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Terror
25.11.2015

Woher kommt die mörderische Entschlossenheit der Paris-Attentäter?

Propagandabild des IS-Terroristen Abdelhamid Abaaoud.
Foto: Dabiq, afp photo

Die Attentäter von Paris haben mit ihren Anschlägen die Welt erschüttert. Wie konnten junge Männer und Frauen eine derart mörderische Entschlossenheit entwickeln?

Es ist mehr als zehn Jahre her, dass Ismaël Omar Mostefaï das Gymnasium Georges Brassens in Courcouronnes, einer Vorstadt im Süden von Paris, besucht hat. Dass sie sich trotzdem immer noch an diesen „extrem schwierigen“ Schüler erinnert, sei daher kein gutes Zeichen, sagt eine ehemalige Lehrerin. „Damals sprach man noch nicht von Radikalisierung. Aber er gehörte zu diesen jungen Leuten, die ständig im Unterricht fehlen, mit der Schule nichts am Hut haben und irgendwo zwischen Rebellion und Unverschämtheit schwanken.“

Auch heute gebe es in diesem sozialen Brennpunkt von Courcouronnes viele Jugendliche wie Mostefaï, die mit der Schule und ihren Familien brechen und auf Abwege geraten. „Irgendwann ist man nicht mehr überrascht, wenn ein kleiner Dieb eines Tages eiskalt Leute töten kann.“ So war es bei dem 29-Jährigen, der mit zwei anderen Terroristen vor knapp zwei Wochen in die Pariser Musikhalle „Bataclan“ eindrang und dort 89 Menschen erschoss, bevor er sich selbst in die Luft sprengte.

Welche Rolle spielen die Orte, in denen Attentäter aufwachsen?

Radikalisiert haben soll er sich zwar in der 100 Kilometer südlich von Paris gelegenen Stadt Chartres, wo er mehrere Jahre lang lebte. Doch dem Bürgermeister von Courcouronnes, Stéphane Beaudet, war Mostefaï bereits als „Kleinganove“ bekannt, der achtmal verurteilt, aber nie inhaftiert worden war. „Solche Formen von Radikalisierung aufzuspüren gehört nicht zum Job eines Bürgermeisters“, verteidigt er sich. „Unsere Rolle besteht darin, das gute Zusammenleben zu fördern, vor allem durch eine umfassende Erziehungs- und Ausbildungsarbeit. Ich kann nicht an der Stelle der Eltern sein, um zu sehen, was ihr Kind um drei Uhr morgens im Internet macht.“

Welche Rolle spielen aber die Orte, an denen die Urheber der blutigen Terrorserie aufgewachsen sind, bei ihrem Abdriften in den Extremismus? Seit die Debatte darüber entbrannt ist, warum Frankreich zum zweiten Mal in nur einem Jahr von blutigen Terrorakten erschüttert werden konnte, richten sich die beunruhigten Blicke auf die Lebensläufe der Täter.

Sofort fallen Gemeinsamkeiten auf, die sie auch mit den Urhebern der Anschläge gegen das Satiremagazin Charlie Hebdo und einen jüdischen Supermarkt im Januar teilen, Amédy Coulibaly und den Brüdern Saïd und Chérif Kouachi. Es handelt sich um junge Franzosen oder Belgier mit Einwanderungshintergrund, die sich dem Islamismus zuwandten. Ihre Radikalisierung war den Behörden bekannt, nicht aber der Grad ihrer mörderischen Entschlossenheit. Meist waren sie zuvor Kleinkriminelle, stammten aus schwierigen familiären Verhältnissen – und aus verarmten Vorstadt-Ghettos in Belgien oder Frankreich, den sogenannten Banlieues, wie Courcouronnes oder Grigny im Süden von Paris, wo Coulibaly aufwuchs.

Der Geburtsort Banlieue gilt bei Bewerbungen als schlechtes Zeichen

Die funktionalen Hochhaussiedlungen, wo in den 1960er Jahren ausländische Arbeiter massenweise untergebracht wurden, kamen im Laufe der Jahre zusehends herunter, als sich die wirtschaftliche Lage verschlechterte und die Jobs verloren gingen. Die Mittelschicht zog weg, die Zurückgebliebenen verarmten. In vielen dieser Vororte, die meist miserabel an die Städte angebunden sind, lebt ein großer Teil der Einwohner unter der Armutsgrenze. Die Kriminalitätsrate und die Arbeitslosigkeit, vor allem unter den unter 25-Jährigen, sind hoch. Zugleich gehören diese Gemeinden zu den jüngsten Frankreichs, wo teilweise die Hälfte der Bewohner Minderjährige sind – doch es ist eine Jugend, die mit geringen Perspektiven aufwächst.

„Wer als Geburtsort im Lebenslauf eine Banlieue mit schlechtem Ruf stehen hat und vielleicht noch einen ausländisch klingenden Namen, wird zu Bewerbungsgesprächen oft gar nicht mal eingeladen“, klagt Ouamar Benikene, dessen Eltern aus Algerien stammen und der in einer Jugend-Freizeiteinrichtung in der Pariser Vorstadt Les Ulis arbeitet. Er habe das selbst erlebt, als ihm der Chef eines Unternehmens, bei dem er sich als Jugendlicher beworben hatte, entgegengeschleuderte: „Ich nehme keine Ausländer.“

---Trennung _Soziale Benachteiligung ist nur ein Grund für die Wut_ Trennung---

Wut über soziale Benachteiligung

Genau zehn Jahre ist es her, dass sich die Wut über diesen sozialen Ausschluss und die Verachtung einer ganzen Generation durch ein Land, das sich doch die Gleichheit aller Bürger auf die blau-weiß-rote Fahne geschrieben hat, in gewaltsamen Krawallen entlud. Wochenlang lieferte sich die aufgebrachte Vorstadt-Jugend landesweit Straßenschlachten mit den staatlichen Sicherheitskräften. Präsident Jacques Chirac rief schließlich den Ausnahmezustand aus. Im Herbst 2007 flammten erneut Unruhen auf. Seitdem haben sich zwar zahlreiche Initiativen gegründet, um junge Leute dort besser zu fördern und zu integrieren.

Auch hat der Staat ein milliardenschweres Renovierungsprogramm gestartet. „Es wäre falsch zu sagen, dass sich gar nichts getan hat“, sagt Benikene. „Aber die Situation verbessert sich viel zu langsam. Nach wie vor haben die Banlieues keine Priorität für die Politiker.“ Dabei hatte Präsident François Hollande vor seiner Wahl genau das versprochen.

Der Regierung ist wohl längst bewusst, dass in den Vorstädten lebendige tickende Zeitbomben heranwachsen. Nach den Terror-Attentaten vom Januar hat sie ein Bildungsprogramm beschlossen, mit dem den Schülern die Werte der Republik vermittelt werden sollen, vor allem die in Frankreich herrschende Laizität, also die Trennung von Staat und Religion.

Nicht immer kommen Attentäter aus einem sozial schwachen Viertel

Regierungschef Manuel Valls hat seine Warnung vor einer „sozialen Apartheid“ in Frankreich nun erneut wiederholt. Sie gilt als Mitursache dafür, dass sich hunderte frustrierte junge Männer und Frauen hasserfüllt von Frankreich ab- und den Extremisten zuwenden. Auf rund 1500 wird die Zahl der Franzosen geschätzt, die sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien und dem Irak angeschlossen haben – mehr als in jedem anderen Land der EU. Weil sie sehr oft aus den Vororten der großen Städte stammen oder nach einer Ausbildung in IS-Trainingslagern dorthin zurückkehren, werden sich hier nun die Razzien konzentrieren, mit denen die Regierung gegen die akute Gefahr weiterer Anschläge vorgehen will. Auch Saint-Denis im Norden von Paris, wo die französische Polizei ihre spektakuläre Anti-Terror-Aktion durchführte, ist eine solche Banlieue mit all den für sie charakteristischen Problemen.

Zugleich warnt Claude Bartolone, Präsident der Nationalversammlung und Abgeordneter des betroffenen Regierungsbezirks Seine-Saint-Denis, vor voreiligen Schlüssen: „Man darf keine Verbindung knüpfen zwischen den einfachen Bevölkerungsschichten, den sozial schwachen Vierteln und diesen Terroristen.“ Dass es keine einfachen Erklärungen gibt, zeigt auch das Beispiel von Samy Amimour, einem weiteren Attentäter der Konzerthalle „Bataclan“. Aufgewachsen ist er in Drancy, einer Gemeinde nordöstlich von Paris. Doch im Gegensatz zu Mostefaï galt der 28-Jährige in seiner Jugend als freundlich und beliebt, bis auch er in den Extremismus abdriftete und schließlich seinen Job als Busfahrer kündigte. Die Staatsanwaltschaft ermittelte gegen ihn wegen der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung.

Dabei hatte sein Vater noch versucht, ihn aus den Fängen des IS zu befreien, wie er der Tageszeitung Le Monde berichtet hatte. Demnach reiste der 67-jährige Mohamed Amimour seinem Sohn nach Syrien nach, wo es ihm aber nicht gelang, ihn umzustimmen, überhaupt an ihn heranzukommen. Es sei ein „kaltes Wiedersehen“ mit einem zu jeder Grausamkeit entschlossenen jungen Mann gewesen Der Bürgermeister von Drancy, Jean-Christophe Lagarde, hat erklärt, er kenne Amimours Familie, seine Mutter sei eine echte „Vorzeige-Bürgerin“, die sich in Vereinen engagiere. Der Präfekt und die Geheimdienste seien gewarnt gewesen – und doch ließ sich dieses einst „perfekt integrierte Kind“ nicht mehr einfangen, das unter den Einfluss Radikaler fiel.

Es ist das Eingeständnis einer großen Ratlosigkeit, das der Bürgermeister abgibt: „Wir wussten das Abgleiten eines jungen Mannes in den Hass nicht zu verhindern.“

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