Wer stoppt Nordkoreas Diktator?
Das Kräftemessen mit den USA droht zu eskalieren. Nun kommt es auf den wichtigsten Verbündeten des Despoten an
Für Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ist es ein Kräftemessen mit den USA. Zur Rhetorik gehört es, immer und immer wieder zu erklären, für einen Atomkrieg gewappnet zu sein – und die Supermacht besiegen zu können. Den ersten Test einer nordkoreanischen Interkontinentalrakete am Dienstag bezeichnete Kim als Einleitung der entscheidenden Phase in dem Konflikt. Die Hwasong-14 genannte Rakete könnte einen großen Atomsprengkopf bis in die USA tragen, behauptet der Despot. Das wird von Experten zwar bezweifelt, doch hat Pjöngjang mit dem Test eine rote Linie überschritten. Die USA feuerten ihrerseits bei einer gemeinsamen Militärübung mit Südkorea Kurzstreckenraketen ins Meer und simulierten damit einen Angriff auf Nordkorea. US-Präsident Donald Trump erhob schwere Vorwürfe gegen Kim und dessen wichtigsten Verbündeten China.
Die Amerikaner befürchten, Nordkorea könne es gelingen, eines Tages atomwaffenfähige Interkontinentalraketen aufzustellen, die das gesamte US-Territorium erreichen können. Südkorea befürchtet, dass der Spielraum für Verhandlungen immer kleiner wird, je mehr Nordkorea seine Raketentechnik perfektioniert. Zugleich wächst die Drohkulisse der Amerikaner.
Der nordkoreanische Diktator schließt Verhandlungen über seine Atomwaffen aus. Militärisch betrachtet sich das wirtschaftliche marode Nordkorea damit als unangreifbar – eine Art Überlebensgarantie für die Regierung, die sich einer ständigen Bedrohung von außen ausgesetzt sieht. Das Land arbeitet deshalb mit Hochdruck an der Entwicklung von Raketen, die einen Atomsprengkopf bis in die USA befördern können. Allerdings ist es oft schwierig zu sagen, was Rhetorik, was Wirklichkeit ist. Das gilt auch für die Behauptung, mit der Rakete könnten Ziele überall in der Welt erreicht werden. Nach erster Einschätzung von US-Experten liegt die Reichweite der Rakete bei 6700 Kilometern. Das wäre genug, Alaska zu erreichen, aber nicht die Kernstaaten der USA.
Die Amerikaner schließen eine militärische Option im Konflikt mit Nordkorea nicht aus, setzen aber bisher auch auf China. Der politische Einfluss Pekings auf den traditionellen Verbündeten Pjöngjang scheint jedoch deutlich gesunken zu sein – obwohl 90 Prozent des Außenhandels Nordkoreas mit den Chinesen betrieben werden. Nach dem Raketentest kritisierte Trump, der Handel zwischen China und Nordkorea sei im ersten Quartal um fast 40 Prozent gewachsen. „So viel dazu, dass China mit uns zusammenarbeitet – aber wir mussten es auf einen Versuch ankommen lassen!“, twitterte der US-Präsident.
Wie könnte also eine Lösung in dem Konflikt aussehen? Einig sind sich die USA, China und Russland darin, dass der Atomstreit mit Nordkorea ein großes Sicherheitsrisiko für die gesamte Region birgt. Peking und Moskau schlagen deshalb vor, dass Pjöngjang seine Waffentests einstellen solle. Im Gegenzug sollten die USA und ihr Verbündeter Südkorea auf gemeinsame Großmanöver verzichten. Damit würde der Konflikt nicht beigelegt, aber zunächst entschärft. (dpa, afp)
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