Ein Rocker sitzt in U-Haft, die Komplizen sind auf der Flucht
Der am Montagmorgen festgenommene Mann sitzt mittleriwele in Untersuchungshaft. Die Komplizen sind laut Polizei auf der Flucht, eventuell sogar im Ausland.
Der 26 Jahre alte Mann, der im Zusammenhang mit der tödlichen Schießerei auf der Neu-Ulmer Industriestraße am frühen Montagmorgen festgenommen worden ist, sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Als Haftgrund wird „dringender Tatverdacht eines gemeinschaftlich begangenen Tötungsdeliktes“ genannt.
Gesetz des Schweigens auch in Rockerkreisen
Nach Informationen unserer Zeitung soll das Mitglied der Rockergruppe „Rock Machine“ keine Angaben zu den Vorwürfen gemacht haben. Wie aus Ermittlerkreisen zu erfahren war, gilt auch und vor allem in Rockerkreisen das von der Mafia her bekannte Gesetz des Schweigens („Omertà“). „Pentiti“ (die „Geständigen“), welche die Schweigepflicht gegenüber den Behörden brechen, müssen mit schwerwiegenden Konsequenzen rechnen – mithin auch, aus Rache getötet zu werden.
Todesschütze von Neu-Ulm soll auf der Flucht sein
Die beiden mutmaßlichen Komplizen, darunter der 21 Jahre alte Bruder des Verhafteten, waren am gestrigen Dienstag nach wie vor auf der Flucht. Nach ihnen wird mit internationalem Haftbefehl gefahndet. Illusionen darüber, dass die beiden Männer, von denen einer der Todesschütze sein soll, schnell gefangen werden können, machen sich erfahrene Ermittler nicht.
"Die beiden wissen, was auf sie zukommt. Möglicherweise sind sie bereits im Ausland untergetaucht.“ Zumindest einer hat einen Migrationshintergrund.
Opfer von Neu-Ulm pflegte enge Kontakte ins Rotlichtmilieu
Wie berichtet, war es am Sonntagabend in Neu-Ulm zu einer Schießerei gekommen, bei der der 31 Jahre alte Chef einer Ulmer Sicherheitsfirma erschossen worden war – mutmaßlich von einem Mitglied der Rockergruppe „Rock Machine“. Das Opfer, das enge Geschäftskontakte ins Rotlichtmilieu pflegte, soll sich geweigert haben, die in kriminellen Kreisen lukrativen Eingangskontrollen an Diskotheken und Bordellen an die Motorradgang mehr oder weniger freiwillig abzutreten.
Nach bisherigem Ermittlungsstand der Polizei hatte sich deshalb der 31-Jährige zusammen mit drei Begleitern mit einer dreiköpfigen Abordnung der Rockergruppe am Sonntag zu einer Art klärendem Gespräch verabredet.
Dem Vernehmen nach sollen die Gesprächsteilnehmer beider Lager bestens miteinander bekannt gewesen sein. Laut Polizei eskalierte diese Unterredung in eine körperliche Auseinandersetzung, in deren Verlauf der inzwischen in U-Haft sitzende 26-Jährige verletzt wurde.
Art der Verletzungen ist laut Polizei Täterwissen
Über die Art dieser Verletzung, die später in einer Klinik behandelt worden ist, hüllen sich die Ermittler in Schweigen, weil das „Täterwissen“ sei. Bei einer möglichen Gerichtsverhandlung sollen keine Zweifel aufkommen, ob Zeugen die Tat mit eigenen Augen beobachtet haben oder über Dinge berichten, die sie in der Zeitung gelesen haben.
Offenbar als Folge dieses ersten Angriffs fielen dann die Schüsse, denen der 31-jährige Mann und sein 41 Jahre alter Begleiter zum Opfer fielen. Anders als der Jüngere kam der Ältere mit dem Leben davon.
Flucht in silbernem VW Golf
Im Anschluss daran flüchtete das Rockertrio in einem silberfarbenen Mietwagen der Marke VW Golf mit Regensburger Kennzeichen und den Zwischenbuchstaben „RR“. Noch in der Tatnacht nahmen SEK-Beamte dann den 26-Jährigen fest.
Derzeit stehe das Tötungsdelikt im Fokus der Ermittlungen, wie Leitender Oberstaatsanwalt Dr. Johann Kreuzpointner gestern sagte. Allerdings werde von der Polizei auch in Sachen organisierter Kriminalität recherchiert.
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