Werden "stinkende" Diesel-Fahrzeuge aus der Stadt verbannt?
Autos mit Diesel-Motor, die nicht dem neuesten Standard entsprechen, erhöhen die Feinstaubwerte. Sie könnten aus Städten verbannt werden. Wo in Bayern Grenzen überschritten werden.
In Stuttgart soll es ab dem kommenden Jahr Fahrverbote für bestimmte Fahrzeuge geben, wenn wieder einmal die Belastung der Luft mit Feinstaub die zulässigen Grenzwerte zu oft überschreitet. Insbesondere Diesel-Fahrzeuge, die älter als zwei Jahre sind und nicht die Euro-6-Abgasnorm einhalten, könnten ausgesperrt werden. In Stuttgart werden die international geltenden Grenzwerte am häufigsten überschritten.
Wo entsteht Feinstaub?
Dieselruß, Reifenabrieb oder Abgase von Industrie-, Kraftwerks- oder Heizungsanlagen können den schädlichen Feinstaub verursachen. Für Teilchen mit einem maximalen Durchmesser von 10 Mikrometer (entspricht einem tausendstel Millimeter) liegt der Tagesgrenzwert bei 50 Mikrogramm pro Kubikmeter, er darf nicht öfter als 35 Mal im Jahr übertreten werden.
Was bewirkt Feinstaub?
Je nach Größe dringen die Schadstoffpartikel unterschiedlich tief in den menschlichen Stoffwechsel ein. Ultrafeine Teilchen mit weniger als 2,5 Mikrometern Durchmesser können sich in Bronchien und Lungenbläschen festsetzen und sogar ins Blut übergehen. Kurzfristig können Asthma-Attacken und Husten auftreten, auf lange Sicht kann Feinstaub auch chronische Atemwegserkrankungen, Lungenkrebs, Bluthochdruck, Schlaganfälle oder Herzinfarkte auslösen. Umweltbehörden gehen von jährlich rund 10.600 so verursachten vorzeitigen Todesfällen in Deutschland aus.
Wie viel Feinstaub wird in bayerischen Städten ausgestoßen?
Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt ist die Höchstgrenze für Feinstaub von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft in diesem Jahr schon an vielen Tagen überschritten worden. Hier der aktuelle Stand bis 21. Februar.
- München: Messstation am Stachus: 20 Überschreitungstage.
- München: Landshuter Allee: 19.
- Augsburg: Karlstraße: 18.
- Neu-Ulm: Gabelsbergerstraße: 11.
- Nürnberg: Von-der-Tann–Straße: 22.
- Würzburg: Stadtring Süd: 20.
Wo gab es 2016 im übrigen Bundesgebiet die häufigsten Überschreitungen des Grenzwertes?
- Stuttgart: Am Neckartor: 63.
- Halle/Saale: Paracelsusstraße: 26.
- Gelsenkirchen: Kurt-Schumacher-Straße: 26.
- Esslingen: Grabbrunnenstraße: 26.
- Leipzig: Lützner Straße: 21.
- Tübingen: Mühlstraße: 21.
- Stuttgart: Arnulf-Klett-Platz: 20.
- Berlin-Neukölln: Karl-Marx-Straße: 18. (Quelle: Umweltbundesamt)
Was ist die Euro-6-Norm?
Für Autos, Lkw und Motorräder gibt es europaweit geltende Vorschriften. Darin sind Grenzwerte für giftige und klimaschädliche Stoffe festgelegt, die Fahrzeuge bei laufendem Motor ausstoßen dürfen. Je nach Schadstoffausstoß sind die Fahrzeuge in einzelne Klassen aufgeteilt und bekommen entsprechende farbige Plaketten, sofern eine Abgasreinigung eingebaut ist.
Die besonders schadstoffarme Klasse Euro 6 ist seit September 2014 für alle neuen Pkw-Typen und seit September 2015 für alle neuen Pkw verbindlich vorgeschrieben. Für Fahrzeuge mit Ottomotor gilt ein Stickoxid-Grenzwert von 60 Milligramm pro Kilometer. Für Diesel gelten 80 Milligramm. Deren Motoren dürfen zudem nicht mehr als 4,5 Milligramm Rußpartikel pro Kilometer ausstoßen. Für sie gibt es seitdem auch einen Grenzwert für Feinstaubpartikel, für Ottomotoren mit Direkteinspritzung erst jetzt.
Wie schaut es bei Lastwagen und Bussen aus?
Für sie gilt seit Ende 2012 ähnlich eine Abgasnorm Euro VI.
Wie viele besonders schadstoffarme Autos fahren bereits auf Deutschlands Straßen?
Anfang 2016 gab es in Deutschland etwa 3,1 Millionen Pkw mit der Emissionsklasse 6, davon rund 1,4 Millionen Diesel. Knapp 11000 Busse und 81000 Laster sowie rund 74000 Sattelzugmaschinen erfüllten die Abgasnorm Euro IV.
Wie sind sie gekennzeichnet?
Bisher noch gar nicht. Aber die Stimmen werden immer lauter, eine blaue Plakette einzuführen, damit sie sich von den „Stinkern“ besser unterscheiden. Auch die Kontrolle von Fahrverboten ließe sich dadurch erleichtern.
Was bringt das in Baden-Württemberg beschlossene mögliche Fahrverbot?
Aus einem Gutachten zur Lage in Stuttgart geht hervor, dass eine Fahrberechtigung nur für Diesel mit Euro 6 und Benziner mit mindestens Euro 3 alle anderen möglichen Maßnahmen zur Feinstaubreduzierung um Längen schlägt. Die Stickoxidwerte ließen sich um 95, die für Feinstaub um 14 Prozent senken.
Was wären diese anderen möglichen Maßnahmen?
Lkw-Durchfahrtverbote, mehr Elektromobilität, Tempolimit oder auch Citymaut, um den Verkehr auf Bus, U- und S-Bahn sowie Fahrrad umzulenken. (mit dpa, afp)
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Die im Titel des Artikels gestellte Frage (Werden "stinkende" Diesel-Fahrzeuge aus der Stadt verbannt?") wird leider im Text nicht ansatzweise beantwortet.
Wenn Herr Bomhard wieder einmal über das Thema schreibt, sollte er sich besser informieren und nicht alles durcheinanderbringen. Es geht weder in Augsburg noch beim Diesel vorwiegend um die Feinstaubbelastung, sondern um die Stickoxidbelastung. In anderen Medien stand zu diesem Thema in den letzten Tagen einiges. Es sollte auf dieser Basis doch auch für einen Redakteur der Augsburger Allgemeinen möglich sein, mit etwas Sorgfalt die Augsburger Verhältnisse in Sachen Schadstoffbelastung zu beleuchten.
Herr Bomhard hat übrigens vergessen zu erwähnen, dass es der CSU-Minister Dobrindt ist, der eine blaue Plakette und damit die Voraussetzung für den Gesundheitsschutz der Bürger verhindert. Bei der CSU stehen im Zweifel nämlich immer die Interessen der Industrie über denen der Bürger.
Um in der eigenen Umgebung die Feinstaubbelastung in der Luft zu untersuchen, gibt es ein Open-Source-Projekt aus Stuttgart namens:
http://luftdaten.info
Dort kann man für realtiv wenig Geld (knapp 20 &euro und mit wenig technischem Know-How einen eigenen Feinstaubsensor bauen.
Die Daten werden dann auf einer Karte visualisiert:
http://deutschland.maps.luftdaten.info/