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Internet
23.10.2010

Wie sich Erwachsene an Minderjährige heranmachen

Jugendliche surfen, chatten und mailen oft im Internet.
Foto: tf/kd/_tk lof

Jugendliche lieben es, im Internet zu chatten. Doch nicht jeder, der sich dort als netter Bekannter ausgibt, hat auch wirklich gute Absichten. Wie sich Erwachsene im Netz an Minderjährige heranmachen.

Bine chattet unheimlich gern im Internet. Sie trifft sich dort mit ihren richtigen Freunden, quatscht über die Schule und verabredet sich. Fast jeden Tag meldet sich das Mädchen unter ihrem Pseudonym an. Bis zu vier Stunden sitzt sie vor dem Bildschirm - und unterhält sich dabei auch mit wildfremden Menschen. Das ist gerade das Spannende in der Cyberwelt.

Im virtuellen Leben kann jeder das sein, was er will. Auch Bine. Sie will älter sein, also macht sie sich zwei Jahre älter. Muss ja keiner wissen, dass sie erst 13 ist.

Über eine Internet-Freundin lernt sie Mike kennen. Mike ist 15. Ein braun gebrannter fröhlicher Kerl mit halblangen blonden Locken. Mit ihm kann man toll über den Stress mit den Eltern, den Ärger in der Schule und den Zoff in der Clique quasseln. Er versteht sie, anders als ihre Eltern oder die Lehrer.

"Aber wundere dich nicht über meine tiefe Stimme"

Mike hat auch nette Freunde. Zum Beispiel Carsten, seinen gleichaltrigen Stiefbruder. Oder Dieter, 32, den coolen Nachbarn. Nach ein paar Tagen tauschen sie ihre E-Mail-Adressen aus. Sie schreiben sich täglich. Mike hat Bine seine Handynummer gegeben. "Aber wundere dich nicht über meine tiefe Stimme. Ich bin gerade im Stimmbruch", warnt er, bevor sie zum ersten Mal telefonieren. Das Mädchen findet ihn nett und verliebt sich in ihn.

Irgendwann geht es nicht mehr nur um Probleme mit Eltern und Lehrern. Aus dem harmlosen Flirt wird eine dreiste Anmache. Mike überredet Bine, sich vor der Webcam auszuziehen. Stiefbruder Carsten spielt mit Bines Chat-Freundin dasselbe perfide Spiel. Gleichzeitig erzählen die Jungs, die Mädchen würden übereinander lästern. Der Kontakt zwischen den Freundinnen bricht ab.

Der Missbrauch der arglosen Bine geht weiter. Mike droht, er würde die Nacktbilder an der Schule herumzeigen, wenn das Mädchen seine Wünsche nicht erfüllt. Die Dreizehnjährige lässt sich einschüchtern und macht mit. Er erpresst sie zu Webcam-Fotos nach seinen Vorstellungen. Sie holt sogar noch Freundinnen vor die Kamera.

An einem Tag lockt der Junge mit Liebesschwüren und spricht von der Heirat im Internet, am nächsten droht er ihr. Und immer, wenn Bine die Beziehung ein für alle Mal beenden will, schalten sich Nachbar Dieter und Stiefbruder Carsten ein und machen ihr ein schlechtes Gewissen: Sie sei schuld, wenn Mike wieder Drogen nehme, sie sei verantwortlich, wenn sich ihr Freund aus Liebeskummer umbringe. Die beiden haben das Mädchen in der Hand.

Was wie eine konstruierte Geschichte fürs Gruselfernsehen klingt, hat sich so in Südbaden ereignet. Irgendwann fliegt das böse Spiel auf. Eine Freundin vertraut sich ihrer Mutter an, die sofort zur Polizei geht. Bei den Ermittlungen stellt sich schnell heraus, dass der hübsche Mike, sein cooler Stiefbruder Carsten und der nette Nachbar ein und dieselbe Person sind: Dieter S., 32, Bauarbeiter. Die Bilder des Schönlings mit den halblangen Locken hat er im Internet gestohlen.

Selbst als Bine ihn anzeigt und die Polizei ermittelt, lässt Dieter S. nicht locker. Sie könne doch nicht seine Familie zerstören und den Kindern den Vater nehmen, schreibt er ihr. Das Mädchen sagt vor Gericht aus. Sie hätte dies nicht tun müssen. Aber sie will es. Bine, die in Wirklichkeit anders heißt, will Gleichaltrige warnen.

Dieter S. ist einschlägig vorbestraft. Im Mai dieses Jahres wird er vom Landgericht Köln wegen sexuellen Kindesmissbrauchs im Internet in mindestens 30 Fällen zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. "Der Angeklagte ist perfide, verschlagen und übel vorgegangen", sagt der Richter. "Wir gehen davon aus, dass es noch weitere Opfer gibt."

Bine ist Opfer des "Cyber-Groomings" geworden, der gezielten Anmache von Kindern im Internet. Die Täter sind in der Regel erwachsene Männer, die im weltweiten Netz nach Minderjährigen fischen. Männer, wie sie derzeit auch in der TV-Serie "Tatort Internet" auf RTL 2 entlarvt werden sollen.

Für Kinder und Jugendliche ist das Internet ein selbstverständlicher Teil ihres Alltags. 96 Prozent von ihnen haben laut der Shell-Jugendstudie 2010 einen eigenen Internetzugang; im Schnitt fast 13 Stunden pro Woche verbringen sie im Netz. Gerade Mädchen tummeln sich regelmäßig in sozialen Netzwerken wie SchülerVZ, Jappy, My Space oder ICQ. Viele präsentieren sich auf ihren Profilen ein wenig älter als sie sind. Und ein wenig koketter - mit schmachtenden Blicken, Lipgloss-Schnütchen, tiefen Ausschnitten und sexy Posen.

Im Internet können sie verschiedene Rollen ausprobieren. Sie dürfen flunkern, flirten und über ihre Probleme und Sehnsüchte sprechen. Das Netz ist neben der Clique der einzige Ort, an dem die Jugendlichen so miteinander reden können, wie sie wollen. Ein Ort, an dem sich die Erwachsenen nicht ständig einmischen.

Die Universität Köln hat 2005 in einer Studie die sexuelle Belästigung von Kindern und Jugendlichen in Chaträumen abgefragt. Von 1700 Schülern im Alter zwischen zehn und 19 Jahren sagte jeder Dritte, er sei im Netz schon sexuell angesprochen worden. Die Jugendlichen sollten über ihren Körper erzählen ("Hast du schon Brüste?"), bekamen Nacktfotos oder pornografische Filme zugeschickt oder sollten sich vor Webcams befriedigen.

"Solche Idioten sind ständig unterwegs", sagt auch Bine, die jetzt etwas misstrauischer im Netz chattet. Und wie reagiert sie? "Ich klick den Typ halt weg." Die Heranwachsenden finden es zwar "voll eklig", aber nur wenige sprechen mit ihren Eltern oder anderen Erwachsenen über diese unerfreulichen Begegnungen in der virtuellen Welt.

Wie im realen Leben findet auch beim Missbrauch im Netz eine emotionale Verwicklung statt. "Ob in der realen Welt oder im Netz - die Strategien der Täter sind die gleichen", sagt Julia von Weiler, Psychologin bei der Kinderschutzorganisation "Innocence in Danger" (Unschuld in Gefahr). "Dank der scheinbaren Distanz des Internets haben die Täter es sogar noch leichter: Sie müssen keine Mühe aufwenden, das Vertrauen ihres Umfelds zu gewinnen. Online haben sie den direkten Zugang zum Kind."

Das nutzen die vermeintlichen Kinderfreunde aus. Sie suchen in Netzwerken gezielt nach Mädchen und Jungen, die über ihre Probleme plaudern wollen. Den Kindern heucheln sie Verständnis vor, sie präsentieren sich als Gleichaltriger oder väterlicher Freund. Sie locken mit einer Karriere als Filmstar oder machen falsche Liebesversprechen. Sie telefonieren, senden Bilder und Geschenke und geben den Heranwachsenden das Gefühl, wichtig und etwas ganz Besonderes zu sein. Scheinbar nebenbei werden auch sexuelle Themen angesprochen.

80 bis 90 Prozent aller sexueller Missbrauchsfälle finden in Deutschland im "sozialen Nahraum" statt, also im Familien- und Bekanntenkreis. Aber was heißt sozialer Nahraum in Zeiten des Internets? Viele Heranwachsende fallen auf die Illusion herein: Der Fremde im Netz erscheint ihnen als guter Freund.

Vera, 17, erlebt das auf besonders dreiste Weise. Sie sucht eine Freundin im Internet. Nach einer Woche meldet sich eine junge Frau aus Köln: Susanne, 21, Regieassistentin. Ein Glücksgriff. Die beiden verstehen sich blendend. Sie tauschen ihre E-Mail-Adressen aus, plaudern via Internet über ihre Hobbys und all die Fragen, die junge Leute beschäftigen.

"Susanne gibt es nicht. Ich habe dir geschrieben"

"Sie war ehrlich, freundlich, wir haben uns super verstanden", erinnert sich Vera. "Da war überhaupt nichts Perverses dabei." Vera ist glücklich, als ihre Web-Freundin sie nach Köln einlädt. Sie nimmt die Einladung an. Am Hauptbahnhof wartet aber kein Mädchen, sondern ein Mann Mitte vierzig. Er sei der Vater von Susanne, sagt der Unbekannte. Seine Tochter habe einen Unfall und liege im Krankenhaus. "Ich bringe dich zu ihr." Vera steigt zu dem Mann in den Wagen - mit einem mulmigen Gefühl. Als er auf die Autobahn fährt, bekommt sie Angst. "Wo geht es denn hin?", will sie von ihm wissen. Seine Antwort: "Das siehst du dann!" Ihre Angst wird noch größer, als er ihr gesteht: "Susanne gibt es überhaupt nicht. Ich habe dir die ganzen Wochen geschrieben. Und jetzt können wir uns einen schönen Abend machen."

Vera will sofort zum Bahnhof zurück. Sie schreit und tobt und greift ihm ins Lenkrad. An einer Ausfahrt kann die junge Frau die Autotür aufreißen und fliehen. Der Fahrer eines Lieferwagens entdeckt sie und informiert die Polizei.

Nach wenigen Tagen ist der Täter gefunden: Heinz-Dieter F., 47. Der Arbeitslose ist einschlägig vorbestraft. Wegen sexuellen Missbrauchs saß er bereits vier Jahre im Gefängnis. Diesmal kommt er glimpflich davon. Wegen Nötigung wird er im August 2008 vom Kölner Amtsgericht zu einer Geldstrafe von 500 Euro verurteilt.

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