Abschied vom Abstiegsplatz
Der FC Augsburg zeigt gegen Schalke eine überzeugende Leistung und hätte sogar gewinnen können. Immerhin reicht das 0:0 aber, um erstmals seit dem 8. Spieltag wieder einen der beiden letzten Ränge zu verlassen
Augsburg Nein, diese Frage konnte Markus Weinzierl im Pressebereich der SGL-Arena nicht beantworten. Ob er wisse, wann denn seine Mannschaft zum letzten Mal auf einem Nichtabstiegsplatz gestanden habe, wollte ein Journalist wissen. Der Trainer des FC Augsburg überlegte kurz und antwortete dann: „Hm, keine Ahnung.“ Es schien nicht, dass er sich einen Spaß machen würde. Es ist ja auch schon eine Zeitlang her. Anfang Oktober war der FCA mit dem ersten Saisonsieg (3:1 gegen Werder Bremen) auf Platz 16 geklettert, den man dann mit einem 0:0 in Nürnberg verteidigte. Mit dem 0:2 gegen den HSV stürzte der FCA aber dann wieder unter die imaginäre Linie, die die beiden Absteiger vom Rest der Liga trennt. Es gab wenige, die es dem FCA danach zugetraut hätten, jemals wieder darüberzuklettern.
Mit vier Punkten ist der Rückrundenstart geglückt
Aber genau das war am Samstag der Fall. Mit einem verdienten 0:0-Unentschieden gegen Schalke 04 überholte der FCA die TSG 1899 Hoffenheim (1:2 in Frankfurt), dank des besseren Torverhältnisses steht man nun auf dem Relegationsplatz.
„In der Winterpause haben uns viele abgeschrieben. Die haben alle einen Fehler gemacht“, zog Weinzierl zufrieden Bilanz nach dem Abschied vom Abstiegsplatz. Mit vier Punkten sei der Start ins neue Jahr geglückt. Über Monate hatte der Trainerneuling an seinem ersten Bundesliga-Arbeitsplatz kräftig Kritik einstecken müssen. Weinzierl zeigte Nehmerqualitäten, überstand zwei Managerwechsel und scheint jetzt das schlingernde FCA-Schiff zusammen mit dem neuen Manager Stefan Reuter auf Kurs zu bringen.
Und der könnte durchaus Richtung direkten Klassenerhalt gehen. Zwar fehlen auch nach dem 19. Spieltag immer noch acht Punkte zum direkten Klassenerhalt, doch während beim 1. FC Nürnberg und bei Fortuna Düsseldorf die Abstiegsangst zu ersten Lähmungserscheinungen führt, bläst der FCA zur Aufholjagd. Ein Klassenunterschied zwischen Abstiegskandidat und Achtelfinalist der Champions League war jedenfalls nicht zu erkennen. Der FCA spielte offensiv und modern nach vorne, machte natürlich auch noch genügend Fehler, doch am Ende hatten die Gastgeber 57 Prozent Ballbesitz. Bei den Chancen gab es allerdings ein Patt.
Ja-Cheol Koo (21. und 29.) vergab zwei Mal aus aussichtsreicher Position für den FCA. Auf der Gegenseite scheiterte Farfán (24.) mit einem Freistoß an FCA-Torhüter Alexander Manninger und in der 37. Minute verhinderte der Österreicher gegen Huntelaar mit einem tollen Reflex das 0:1. Auch nach dem Wechsel ging es hin und her. Manninger drehte einen Schuss von Draxler gerade noch um den Pfosten (56.). Sascha Mölders, Doppeltorschütze von Düsseldorf, traf in der 69. Minute nur den Innenpfosten. Die 25000 FCA-Fans rauften sich die Haare, die rund 3500 Schalke-Anhänger atmeten durch.
Am Ende wurde es dann noch hektisch. Benedikt Höwedes grätschte Sascha Mölders vor der FCA-Bank durchaus Rot-würdig von hinten um, Reuter beschwerte sich bei seiner persönlichen Heimpremiere zu gestenreich und musste auf die Tribüne. Verwunderlich, dass sich ausgerechnet Schalke-Torhüter Timo Hildebrand später via Bild beschwerte: „Ich wusste gar nicht, dass man als Absteiger auch Schauspielunterricht nimmt. Die haben sich ja wie in Südamerika nach jedem Zweikampf auf dem Boden gerollt.“ FCA-Manager Reuter konterte gestern: „So ein Schmarrn. Der soll sich darum kümmern, dass er seinen Kasten sauberhält.“
Der FCA zeigt Zähne und fühlt sich wohl als Wadlbeißer, der die anderen vor sich hertreibt. Das nächste Opfer soll der VfL Wolfsburg sein. Reuter interessiert die Tabelle (noch) nicht: „Wir schauen genau bis zum nächsten Spiel, keinen Millimeter weiter.“
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