Bayern schnappen sich die Trophäe
Das war eine Machtdemonstration zum Abschluss: Die Münchner sind Meister und freuen sich auf wilde Double-Party-Tage. Die Zukunft des Meistertrainers ist offen
Den großen Feierbefehl ihres Geschäftsführers wollten die ausgelassenen Basketballer des FC Bayern nach dem Double-Coup nicht abwarten. „Sieben Tage Party! Sieben Tage Party!“, kündigte Marko Pesic am Samstagabend nur Minuten nach dem Final-Triumph über Alba Berlin an, zu diesem Zeitpunkt aber nach einer Bierdusche bereits klitschnass. Dank eines famosen 106:85 (58:39)-Erfolgs im fünften und entscheidenden Match gegen die Hauptstädter kehrt Bayern auf den Bundesliga-Thron zurück und hat beste Chancen, wie die Fußballer und die Eishockey-Cracks vom EHC Red Bull eine Münchner Ära zu prägen.
Daran aber dachten die siegestrunkenen Profis nicht. „Jetzt gibt es ein paar Tage Ausnahmezustand hier in München“, meinte Nationalspieler Danilo Barthel, der zum wertvollsten Spieler (MVP) der Finalserie gewählt wurde. Schon auf dem Parkett tanzten und feierten die Basketball-Hünen wie kleine Buben, Spielmacher Stefan Jovic und Topscorer Nihad Djedovic trugen die abgeschnittenen Korbnetze wie Schmuckketten um den Hals.
In der Kabine ging die Sause weiter, einem Physiotherapeuten wurde nach einer verlorenen Wette vom gesamten Team der Kopf kahl geschoren. Zu später Stunde durfte in einer Bar der obligatorische „We are the Champions“-Gesang nicht fehlen. Der Vorrundenerste und Pokalsieger hatte komplizierte Play-offs mit einem Happy End abgeschlossen und erstmals das Double geholt – also das, was den Fußballern zuletzt nicht gelungen war. „Wir haben sieben Jahre hart gearbeitet und etwas Historisches erreicht“, sagte Pesic.
Vereinspräsident Uli Hoeneß blieb eine weitere Enttäuschung in einem „Finale dahoam“ erspart. Der Edelfan und Basketball-Förderer war nach der Schlusssirene entzückt auf das Feld gerannt und hatte als Erstes Trainer Dejan Radonjic umarmt. Danach verschwand Hoeneß in den Katakomben der Halle und überließ die Party seinem Siegerteam.
Ob Meistercoach Radonjic die Bayern in die nächste Saison und die elitäre Euroleague führen wird, das ist offen. Er hatte bei seiner Ankunft im April nur einen Vertrag bis Saisonende unterschrieben. Der Kontrakt enthält aber eine Option für ein weiteres Jahr. „Heute ist nicht der Tag, um über die Zukunft zu reden. Wir werden sehen“, sagte der Montenegriner nach dem Triumph.
Nach der überraschenden Trennung von Coach Sasa Djordjevic war es Radonjic gelungen, die Spieler vor allem mental zu Champions zu machen. Pesic bescheinigte dem Trainer „herausragende Arbeit“. Ein drohendes Aus in der ersten Play-off-Runde und zwei Rückschläge gegen Alba steckten die Münchner um Kapitän Anton Gavel weg und holten die vierte Meisterschaft, die erste seit 2014. „Ich bin erleichtert, dass es vorbei ist, und unglaublich glücklich“, sagte Gavel. Für den routinierten Spielmacher war es der erste Meistertitel mit Bayern. Alex King feierte gar seinen ersten Bundesliga-Erfolg überhaupt – vor vier Jahren hatte er noch mit Alba das Finale gegen Bayern verloren. „Unfassbar, ich habe fünfzehn Jahre in dieser Liga darauf gewartet, endlich deutscher Meister zu werden“, sagte der Nationalspieler.
Der Schlusspunkt dieser Final-Serie hätte für Bayern nicht famoser sein können: Spektakuläre Offensivaktionen und eine aggressive Verteidigung sicherten den Gastgebern vor 6500 Zuschauern den Coup. Schon nach dem dritten Viertel war das Spiel entschieden. Lange vor der Schlusssirene hüpften die Spieler auf und ab, Manager Pesic umarmte an der Seitenlinie Coach Radonjic, bei Djedovic flossen Freudentränen. „Nach zwei, drei Minuten war klar, dass wir das Spiel nicht verlieren können“, resümierte Pesic und nannte als Erfolgfaktor „unser Herz“.
Charakter und Wille hatte auch Berlin gezeigt, etwa beim hart erkämpften Heimerfolg am Mittwoch. Im Finish aber ging der Truppe von Trainer-Altmeister Aito Garcia Reneses die Kraft aus. „Ich bin megastolz auf die Jungs, wir haben die ganze Saison geilen Basketball gespielt“, resümierte Alba-Kapitän Niels Giffey. (dpa)
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