Von W-Fragen und Artikelformen
Zeitungsredakteure lernen in ihrer Ausbildung nicht nur Tricks und Tipps, wie Zeitungsartikel spannend werden, sondern auch, welche Artikelformen es gibt.
Eine gähnend weiße Fläche starrt aus dem Bildschirm. Der Cursor blinkt. Die Gedanken kreisen immer wieder um das Gleiche. Diese Situation kennen nicht nur die kleinen, sondern auch die großen Schreiber: Im Kopf ist die Idee, doch die Leere auf der Mattscheibe bleibt. Schließlich soll kein langweiliger Schulaufsatz in der Schülerzeitung stehen. Zeitungsredakteure lernen in ihrer Ausbildung nicht nur Tricks und Tipps, wie Zeitungsartikel spannend werden, sondern auch, welche Artikelformen es gibt.
Wann ist ein Thema ein Thema?
Aufsätze in der Schule handeln vom Sommerurlaub, dem Schulausflug oder dem eigenen Haustier. Doch gehört solch ein Thema auch in eine Schülerzeitung? Generell gilt: Was neu, wichtig oder interessant ist, kann einen Bericht wert sein. War der Sommerurlaub also etwa in Island, der Schulausflug besonders lustig und das eigene Haustier ist eine Vogelspinne - dann können diese Themen Stoff für die Schülerzeitung sein. Immer wichtig ist, sich zu fragen: Was wollen die Mitschüler eigentlich lesen? Die Lehrersprüche zum Beispiel wiederholen sich häufig, werden aber begierig von Schülern gelesen. Sie sind von allgemeinem Interesse und unterbrechen die Routine.
Was ist wichtig für einen Artikel?
Die drei wichtigsten Stichwörter sind hier: Sorgfalt, Objektivität und Fairness. Sorgfalt bedeutet, dass die Informationen in einem Artikel richtig und nachgeprüft sein müssen, keiner beleidigt werden darf und ein Zitat als solches auch erkennbar sein muss. Das heißt in der Praxis: Anführungsstriche oder indirekte Rede. Objektivität bedeutet, dass der Verfasser eines Artikels nicht seine eigene Meinung schreiben sollte (Ausnahme ist etwa der Kommentar, siehe unten). Fairness ist für jeden Journalisten wichtig. Wer in der Schülerzeitung über das neue Kaugummiverbot schreibt, sollte auch die Vorteile dieser Regel darstellen, auch wenn er selbst dagegen ist. Außerdem sollte ein Artikel einen roten Faden haben, damit die Leser ihm folgen kann. Wer vor dem leeren Bildschirm sitzt, dem hilft manchmal eine Gliederung.
Was gehört in einen Artikel?
Jeder Journalist lernt zu Beginn seiner Ausbildung die berühmt-berüchtigten "W-Fragen" kennen. Sie heißen:
- wer?
- was?
- wo?
- wann?
- wie?
- warum?
- welche Quelle?
Eine Nachricht sollte diese Fragen immer beantworten. Am besten, indem sie das wichtigste in einem "Fenstersatz" zunächst beantwortet. Was ein "Fenstersatz" ist? Die Nachricht, die man einem Freund aus einem Fenster zurufen würde. Damit beginnt man den Artikel. Alles, was danach kommt, sollte so geordnet sein, dass am Schluss das Unwichtigste steht.
Welche Artikelformen gibt es ?
- Meldung
Diese Artikelform fällt gleich mit der Tür ins Haus. In kurzen, knappen Sätzen erklärt man in einer Meldung eine Neuigkeit. Auf der Seite eins findet man meist diese Artikelform, die auf den Innenteil der Zeitung verweist - dort steht dann ein ausführlicherer Bericht. Auch über Veranstaltungen informiert man mit einer Meldung, die die "W-Fragen" beantwortet. - Bericht
Ein Bericht ist die Langform der Meldung. Nüchtern werden Details eines Ereignisses darin geschildert. Jedoch werden im Gegensatz zu einer Meldung auch interessante Einzelheiten, Eindrücke und Meinungen von Beteiligten und die möglichen Folgen beschrieben. - Reportage
Wer eine Reportage schreibt, der fotografiert mit Worten. Das heißt in der Praxis, dass man hier alles ganz genau beschreiben sollte. Zum Beispiel beim Thema Schulfest. Hat es dort nach gebratenen Würstchen gerochen? Hat man das Lachen der Gäste gehört? Oder vielleicht Musik? War es warm oder kalt, hat die Sonne geschienen oder nicht? Der Reporter wird hier zum Augen- und Ohrenzeugen eines Geschehens, er nimmt den Leser mit - und versucht die Informationen dennoch alle unterzubringen. Zu Beginn einer Reportage sollte immer etwas Besonderes stehen. Zum Beispiel, wenn die Würstchen auf dem Grill beim Schulfest alle verkohlt waren, weil der Papa XY nicht aufgepasst hat. - Kommentar
Ein Bericht zum Kaugummi-Verbot muss nüchtern und ausgewogen sein. Doch was ein Schülerzeitungsredakteur wirklich darüber denkt, dass kann er in einem Kommentar schreiben. Zumindest, wenn er niemanden dabei beleidigt. Ein Kommentar ist die Ergänzung zu einer Nachricht. Journalisten benützen diese Stilform, um Stellung zu nehmen, Nachrichten für die Leser einzuordnen und Denkanstöße zu geben. - Glosse
Die Glosse ist in etwa die lustige Schwester des Kommentars. Sie soll die Leser zum Schmunzeln bringen - zum Beispiel weil sie die komischen Begebenheiten des Alltags auf die Schippe nimmt. Und in welcher Schule gibt es keine kuriosen Geschichten rund um Lehrer, Hausmeister und Schüler? - Rezension
Ein neues Buch, ein neuer Kinofilm, eine neue CD - was gibt es nicht alles, was ein Schülerzeitungsredakteur besprechen könnte? Und tut er genau das, dann schreibt er eine Rezension. Wichtig ist dabei, nicht nur zu sagen, ob und warum man etwa die neue CD von Tokio Hotel gut oder schlecht findet - sondern auch, welche Lieder darauf zu finden sind. In der Zeitung gibt es Rezensionen vor allem im Kulturteil. - Interview
Diese Artikelform ist in jeder Zeitung leicht zu erkennen - denn sie ist immer gleich aufgebaut. Als erstes kommt die Frage, dann die Antwort. Grundsätzlich recht einfach. Doch nur harmlose Fragen aneinander zu reihen, das findet kein Leser interessant. Ein Interview sollte weder ein Verhör noch vom Erzählen des Redakteurs bestimmt sein. Der Idealfall: ein schönes Gespräch, bei dem die Fragen auch auf vorher gegebene Antworten bezogen sind. - Umfrage
Statt viele Fragen an eine Person zu stellen, stellt man bei einer Umfrage eine Frage an viele Personen. Besonders in Schülerzeitungen wird diese Artikelform gerne benützt. Eine Frage, eine Einleitung, kurze Statements und dazu jeweils ein Foto - fertig.
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