Du sollst nicht langweilen
Der Augsburger Nudistenakrobat wird als Flik-Flak-Flitzer in die dicken Geschichtsbücher der Flitzerei eingehen. Vor allem wichtig dabei: Nicht langweilen.
Seit dem Schiedsrichterskandal und dessen prominenter Personifizierung Robert Hoyzer sind Wetten im Fußball nachhaltig in Verruf geraten. Sobald ein Abwehrspieler ausrutscht, ein Stürmer einen Elfmeter in den Oberrang jagt oder ein Schiri Abseits durchgehen lässt – sei es auch noch so strittig –, beginnt der Verbandsfunktionär zu grübeln. War’s Pech oder doch böse Geschäftemacherei eines unterbezahlten Profis aus Osteuropa?
Wetten haben meist zwei Ursachen: einerseits Gewinnmaximierung, andererseits Nervenkitzel. Einsätze müssen nicht zwingend Euros sein, auch klamaukische Inhalte sind erlaubt. Gerade das männliche Geschlecht versucht sich an Peinlichkeit zu überbieten, wenn es um Wetteinsätze geht: Haare lilablassblau färben, literweise Tabasco trinken oder 21 Stunden im Skianzug saunieren. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Ganz weit oben auf der Beliebtheitsskala steht das Flitzen. Kleider vom Leib reißen und ab durch die Mitte. Der Peinlichkeitsfaktor wird dadurch gesteigert, dass der Wetteinsatz nicht nach zehn Bier auf der privaten Fete im kleinen Kreis eingelöst wird, sondern vor großer Kulisse, möglichst Millionen von Menschen.
Striptease im Stadion kann teuer werden
Daher überrascht es nicht, dass der Nackedei des FCA-Spiels am Sonntagabend wegen einer verlorenen Wette im Adamskostüm über den Rasen hopste. Am Unterhaltungswert seiner Darbietung lässt sich kaum rütteln, der Protagonist dürfte mit sich zufrieden sein. Er langweilte niemanden mit Botschaften wie „Eheverbot für Lothar Matthäus“ oder „Griechenland ist abgebrannt“. Nein, der Nudistenakrobat zauberte eine turnerische Glanzleistung aufs Grün, verdiente sich hohe Haltungsnoten und wird sich als vierfacher (!) „Flickflack-Flitzer“ noch lange Zeit in den Köpfen der Zuschauer überschlagen.
Kreativ war die Idee mit dem Striptease im Stadion nur bedingt, da sind schon andere draufgekommen. Bei einer Partie in Rostock liefen 2003 gleich drei Flitzer über den Rasen. Lustig ist die Angelegenheit meist nur, bis grimmige Sicherheitsmenschen den Platz stürmen und Hand anlegen: Anzeige wegen Hausfriedensbruch, Stadionverbot und eine satte Geldstrafe im vierstelligen Bereich. Wie teuer wird der Flitzer für den FCA?
Spieler genießen mehr Freiheit. Wenn sie sich auf dem Spielfeld ausziehen, sehen sie nur die Gelbe Karte. Wobei Samuel Inkoom, WM-Teilnehmer für Ghana, mehr verdient gehabt hätte. Wegen Dummheit. Der Kicker in Diensten des ukrainischen Erstligisten Dnipro Dnipropetrowsk streifte sich jüngst unmittelbar vor seiner Auswechslung das Trikot vom Leib. Weil er bereits verwarnt war, flog er mit Gelb-Rot vom Platz.
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