40-Jähriger mit Fabelzeit über 100 Meter: "Da stellen sich einige Fragen"
Der Augsburger Wolfgang Haupt war früher deutscher 100-m-Meister. Die 9,93 Sekunden des 40-jährigen Kim Collins werfen bei ihm Fragen auf.
Als 40-jähriger Methusalem-Sprinter ist Kim Collins in Bottrop die 100 m in 9,93 Sekunden gelaufen. Kein deutscher Läufer, egal in welchem Alter, ist je annähernd so schnell gewesen. Haben sie eine Erklärung für das Phänomen Collins?
Da stellen sich mir zunächst einige Fragen.
Welche?
Wie waren die Umstände des Rennens? Wie ist Collins’ Leistungsentwicklung? Wie lange läuft er schon solche Zeiten?
Die Umstände waren ideal. Der Rückenwind betrug 1,9 m/sek. Laut Collins war die Bahn „schnell“ und das Publikum „grandios“. Er selbst läuft seit 15 Jahren in der Weltspitze, war 2003 Weltmeister…
…das Publikum ist einem Sprinter völlig egal. Man läuft vom Start weg bis ins Ziel in einem Tunnel und blendet selbst den Gegner auf der Nebenbahn aus.
Collins ist offiziell Asthmatiker. 2003 ist er mit einer verbotenen Dopingsubstanz erwischt worden, die sich in einem offiziell genehmigten Asthmamittel befand…
Ich würde nie jemandem Doping oder etwas unterstellen, aber diese 100-m-Zeit ist unglaublich.
Im Sport gibt es erstaunlich viele Asthmatiker. Wer therapeutischen Bedarf nachweisen kann, darf ein Asthmamittel benützen. Gleichzeitig verbessern diese Mittel die Sauerstoffversorgung und steigern damit die Leistungsfähigkeit. Welche Rolle haben Asthmamittel in ihrer Zeit gespielt?
(lacht) Das war Kinderkram. Als ich gelaufen bin, kamen ganz andere Mittel zum Einsatz. Da gab es Leute wie Ben Johnson (Olympiasieger 1988, zweimal des Anabolika-Dopings überführt, Anm. d. Red.). Der hat mir 1987 bei einem Rennen in Fürth noch drei, vier Meter abgenommen. Drei Jahre später, als er offenbar keine Dopingmittel mehr nahm, hab ich ihn dann geschlagen.
Was auffällt: In der Weltspitze laufen immer ältere Athleten. Die fünf Erstplatzierten der aktuellen Weltrangliste sind zum Teil deutlich über 30. Wie erklärt sich das?
Das hat vor allem mit der Entwicklung der Trainingslehre und der Betreuung zu tun. Verletzungsprävention spielt ebenfalls eine große Rolle. Damit lässt sich der Leistungsabfall hinausschieben. Was im Einzelfall darüber hinaus dahintersteckt, kann ich nicht sagen.
Wie war das zu ihrer Zeit?
Der Sprint war früher noch viel mehr eine Gratwanderung. Man bewegt sich immer an seinen körperlichen Grenzen. Da reißt dann schnell mal ein Band oder ein Muskel. Im Übrigen haben wir neben unserem Sport gearbeitet. Wir konnten ja nicht davon leben.
Wie haben sie das Altern als Top-Sprinter erlebt?
Bis 30 habe ich mich noch weiterentwickelt, musste aber mit jedem Jahr mehr ins Training investieren. Danach war für mich Schluss. 30 ist das Alter, in dem man nach meiner Ansicht nicht mehr schneller wird.
Sie sind dann als Anschieber zu den Bobfahrern gewechselt. Erinnern Sie sich noch an eine 100-m-Topzeit, die sie jenseits der 30 gelaufen sind?
10,33 Sekunden. Damals war ich 31 oder 32.
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