Der Name Kühnhackl bürgt für Qualität
Wie Tom Kühnhackl, der Sohn des deutschen Eishockey-Idols Erich Kühnhackl, den Weg in die NHL fand und nun nach dem Stanley-Cup greift.
Die Söhne berühmter Väter haben es nicht immer leicht. Mancher zerbricht an der riesigen Erwartungshaltung. Auch Tom Kühnhackl wusste das mit bereits 17 Jahren, als er eine Lizenz für die Augsburger Panther erhalten hatte: „Manchmal öffnet der Name Türen. Aber es gibt auch Leute, die sagen: der spielt nur, weil er Kühnhackl heißt.“ Der Papa ist immerhin der deutsche Eishockey-Nationalspieler des Jahrhunderts. Mit seinen zwei Metern auf Kufen kennen Puckfans in ganz Deutschland den „Langen“, der mit dem wehenden Haar so leidenschaftlich jubelte. Jetzt macht sich sein Sohn auf den Weg, ein Großer zu werden. Tom Kühnhackl steht mit den Pittsburgh Penguins im Finale um den Stanley-Cup.
Die erste Partie der Best-of-seven-Serie gewann Pittsburgh mit 3:2. Vater Erich und Mutter Sylvia verfolgten auf den Rängen, wie der 24-Jährige um die begehrteste Eishockey-Trophäe der Welt spielt.
Es ist der vorläufige Höhepunkt einer langen Reise, die nicht immer geradlinig verlief. Nach seiner Jungendzeit beim EV Landshut versuchte sich der junge Kühnhackl in der Deutschen Eishockey-Liga in Augsburg. Sportmanager Duanne Moeser erinnert sich: „Man hat gemerkt, dass er mit einem Star-Papa aufgewachsen ist. Er war ordentlich, hatte gute Augen für die große Eisfläche, eine gute Technik und war körperlich robust. Aber er war noch nicht reif.“
Tom Kühnhackl spielte nur wenige Partien für Augsburg
Kühnhackl junior absolvierte nur wenige Partien für Augsburg und entschied sich gegen den leichten Weg in der DEL. Er wählte die Ochsentour in Nordamerika durch die unteren, oft körperlich überharten Ligen unterhalb der NHL. 2010 nahmen ihn die Penguins in ihre Organisation auf und schickten Tom in die American Hockey League (AHL). Moeser schildert die Tugenden, die die Jungen zeigen müssen: „Du musst jeden Tag an dir arbeiten, jeden Tag ins Stadion gehen, auf deine Chance warten und die Klappe halten.“
Immer wieder musste er Rückschläge wie eine schwere Schulterverletzung 2012 oder eine 20-Spiele-Sperre wegen eines überharten Checks verkraften. Doch auch im vergangenen Winter war nicht abzusehen, wann und ob überhaupt Tom Kühnhackl den Sprung zu den Profis schafft. Bis 2016 das Eishockey-Märchen begann.
Gut vier Autostunden von Pittsburgh entfernt stürmte der 1,88 Meter große Center im Farmteam, den Wilkes-Barre/Scranton Penguins. Als sich Pittsburgh-Angreifer Beau Bennett verletzte, sollte der Deutsche mit dem unaussprechlichen Namen im Profiteam lediglich aushelfen. Doch der Landshuter spielt noch immer in Pittsburgh und steht nun im Stanley-Cup-Finale. „Ich habe täglich alles gegeben, mir mein Hinterteil aufgerissen und bin dafür belohnt worden“, sagte der 24-Jährige vor der Endspielserie.
Tom Kühnhackl spielt in der vierten Linie, als Wühler, als Checker. Er kommt aufs Eis, wenn Stars wie Penguins-Kapitän Sidney Crosby eine Verschnaufpause benötigen. „Sie müssen Tore verhindern und Energie ins Spiel bringen“, schildert Augsburgs Rekordspieler Moeser die Aufgabe des vierten Blocks. Im ersten Endspiel vor 19000 Zuschauern in Pittsburgh kam Kühnhackl auf knapp neun Minuten Eiszeit.
Vor ihm standen nur fünf deutsche Profis im Stanley-Cup-Finale
Das Stanley-Cup-Finale erreichten vor ihm fünf deutsche Profis. Lediglich Uwe Krupp (1996 mit den Colorado Avalanche) und Dennis Seidenberg (2011 mit den Boston Bruins) konnten am Ende den Pokal in Händen halten. Bei Pittsburgh-Gegner San Jose mussten Patrick Marleau und Joe Thornton jeweils 18 Jahre lang auf eine Stanley-Cup-Teilnahme warten. Der Landshuter steht nach nur 60 NHL-Spielen im Finale. Und er spielt nicht, weil er Kühnhackl heißt, sondern weil er es verdient hat.
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