Turnschuhe statt Stiefel

Augsburg Es waren vor allem Familien, die in diesem Sommer den Zirkus "Busch" bei seinem Gastspiel in Augsburg besuchten. An einem Sonntag tauchten dann plötzlich einige junge Leute auf, die sich vor dem Zelt postierten. Sie verteilten Flugblätter und prangerten den Zirkus wegen Tierquälerei an. Was viele nicht bemerkten: Es waren gar keine Tierschützer, die hier protestierten, sondern Rechtsextreme.

Hinter der Aktion steckt Strategie. Neonazis möchten attraktiver werden für Jugendliche. Sie treten nicht mehr wie früher auf, sondern kopieren zum Teil die linke Szene. Auch im Raum Augsburg. Hier sind vor allem zwei Gruppen aktiv, die sich "Nationales Augsburg" und "Autonome Nationalisten Mering" nennen. Die Springerstiefel wurden gegen Turnschuhe eingetauscht. Sie tragen dunkle Kapuzenpullis, Baseballkappen und Sonnenbrillen. Und sie kritisieren sogar die Wehrpflicht. Harmloser sind sie deshalb nicht. Im Gegenteil: Polizisten räumen ein, dass die Rechten damit Erfolge haben - wenn auch bescheidene.

Die Polizei reagierte und nahm die "neuen Rechten" ins Visier. Fast zwei Jahre wurde ermittelt, bereits im März gab es eine erste Razzia. In dieser Woche nun, am frühen Donnerstagmorgen, schlugen die Fahnder zu. Zeitgleich tauchten Beamte vor den Häusern von Rechtsextremen auf. Bei der Razzia durchsuchten sie 30 Objekte. Wohnungen, Garagen und Autos. Rund 150 Polizisten waren im Einsatz, auch schwarz gekleidete Spezialkräfte.

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