Landwirte können ihr Dorf gestalten
Sie stehen für Verlässlichkeit und Vertrauen, haben aber an vielen Fronten zu kämpfen: Bauern. Schon lang ist ihr beruflicher Alltag dem Klischee entkommen. Sie müssen fit am Computer sein, mit High-Tech-Geräten arbeiten und auch politisch auf dem Laufenden sein.
Es sind viele Fronten, an denen die Landwirte zu kämpfen haben. Da sind die Preise. Sie sollen fair sein, damit die Bauern davon leben können. Ausgeliefert sind sie ohnehin den Launen der Natur. Bei Hochwasser sollen ihre Felder nun in sogenannten Poldern überschwemmt werden. Sollen die Landwirte die Lasten der Gesellschaft alleine tragen, ohne dafür einen entsprechenden finanziellen Ausgleich zu erhalten?
High-Tech auf dem Bauernhof
Längst müssen sie am Computer genauso fit sein wie im High-Tech-Traktor. Greening heißt ein Zauberwort, das ihnen alles abverlangt: Fach- und Pflanzenwissen, ihren Einsatz in der Natur, aber auch einen Papierkrieg. Nur so kommen sie an ihr Geld.
Nun auch noch die Düngeverordnung mit allerlei Einschränkungen und Auflagen. Im Kern geht es um den Schutz von Wasser und Böden. Deshalb soll künftig schon im Oktober nicht mehr gedüngt werden, die Lagerkapazitäten für Gülle, Jauche und Mist sind entsprechend zu erweitern. Aber auch Obergrenzen bei den Düngemengen sind vorgesehen.
Die Folge: Auch Altanlagen müssten technisch umgerüstet werden, damit wassergefährdende Stoffe nicht am Hof versickern. Kleine Betriebe tun sich dabei zunehmend schwerer, den Investitionsnotwendigkeiten nachzukommen. „Standortspezifische Lösungen wären gerade aufgrund der unterschiedlichen Nitratwerte besser, als mit einem Mähdrescher übers Land zu fahren“, sagen die Bauern.
Dabei sind die Bauern aber nach wie vor die Garanten für Verlässlichkeit, Vertrauen, Sicherheit und Wurzeln. „Hier versteht man, was passiert – die Dinge sind überschaubar“, sagt der schwäbische Bauernpräsident Alfred Enderle. Hier sei es noch einfacher möglich, den Kindern Werte wie Tradition und Gemeinschaft nahezubringen. Die Menschen, die dort wohnen, würden maßgebend das Heimatgefühl prägen.
Gefahr, dass Dörfer „von innen heraus faulen“
Natürlich gibt es auch in unseren Dörfern die Gefahr, dass sie „von innen heraus faulen“, sagt BBV-Kreisobmann Karl Wiedemann (Donau-Ries). Abwanderung, demografische Entwicklung, das Dorf als reiner Schlafplatz – das seien Fakten, aktueller denn je. Um dem entgegenzuwirken, ehren die Verantwortlichen folgende Möglichkeiten: Vonseiten der Politik besteht die Aufgabe, für die medizinische Grundversorgung, die Bildungsmöglichkeiten, für öffentliche Verkehrsmittel und Einkaufsmöglichkeiten zu sorgen. Für die Dorfgemeinschaft an sich sei wichtig, viele Vereine zu haben, die Jugend wertzuschätzen und einzubinden. Leer stehende Gebäude sollten wieder genutzt werden, um das Dorfzentrum nicht zu verlieren. Sie empfehlen, sich immer zu bemühen, sowohl die Festzeiten als auch den Alltag mit allen Dorfbewohnern zu gestalten. Auch sollte nicht ständig den „alten Zeiten“ nachgetrauert werden, sondern aktuelle Gestaltungsmöglichkeiten genutzt werden. Aktionen wie „Kindergarten auf dem Bauernhof“ seien ideal für die Kommunikation.
Ebenso erfolgreich für ein gutes Miteinander sei es, die Nachbarschaft zu informieren, wenn größere Projekte anstehen. Dies fördere das Verständnis für die berufsständische Arbeit. Schließlich fordert Wiedemann dazu auf, die Menschen, die Ehrenämter und die Verantwortung übernehmen, wieder mehr wertzuschätzen.
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