Die andere Ski-Prinzessin
Skirennläuferin Viktoria Rebensburg tritt nach Maria Höfl-Rieschs Rückzug in große Fußstapfen. Beim Saisonauftakt in Sölden muss sie sich als Nummer eins beweisen.
Ehrgeizig war Viktoria Rebensburg schon immer. Mit drei Jahren stand sie zum ersten Mal auf Skiern, fuhr mit 15 im Nachwuchskader des Deutschen Skiverbands, holte mit 20 Gold bei Olympia in Vancouver. „Eine Niederlage ist für mich eher Ansporn, es beim nächsten Mal erst recht zu schaffen“, lautet ein Motto der Oberbayerin. Diesen Ehrgeiz wird Rebensburg nun besonders gut brauchen können. In der neuen Saison rückt die 25-Jährige ins Zentrum des Rampenlichts im deutschen Skizirkus.
Lange Zeit stand das Nachwuchstalent im Erfolgsschatten von Maria Höfl-Riesch. Nach deren Rücktritt ruhen die Hoffnungen nun auf der Zollwachtmeisterin aus Kreuth am Tegernsee. Anders als Ski-Prinzessin Höfl-Riesch, die sich gern auch einmal glamourös in der Öffentlichkeit präsentierte, gilt Rebensburg als bodenständiger Typ, dem Training vor Sponsorenterminen geht. Angesichts der neuen Rolle gibt sie sich selbstbewusst. „Ich bin jetzt die achte Weltcup-Saison dabei, habe viele Erfahrungen gesammelt. Ich denke schon, dass ich der Anhaltspunkt bin für die anderen“, sagte Rebensburg vor dem Saisonauftakt in Sölden. Als eine Art Kapitän der deutschen Ski-Frauen sieht sie sich gleichwohl nicht: „Wir sind als Team unterwegs. Aber jeder fährt das Rennen für sich.“
Viktoria Rebensburg sorgt für Unmut beim DSV
Einen gesunden Mittelweg zu finden zwischen der eigenen Leistung und der Beziehung zum Team, ist Rebensburg nicht immer leichtgefallen. 2013 gab es deswegen Unmut beim DSV. Rebensburg wolle sich nicht integrieren, fand der Verband, sie ging oft eigene Wege im Training. Sogar eine Trennung stand im Raum. Die ist längst vom Tisch. Man hat sich ausgesprochen, heute präsentiert Rebensburg im sozialen Netzwerk Facebook Fotos von fröhlichen Runden mit Mannschaftskolleginnen im gemeinsamen Trainingslager.
Gerade zum richtigen Zeitpunkt, um den frei gewordenen vordersten Platz im deutschen Team einzunehmen. Im Riesenslalom gilt Rebensburg nicht erst nach ihrer olympischen Bronzemedaille in Sotschi als Mitfavoritin. In Abfahrt und Super-G muss sie noch konstanter werden, um sich endgültig in der Weltspitze zu etablieren. Das hat sie sich für die neue Saison vorgenommen. „Ich möchte in den Speed-Disziplinen den nächsten Schritt machen“, kündigte sie an.
Am Samstag hat sie erst einmal Gelegenheit, sich in ihrer Paradedisziplin zu beweisen. Den Tiroler Rettenbachgletscher hat Rebensburg noch in bester Erinnerung. 2010 feierte sie dort ihren ersten von bisher zehn Weltcupsiegen. Im vergangenen Jahr fuhr sie als Dritte ebenfalls auf das Podest.
Entspannung findet die Kreutherin daheim bei ihrer Familie. Ihre Eltern und die beiden Geschwister unterstützten Rebensburgs Karriere von Anfang tatkräftig. Ebenso wie ihr Heimatort: Nach ihrem Sensationserfolg in Vancouver, als Rebensburg über Nacht zur Olympiasiegerin wurde, bejubelte ganz Kreuth seine „Gold-Vicky“. mit dpa
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