Helfen - wirken - Mut geben
Vivien Seemüller und Max Reiser von der KJF im Gespräch
Sinnhaftes Tun im sozialen Umfeld steht für die beiden Heilerziehungspfleger im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit bei der Katholischen Jugendfürsorge. Im Frère-Roger-Kinderzentrum in Oberhausen leben sie mit Kindern und Jugendlichen in familienähnlichen Wohngruppen zusammen.
Wie entstand Ihr Entschluss, einen sozialen Beruf zu ergreifen?
Max Reiser: Nach der Hauptschule machte ich eine Ausbildung zum Galvaniseur und arbeitete zwei Jahre in diesem Beruf, wo es um chemische Metallveredelung geht. Nicht ganz freiwillig kam ich dann zur Bundeswehr und fand dort heraus, dass mir der Umgang mit Menschen zusagt. Zwei Jahre lang schloss sich deshalb die Ausbildung zum Kinderpfleger an, ich erwarb die mittlere Reife und absolvierte noch die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger. Mittlerweile bin ich in meinem Traumberuf angekommen.
Vivien Seemüller: Bei mir zeichnete sich die soziale Richtung schon nach der Schule ab. Ich lernte in Praktika und einem Freiwilligen Sozialen Jahr die Behinderten- und Altenhilfe kennen, machte die Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin und entschied mich dann zur Arbeit mit jungen Menschen bei der KJF. Vor Kurzem schloss ich die berufsbegleitende Fortbildung zur Heilpädagogin mit Erfolg ab.
Wie meistern Sie die Herausforderungen der Arbeit in Ihren Wohngruppen?
Seemüller: Das Wichtigste ist ein Team, das hinter mir steht und mit mir zusammen Strategien entwickelt. Man braucht Kollegen, auf die man sich hundertprozentig verlassen kann. Professionalität zählt auch. Und wir versuchen, mit viel Humor im Team unsere psychische Stabilität zu erhalten.
Reiser: Für jedes Kind und jeden Jugendlichen muss man die Bedürfnisse individuell herausfinden. Das macht die Arbeit total interessant. Wichtig ist, Distanz zu den Problemen der Klienten zu wahren. Und die Supervision im erzieherischen Team ist hilfreich.
Spielt das religiöse Leben im Gruppenalltag eine Rolle?
Reiser: Die Gemeinschaft, gemeinsame Besuche von Gottesdiensten, Rituale und jahreszeitliche Feste sind für die Kinder wichtig. Sie machen aktiv mit, zum Beispiel beim Krippenspiel oder beim Lesen der Fürbitten.
Seemüller: Viele Kinder haben dazu gar keinen Bezug. Der religiöse Wertekanon, die traditionellen Feste wie Ostern und Weihnachten, die wir zusammen feiern, prägen unseren Jahreskreis. Ich finde diese Rituale schön.
Welche Voraussetzung ist unabdingbar in Ihrem Beruf?
Reiser: Was man auf jeden Fall mitbringen muss, ist Persönlichkeit. Man darf sich nicht verstellen. Und man darf die Schicksale, auf die man im Beruf trifft, nicht ins Privatleben mitnehmen. Ganz trennen kann ich das nicht immer. Man kann kleine Veränderungen bewirken, aber man kann nicht die Festplatte eines Kindes löschen, das schon viele schlechte Erfahrungen machte. Das muss man für sich selbst akzeptieren.
Seemüller: Das ist auch ein Lernprozess. Wir müssen klar bei den Zielen bleiben und die Grenzen sehen. Mir hilft zum Abschalten auch Ablenkung, die freie Zeit mit Freunden und Familie.
Wie gestalten Sie Ihr Privatleben?
Seemüller: Ich bin immer draußen, im Siebentischwald oder am See, gehe zum Laufen oder Schwimmen und gerne in die Berge. Ich mache Yoga - oder liege gemütlich in der Hängematte auf meiner Dachterrasse, lese und schmuse mit meinen Katzen. Und ich bin kreativ, nähe selbst oder helfe bei Freunden, die eine Papierwerkstatt in der Altstadt haben. Ich werkele und bastele auch mit den Kindern viel.
Reiser: Bei mir dreht sich alles um Fußball. Ich spiele beim Fußballverein Aystetten. Sport überhaupt, auch Klettern, ist mir wichtig. Das bringe ich auch in meine erlebnispädagogische Arbeit ein. Letztes Jahr habe ich meine Wohnung in Gersthofen eigenhändig renoviert. Am Auto zu schrauben macht mir auch Spaß. Und im Fasching stehe ich jedes Jahr auf der Bühne.
Verraten Sie uns Ihren Leitspruch, der Sie motiviert?
Reiser: Der ändert sich täglich (lacht). Ich bin jedenfalls eine weltoffene Person und war viel unterwegs. Aber die Bindung zur Familie hier brauche ich einfach zum Leben.
Seemüller: Lebenslust und Freude machen mich aus, das ist gar kein richtiges Motto. In der Ausbildung aber hat mich geprägt, dass wir uns einen Spruch aussuchen sollten, der zu uns passt. Ich finde diesen gut: In dir muss brennen, was du bei anderen entzünden willst.
Ella Hüther-Martelli von der Regio Augsburg Wirtschaft GmbH führte das Interview.
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