Bayerns 4:7-Pleite am „Betze“
Die Münchner erlebten 1973 in Kaiserslautern eine ihrer bittersten Pleiten. Der Pfälzer Kapitän Ernst Diehl erinnert sich
Ernst Diehl ist in Etschberg, etwa 40 Kilometer von Kaiserslautern, geboren. Ein Pfälzer also – unüberhörbar. Wer in dieser Ecke der Republik Talent zum Fußballspielen hat, landet irgendwann beim 1. FCK, den Roten Teufeln vom Betzenberg. Das war auch in den 60er Jahren schon, als Diehl dort zum Bundesliga-Spieler reifte. Vorstopper nannte man Verteidiger seines Schlages damals. Schwerarbeiter, die sich mit Leib und Seele in die gegnerischen Angriffe werfen. Heute sind Vorstopper ausgestorben. Opfer vieler moderner Spielsysteme. Diehl war damals einer der besten im Land. Für die Nationalelf hat es dennoch nicht gereicht. Dort hielt Hans-Georg „Katsche“ Schwarzenbeck den Vorstopper-Posten besetzt. Diehl musste sich Erfolge mit seinem 1. FC Kaiserslautern erkämpfen – und das am besten auf dem Betzenberg. Am 20. Oktober 1973, dem 12. Spieltag der Saison, schien wieder einmal Gelegenheit dazu. Der FC Bayern machte seine Aufwartung. Maier, Schwarzenbeck, Beckenbauer, Müller, Hoeneß – alle amtierende Meister.
Nach 36 Minuten führen die Münchner mit 3:0
Aussicht auf fette Beute für die Roten Teufel, zumal auch die gefürchteten 34000 Fans auf dem „Betze“ gegen die Bayern ebenfalls immer zur Hochform aufliefen. „Gegen die Bayern“, erinnert sich Diehl, damals mit jungen 24 Jahren schon Kapitän der Pfälzer, „haben wir immer gute Spiele gemacht. Doch dieses Mal sah es zunächst anders aus. Die vermeintliche Beute brachte den Berg schnell zum Verstummen. Nach 36 Minuten führten die Münchner 3:0. Das Anschlusstor zum 1:3 vor der Pause weckte die Hoffnungen der Gastgeber, das Blatt zu wenden. Diehl: „In der Kabine herrschte Optimismus.“ Davon war auf den Rängen allerdings nichts mehr zu spüren, als Diehls Gegenspieler Gerd Müller nach einer Stunde mit seinem zweiten Tor zum 4:1 traf. Die ersten Zuschauer verließen enttäuscht das Stadion – und kehrten Minuten später auf ihre Plätze zurück. Klaus Toppmöller und Seppl Pirrung mit zwei Treffern glichen aus, ehe Diehl mit einem seiner 18 Bundesligatreffer die Führung gelang. Jetzt tobte der Betzenberg. Aber es war noch nicht Schluss. Herbert Laumen schraubte das Ergebnis auf einen rauschhaften 7:4-Endstand. „Die Bayern waren hinterher so baff, wie wir selbst“, erinnert sich Diehl an einen wortkargen Abgang in die Kabinen. 800 Mark Siegprämie gab es damals. „Vielleicht wurde auf 1000 aufgerundet“, aber das weiß ich nicht mehr. Woran sich der 70-Jährige dagegen noch genau erinnert:
Das ZDF lud ihn ins Sportstudio ein. Hary Valérien moderierte. Für den 24-Jährigen war die Moderatoren-Legende „eine Größe“ und die Begegnung mit ihm „eine tolle Geschichte“.
Nach 314 Bundesligaspielen musste Diehl seine Karriere mit erst 29 Jahren als Sportinvalide beenden. Er blieb dem 1. FC Kaiserslautern treu, als Jugendtrainer, Assistent von Otto Rehhagel und kurzzeitiger Chef-Coach. Auch in dieser Rolle hat er die Bayern mit dem 1. FC Kaiserslautern noch einmal 1:0 bezwungen.
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