Bald beginnt Olympia, auch für Lisa Brennauer aus dem Allgäu
Die Allgäuerin Lisa Brennauer war schon Weltmeisterin im Zeitfahren. Die Strecken in Rio de Janeiro sind mit ihrem ganz besonderen Profil eine Herausforderung.
Lisa Brennauer hat als Straßenradfahrerin eine schwierige Zeit hinter sich. Bei der Aviva Womens Tour in England zog sie sich Mitte Juni bei einem Sturz am ersten Tag ein Schleudertrauma zu, blieb noch einige Tage im Sattel, um dann doch auszusteigen. „Wie einige andere hatte ich Probleme mit einem Magen-Darm-Virus.“ Das waren nicht die besten Voraussetzungen für die deutschen Meisterschaften in Thüringen. „Ich wusste, dass ich nicht zu 100 Prozent fit war.“ Silber im Straßenrennen, Bronze im Einzelzeitfahren hieß die Bilanz.
„Ich hatte mir mehr erhofft, aber gerade das Zeitfahren ist das ehrlichste Rennen der Welt. Wenn nur ein oder zwei Prozent der möglichen Wattzahlen beim Antritt fehlen, kann ich nicht deutsche Meisterin werden.“ Die Allgäuerin reagierte anschließend mit dem Verzicht auf das Giro d’Italia der Frauen. „Ich habe stattdessen eine Trainingsphase eingelegt.“
Zwei bis fünf Stunden am Tag sitzt Lisa Brennauer auf dem Rad, immer das große Ziel Olympia vor Augen. „Als Bahnfahrerin 2012 in London war dabei sein alles für mich, in Rio de Janeiro geht es um mehr. Ich hoffe auf zwei starke Tage, dann ist alles möglich.“
Lisa Brennauer: "Die beiden Strecken in Rio sind extrem schwierig"
Brennauer hat sich nach ihrem Abschied von der Bahn unter der Anleitung von Trainer Andreas Lang zu einer der weltbesten Straßenfahrerinnen entwickelt. 2014 war sie mit zweimal Gold (Zeitfahren, Einzel und Mannschaft) sowie Silber im Straßenrennen ein Star der Weltmeisterschaften in Ponferrada (Spanien).
Beim Höhepunkt, den Olympischen Spielen in Brasilien (5. bis 21. August), erwartet sie ganz besondere Höchstbelastungen für ihren Körper. „Die beiden Strecken sind extrem schwierig“, hat sie bei einem Besuch im vergangenen Jahr festgestellt. „Es wäre mir lieber, wenn die Höhenmeter im Straßenrennen besser verteilt wären“, gibt sie zu. So aber wartet am 7. August nach 90 Kilometern ein langer Anstieg. „Der Kurs ist sehr selektiv“, weiß Bundestrainer André Korff.
Das Zeitfahren (10. August) – Brennauers große Stärke – ist dagegen ein ständiges Auf und Ab und mit 30 Kilometern auch noch sehr lange. „Ich habe sehr viel am Berg trainiert“, beschreibt die Sportsoldatin ihre Vorbereitung. Dazu gehören auch Aerodynamiktests auf der Bahn und Optimierung der Sitzposition mit dem von ihr bevorzugten Experten Alexander Bauer. „Lisa arbeitet sehr zielbewusst“, betont Bundestrainer Korff, auch in dem Bewusstsein, dass „sie in Rio nicht ihre Traumstrecken vorfindet“.
Konkurrenz auch in den eigenen Reihen
Olympia ist in jeder Beziehung außergewöhnlich. Die strengen Nominierungskriterien bringen es mit sich, dass die Starterfelder sehr klein sind. „Das Rennen wird deshalb eine ganz eigene Dynamik bekommen“, glaubt Lisa Brennauer, die mit Marc Bator einen ehemaligen Sprecher der ARD-Tagesschau als Manager hat.
Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) gehört zu den fünf Verbänden, die im Straßenrennen von Rio die Höchstzahl von vier Frauen an den Start schicken können. Darunter ist Trixi Worrack aus Cottbus (Team Canyon/SRAM), der nach einem Rennunfall vor einigen Monaten eine Niere entfernt werden musste. „Ich finde es bewundernswert, wie sie sich mit Disziplin und Willenskraft zurückgekämpft hat“, betont Brennauer.
Sie weiß, dass sie nicht nur im eigenen Lager harte Konkurrenz haben wird: die schwedische Weltranglistenerste Emma Johanson, die Weltmeisterinnen Elisabeth Armitstead (Großbritannien) und Linda Villumsen (Neuseeland), die Niederländerin Anna van der Breggen und die US-Mannschaft. Es gibt einige Favoritinnen, eine davon ist Lisa Brennauer.
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