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Bundestagswahl 2017
21.04.2017

Was hinter dem Erfolg der AfD steckt

Die AfD verliert Wähler - ist aber immer noch sehr erfolgreich.
Foto: Markus Scholz, dpa (Symbolbild)

Das brandenburgische Frankfurt gilt als eine Hochburg der AfD. Alexander Gauland persönlich will sich dort in den Bundestag wählen lassen. Seine Anhänger suchen einfache Antworten.

An einem trüben Aprilabend steht Wilko Möller in einer Turnhalle und denkt nach. „Zum Beispiel der Euro“, sagt er nach einer Weile, da rechnet er jedes Mal um, auch noch nach 15 Jahren. Zehn Mark, überlegt sich Möller dann manchmal, die hätte er früher nicht so schnell ausgegeben. Fünf Euro aber zieht man leichter mal aus der Tasche. „Also“, sagt er, „haben wir heute eigentlich weniger Geld als früher.“

Der Ärger über den Euro, er hat die AfD vor vier Jahren nach Deutschland gebracht und Wilko Möller zur AfD.

Möller, 51 Jahre, Sportjacke, Bürstenhaarschnitt, ist Bundespolizist und Ortsvorsitzender der Partei im brandenburgischen Frankfurt (Oder). Er hat sich ein paar Minuten Zeit genommen, obwohl er eigentlich gar keine Zeit hat. Gerade stand er noch im Stau, 20 Kilometer zwischen Berlin und Frankfurt.

Streit um die Vorsitzenden

Jetzt muss er mit seinen Parteikollegen in der Turnhalle Teppich ausrollen und Stühle hereinschleppen. Am nächsten Tag soll hier der Landesparteitag stattfinden. Parteivize Alexander Gauland wird da sein und mit ihm Björn Höcke, der umstrittene Thüringer AfD-Vorsitzende.

Es ist kein Zufall, dass sie sich ausgerechnet hier treffen, in einer Stadt im Osten Brandenburgs. Denn Frankfurt ist nicht irgendein Ort. Für die AfD ist es ein Ort der Hoffnung. Besonders jetzt, wo die Partei kurz vor dem Bundesparteitag durch interne Grabenkämpfe in ein Umfrage-Tief gerutscht ist.

Die Stadt gilt als Hochburg der Alternative für Deutschland, seitdem sie bei der Landtagswahl jeder Fünfte gewählt hat. 2014 war das, lange also bevor Tausende Flüchtlinge am Münchner Hauptbahnhof ankamen und Alexander Gauland hoffte, niemals einen Nachbarn namens Boateng zu bekommen.

Bei der Kommunalwahl im gleichen Jahr holte die AfD fast zwölf Prozent. Zur Bundestagswahl im September tritt nun Gauland persönlich in dem Wahlkreis an. Mit ihm will die AfD in Frankfurt an den großen Parteien vorbeiziehen.

Die Vorstellung ist weit weg, absurd ist sie nicht. Wie aber konnte es so weit kommen?

Frankfurt an der Oder: Eine Hochburg der AfD

Björn Höcke, der Fraktionsvorsitzende der AfD im Thüringer Landtag, beim Landesparteitag der AFD in Frankfurt am Main. Die Debatte um seinen Ausschluss ist noch nicht vorbei.
Foto: Bernd Settnik, dpa

Frankfurt (Oder) liegt am äußersten Rand Deutschlands, dort, wo die Ansagen im Regionalexpress erst in Deutsch und dann in Polnisch aus dem Lautsprecher kommen. 60.000 Menschen wohnen hier, früher einmal waren es fast 100000. Es ist eine Stadt, deren Geschichte man an den Bauwerken ablesen kann, die guten Jahre und die schlechten. Da sind das gotische Rathaus, eines der ältesten des Landes, und die renovierten Gründerzeithäuser. Und da sind, so hoch, dass man sie nicht übersehen kann, die sozialistischen Plattenbauten, grau und verlassen.

Vor der Wende gab es in Frankfurt ein Halbleiterwerk, 8000 Menschen waren dort beschäftigt. In den Jahren danach sind vor allem die Jungen weggegangen. Nach Hamburg, nach München oder einfach nur nach Potsdam. Dorthin, wo es Arbeit gab. Zurückgeblieben ist eine Stadt, die zu groß geworden ist für ihre Einwohner.

Wegen demografischem Wandel zur AfD

Fragt man Wilko Möller nach den Problemen der Stadt, dann redet er deshalb nicht sofort über Einwanderung und Flüchtlinge, auch nicht über die Grenzkriminalität, sondern über den demografischen Wandel. In Frankfurt werden jedes Jahr mehr Menschen begraben als auf die Welt gebracht, die Stadt schrumpft nicht nur, sie wird vor allem älter. Investoren bauen leere Schulen und Wohnheime zu Seniorenresidenzen um, es ist ein lukratives Modell.

Niedrige Renten, Abstiegsangst, die Kluft zwischen Arm und Reich – das sind Themen, mit denen bisher SPD und Linkspartei Wähler gewonnen haben. Auch in Frankfurt hat die Linkspartei bei der Kommunalwahl 30 Prozent bekommen. Und doch hat die Partei mit jedem Wähler, den die AfD gewonnen hat, Stimmen verloren.

Das Hauptargument für Möller sei der demografische Wandel. Deshalb habe er sich damals der Alternative für Deutschland angeschlossen.
Foto: Rolf Vennenbernd, dpa (Symbolfoto)

In Frankfurt zeigt sich, was sich in vielen Orten im Land und in ganz Europa zeigt: Es sind oftmals links geprägte Orte, die ehemaligen Arbeiterstädte, in denen Rechtspopulisten Erfolge feiern. Und in denen die Unzufriedenheit über „die da oben“ größer scheint als anderswo. Die Menschen, die einem auf dem AfD-Parteitag begegnen, reden gern von Werten und von Heimat, genauso wettern sie aber auch gegen hohe Managergehälter, die Brüsseler Bürokratie oder eine vermeintliche Zensur in den Medien.

Wilko Möller, der Ortsvorsitzende, steht gleich zu Anfang auf dem Podium. Drei Tage vorher haben Unbekannte einen Farbbeutel auf das Frankfurter AfD-Büro geschleudert. Es ist bereits der dritte, seitdem es das Büro gibt. „Wir halten hier durch“, ruft Möller in den immer lauter werdenden Applaus.

„Wir lassen uns unsere Meinungspolitik nicht kaputt machen durch Farbbeutel.“ Ein Mann im Publikum trägt einen Kapuzenpulli. Er ist leuchtend blau, so wie die Plakate, die sie ringsherum in der Halle aufgehängt haben. Wir, steht auf dem Pullover, wir sind die Guten.

Die Menschen hier in der Turnhalle, sie sehen sich auf der richtigen Seite, alle anderen auf der falschen. Martin Patzelt ist einer von diesen anderen. Er sitzt für die CDU im Bundestag und ist der Mann, auf dessen Stuhl es Alexander Gauland abgesehen hat. Patzelt wird im Sommer 70. Er hat fünf Kinder und sieben Enkel. Eigentlich, sagt er, habe er ziemlich viele Pläne, die nichts mit Politik zu tun haben. Die stellt er aber erst einmal hintenan. Denn, betont er, der AfD und Gauland seinen Wahlkreis überlassen, „das kann ich nicht machen“.

Patzelt hat weiße Haare und ein fröhliches Lachen, der Politiker sieht mindestens fünf Jahre jünger aus. Er kann leidenschaftlich und viel reden, ein wenig wirkt er wie die brandenburgische Version von Winfried Kretschmann. Vor allem aber ist er so etwas wie der Gegenentwurf zu Alexander Gauland. Im vergangenen Sommer machte er bundesweit Schlagzeilen, als er in seinem Haus zwei junge Flüchtlinge aus Eritrea aufnahm. Ginge es nach ihm, würde das Modell in ganz Deutschland Schule machen, genauso wie eine Arbeitspflicht für Flüchtlinge.

Der 69-Jährige ist überzeugter Katholik. Sein Glaube, sagt er, lasse gar nichts anderes zu, als geflüchteten Menschen zu helfen. Er ist aber auch Pragmatiker. Patzelt hat Sozialarbeit studiert, leitete schon mit Mitte 20 ein Kinderheim. In die Politik kam er erst nach der Wende. Acht Jahre lang war er Oberbürgermeister in Frankfurt. Als er 2013 für den Bundestag kandidierte, holte er aus dem Stand über 30 Prozent und löste den langjährigen Abgeordneten der Linkspartei ab.

 „Viele Leute haben mich damals gewählt, obwohl ich in der CDU bin“, erzählt er. Die Menschen mögen ihn. Auch weil er viele solcher Sätze sagt, ehrliche Sätze, die man von anderen Politikern selten hört. Zum Beispiel, dass die AfD durchaus einige richtige Fragen stelle. „Aber“, betont er dann, „sie gibt nicht die richtigen Antworten.“

Patzelt ist keiner, der die Menschen noch in ihrer Wut und in ihren Ängsten bestärkt. Vor Kurzem hat eine Frau ihm auf dem Internet-Portal Abgeordnetenwatch ihre Sorgen geklagt: Deutschland gehe es von Jahr zu Jahr schlechter, vor 40 Jahren war alles noch besser. „Was“, fragte die Frau, „stimmt in diesem Land nicht?“ Patzelts Antwort war fast ungehalten: „Wenn Sie vor 40 Jahren schon gelebt haben, dann dürfen Sie so etwas nicht schreiben, wenn Sie es nur gehört haben, nicht glauben.“

Armut, schrieb er, sei sehr relativ. Was viele Menschen dafür hielten, sei nur ein subjektives Empfinden. Denn die Menschen könnten sich heute viel mehr leisten, das wecke Begehrlichkeiten. Es ist die Antwort eines Mannes, der mit 13 Geschwistern aufgewachsen ist und der weiß, dass früher nicht alles besser war.

Wenn die Wähler im September in Frankfurt abstimmen, dann nicht nur darüber, welche Partei sie künftig im Bundestag vertritt. Sie wählen auch einen bestimmten Typus Mensch und eine bestimmte Art, dem Leben zu begegnen. Patzelt oder Gauland, „wir schaffen das“ oder „wir wollen nicht mehr“. Man könnte auch sagen, sie müssen sich entscheiden: zwischen dem Blick nach vorne und dem zurück.

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