lernen sowie die Übernahme von Denkmustern erfolgen über Akzeptanz und Identifikation mit dem Gegenüber. Nur wen wir respektieren, nehmen wir ernst. Deshalb läuft staatliche Autorität bei Salafisten oft ins Leere.

Erhan A. aus Kempten hat vor seiner Abschiebung monatelang Interviews gegeben, Salafistenprediger Sven Lau wurde kürzlich im „Focus“ als „Staatsfeind Nummer eins“ bezeichnet. Welche Wirkung hat die derzeitige öffentliche Wahrnehmung und mediale Aufmerksamkeit auf die Szene?

Durch solche Bezeichnungen wie „Staatsfeind“ gibt man diesen Leuten genau das, was sie wollen: Bedeutung. Das stärkt die Männlichkeit, jemand wird – wie bei einer Castingshow – zum Superstar und Idol. Damit meine ich nicht, dass man darüber nicht berichten soll. Berichterstattung ist wichtig und gehört zur Demokratie. Aber es kommt elementar auf das Wie an. Es ist zu bedenken, dass speziell Fernsehbilder recht heftige Reaktionen in der Bevölkerung auslösen und schnell Angst geschürt wird.

In vielen Städten gibt es inzwischen Demonstrationen gegen Salafismus – wir sprechen nicht von den Hooligandemos und den gewaltsamen Protesten in deutschen Großstädten. Wie sehen Sie friedliche Proteste?

Das ist gelebte Demokratie. Es ist wichtig, als Bürger den Raum zu haben, Farbe zu bekennen und den Mut zu haben, für die eigene Meinung einzutreten. Demonstrationen – im entsprechenden Rahmen – sind unbedingt wichtig. Ein weiterer Aspekt ist: Wer sind die Entscheider in der Politik? Es handelt sich meist um Leute, die deutlich jenseits der 30 sind. Gleichzeitig haben sich Technologie und weltweite Vernetzung rasend schnell entwickelt, eine Welt, in und mit der die Jüngeren großgeworden sind. Im Gegensatz zu den Entscheidern. Auch deshalb wurde das Potenzial im Salafismus unterschätzt. Die Akteure sind weltweit vernetzt und man darf keineswegs denken, dass alle Mitglieder der Szene schlicht gestrickt sind; da gibt es auch solche, die durchaus über einen guten intellektuellen Unterbau verfügen. Das sagt aber noch nichts über die Reife eines Menschen.

Heißt das, dass die Gefahr von Anschlägen in Deutschland gestiegen ist? Sind wir dafür bislang ausreichend gerüstet?

Wir können mit Anschlägen rechnen, die Frage ist nur, wann. Dafür sind wir aus meiner Sicht derzeit nicht ausreichend gerüstet. Wir dürfen jetzt aber nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern es gilt, dem Problem und seinen Ausformungen an der Wurzel zu begegnen. Und dies beginnt mit der Frage, wie Radikalisierung funktioniert.

Wenn man sich die deutschen Syrien-Kämpfer ansieht, was geschieht bei den Leuten, die Anschläge begehen?

Diese Leute werden oft Wochen oder Monate intensiv auf ein Attentat vorbereitet, da findet eine effektive, ausgeklügelte Gehirnwäsche statt. Auch werden oft mehrere Täter gleichzeitig losgeschickt, um sozialen Druck aufzubauen: Wenn ich das nicht mache, macht es der andere, und wie stehe ich dann da? Natürlich würden das viele nicht zugeben, aber diese Angst spielt auch bei den Tätern eine Rolle. Motive wie Rache und Ruhm und Reaktion von außen begünstigen eine Radikalisierung. Anführer solcher Netzwerke emotionalisieren junge Männer mit dem Leid anderer. Das ist nicht neu und nicht ungewöhnlich, aber wir benötigen mehr Fachleute und eine bessere interdisziplinäre Vernetzung.

Dr. Ursula Gasch ist Diplompsychologin und Kriminologin aus Tübingen, tätig als forensische Gutachterin, Dozentin und Beraterin verschiedener Institutionen und lange Mitglied in der Verhandlungsgruppe der Polizei.

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