Wird Malu Dreyer Martin Schulz beerben?
Das Amt des SPD-Chefs könnte schneller frei werden, als es Martin Schulz lieb ist. Sollte die SPD gegen eine Koalition abstimmen, hätte Malu Dreyer die besten Chancen auf das Amt.
Für den Fall der Fälle hat sie schon mal vorgebaut. Nein, sagt Malu Dreyer, Parteivorsitzende wolle sie nicht werden. „Ich bleibe hier in Rheinland-Pfalz und daran wird sich auch nichts ändern.“
Das Amt des SPD-Chefs, von Franz Müntefering einst als das Schönste nach dem des Papstes beschrieben – es könnte schneller frei werden, als es Martin Schulz lieb ist. Sollte sich der Parteitag am Sonntag gegen Koalitionsverhandlungen mit der Union aussprechen, wäre das eine krachende Niederlage für Schulz und dessen Rücktritt unausweichlich. Nach den gängigen Regeln der Politik hätte Malu Dreyer dann die besten Chancen, ihn zu beerben, eine erfolgreiche Ministerpräsidentin, der Liebling der Basis, eine erklärte GroKo-Gegnerin noch dazu. Nur wollen müsste sie halt.
Malu Dreyer hat den wohl undankbarsten Part übernommen
Malu Dreyer, 56 Jahre alt, Juristin mit Prädikatsexamen, an Multipler Sklerose erkrankt und seit fünf Jahren Ministerpräsidentin ihres Heimatlandes, hat in der Parteispitze im Moment den wohl undankbarsten Part übernommen. Während Schulz oder Fraktionschefin Andrea Nahles nach den Sondierungsgesprächen wie auf Knopfdruck auf Regieren umgeschaltet haben und wortreich die Ergebnisse der Verhandlungen feiern, sitzen bei ihr die Zweifel noch tief.
Genau deshalb jedoch könnte sie es am Ende sein, die die SPD von der Notwendigkeit einer Großen Koalition überzeugt. Wirbt eine Skeptikerin wie Dreyer für das ungeliebte Bündnis, dann wirkt das um einiges glaubwürdiger als bei Schulz. Ringt die SPD der Union noch ein paar Zugeständnisse ab, dann ist es ihr Erfolg und nicht seiner. Hat sie nicht immer gesagt, in der Gesundheitspolitik oder im Arbeitsrecht müsse noch nachgebessert werden?
Malu Dreyer ist der heimliche Star der SPD
Seit sie auf dem Parteitag im Dezember mit 97,5 Prozent zur stellvertretenden SPD-Vorsitzenden gewählt wurde, ist Malu Dreyer so etwas wie der heimliche Star der Partei. Uneitel, bodenständig, im Zweifel links und immer das Motto ihres Vorgängers und Förderers Kurt Beck im Ohr: nah bei de Leut‘ sein.
So hat sie, obwohl die SPD in den Umfragen weit zurücklag, die letzte Landtagswahl noch gegen ihre Herausfordererin Julia Klöckner gewonnen. So hat sie langsam aber sicher in der Bundespartei an Popularität und Einfluss gewonnen. Und so soll sie nun beim Parteitag in Bonn auch ein dialektisches Paradoxon wagen: gegen eine Große Koalition zu sein - und irgendwie doch dafür.
Sie selbst hat dabei am wenigsten zu verlieren. In ein Kabinett Merkel, hat Malu Dreyer gerade erst beteuert, gehe sie sowieso nicht. Und wenn Schulz als Parteichef scheitert, müssen andere die Scherben zusammenkehren: „Ich stehe nicht zur Verfügung, weder heute noch morgen noch in zwei Jahren.“
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Nimmt man den Gesundheitszustand als Maßstab wäre Frau Dreyer als Vorsitzende der SPD denkbar