Ein Gesicht der Stadt
Christian Weiblen vertritt Augsburg bei zahlreichen Slams. Im Kurzportät erfahren Sie mehr über den jungen Künstler und bekommen ein bisher unveröffentliches Werk zu lesen.
Ursprünglich aus Bonn, lebt Christian Weiblen seit 2011 in Augsburg. Mit dem Schreiben hat er bereits früh begonnen. Erste Berührungspunkte mit dem Slammen hatte der 29- jährige während seines Studiums. Mit regelmäßigen Auftritten bei kleinen und großen Slams hat er 2008 angefangen.
„Für mich ist es wichtig, dass ich das Slammen in den Alltag integrieren kann. Ich mag es, mich mit Dingen länger zu beschäftigen – das kann ich bei den Augsburg Slams sehr gut.“
Augsburg top organisiert
Aus Weiblens Sicht liegt das unter anderem daran, dass Horst Thieme den Literaten ein Gemeinschaftsgefühl vermittelt. „Dass Horst Freude an der Sache hat, merkt man ihm immer an. Diese gibt er an uns Künstler weiter und daraus entsteht eine Harmonie, die ich so noch in keiner anderen Stadt erleben durfte.“
Weiter erklärt er: „Durch die kontinuierlichen Auftritte in Augsburg hat man die Möglichkeit, sich mehr zu trauen. Man kann in seinen Texten eine ganz andere Seite präsentieren.“
Erfrischende Textvielfalt
Schon mehrfach hat Weiblen Augsburg bei der deutschsprachigen und bayerischen Meisterschaft vertreten. Sein größter Erfolg bisher ist die Vizemeisterschaft beim Bayern Slam 2013. Mit „Ein Unglück kommt selten von allein“ spricht er das Thema Burn-out an.
Durch ein vielfältiges Genre überrascht der junge Poet immer wieder sein Publikum: Frisch, lustig, traurig und nachdenklich – seine vor Wortwitz sprühenden Texte sind eine wahre Bereicherung für die Augsburger Slam-Szene, was auch Horst Thieme bestätigen kann: „Christian Weiblen ist ein kluger, ja vielmehr auch smarter und witziger Autor.“
Ein Gedicht
Mit dem unten stehenden Gedicht gewährt Weiblen den Lesern einen Einblick in eines seiner bisher nicht veröffentlichten Werke. Für einen Slam wäre dieser Text zu kurz, was aber nicht ausschließt, dass er irgendwann erweitert und vorgetragen wird. casi
Im Stadtgesicht gesehen
von Christian Weiblen
Im Stadtgesicht gesehen
Die Menschen und noch mehr
Wie jeder einsam flüchtet
Vor seiner Wiederkehr
Im Stadtgesicht gesehen
Die Falten auf der Haut
Wie Regen, der in Stämme
Immer neue Wege baut
Im Stadtgesicht gesehen
Der Winter ist vorbei
Wie schnell es diesmal ging
Morgen ist schon wieder Mai
Im Stadtgesicht gesehen
Die Einigkeit der Welt
Wenn sich zu der großen Fremdheit
Ein bisschen Heimat zugesellt
Im Stadtgesicht gesehen
Dies alles und noch mehr
Wo trägt die Stadt uns hin?
Ja, wo wandern wir umher?
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