Alles Rogers
Australier Michael Rogers siegt bei der zweiten Etappe der Bayern-Rundfahrt in Kempten. Allgäuer Michael Schwarzmann wird als bester Nachwuchsfahrer gefeiert
Kempten Um die Dramatik dieses Rennens zu veranschaulichen, stellt man sich am besten fünf Kollegen auf einer strapaziösen Bergtour vor. Den ganzen Tag sind sie unterwegs, meistern Höhen und Tiefen und machen lange Zeit gemeinsame Sache. Doch dann, kurz vor dem Gipfel, ist es vorbei mit der Harmonie. Wie auf ein unsichtbares Kommando hin stürmen alle los, setzen ihre Ellenbogen ein – und bekämpfen sich mit letzter Kraft. So geschehen auf der gestrigen Etappe der Bayern-Rundfahrt über 195 Kilometer von Penzberg nach Kempten. Mit einem Turboantritt holte sich der dreifache Zeitfahrweltmeister Michael Rogers haarscharf den Sieg im Sprint einer fünfköpfigen Spitzengruppe. Mit seinem ersten Saisonsieg eroberte der 32-Jährige das Gelbe Trikot des Gesamtführenden vom italienischen Altmeister Alessandro Petacchi, 38.
Einige hundert Zuschauer in der Kemptener Innenstadt bejubelten den beherzten Auftritt des Australiers vom Team Sky, der vor dem russischen Katusha-Fahrer Wladimir Gussew und dem drittplatzierten Franzosen Jérôme Coppel gewann. Bester Deutscher war nach einem vierten Platz zum Auftakt erneut der Thüringer John Degenkolb auf Rang acht. Den größten Applaus erhielt bei der Siegerehrung freilich ein Allgäuer: Lokalmatador Michael Schwarzmann (21) aus Betzigau belegte Rang 13 – und wurde als bester Nachwuchsfahrer ausgezeichnet: „Ich wurde zweimal fast abgehängt. Aber ich habe mich wieder herangekämpft. Das ist grandios“, freute sich der Profi vom Team „Net-App“, der in der Gesamtwertung auf einem starken zehnten Platz liegt. Angefeuert von Freunden und Familie biss er beim Heimrennen auf die Zähne und machte einen zweiwöchigen Trainingsrückstand wett, dessen Ursache eine Sehnenentzündung am Knie war.
Ans Limit gingen die 130 Profis bei vier Sprintentscheidungen und bei den Bergwertungen in Oberellegg (höchster Punkt mit 1090 Metern) bei Wertach und in Knottenried. „Von vielen wurde der Auftakt von Traunstein nach Penzberg als Königsetappe gehandelt. Heute hat man gesehen, dass die zweite Etappe diesen Namen verdient hat. Zumal die Beine nach dem harten ersten Renntag schon schwer waren“, sagt Rundfahrt-Chef Ewald Strohmeier.
Die erste Rennhälfte dominierte ein Ausreißertrio um den Franzosen Thomas Voeckler, den Niederländer Karsten Kroon und Christian Mager (Bensheim). Trotz eines zwischenzeitlichen Vorsprungs von fast fünf Minuten wurde es bei Kilometer 123 vom Feld eingeholt. Nach 150 Kilometern setzte sich dann die fünfköpfige Spitzengruppe um Rogers ab und erreichte gut 20 Sekunden vor dem Feld das Ziel.
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