Ein Schubser für das Geschichtsbuch
Die DTM hat es endlich mal geschafft, in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Allerdings: Auf eine denkbar ungünstige Weise.
Die DTM hat es nicht leicht, im Schatten der übermächtigen Formel 1 zu glänzen. Es fehlen große Namen, man schmückt sich mit Stars und Sternchen. Timo Scheider verkündete vor der Saison im Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) seine Verlobung mit der Tochter von Hansi Hinterseer. Die Reaktion im Blätterwald: allenfalls ein Rascheln. Dafür steht Scheider mit nur einer Aktion mittendrin in einem Sturm der Entrüstung. Der Schubser von Spielberg hat dem 36-Jährigen zu zweifelhaftem Ruhm verholfen.
„Timo, schieb ihn raus“ – die Aufforderung von Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich setzte der Pilot prompt um und schreibt damit ein Kapitel deutscher Sportgeschichte. Wer von „Schiebung“ spricht, hat doppelt recht. Denn nur durch die unfaire Aktion konnte Audi-Mann Ekström den bisher führenden Mercedes-Fahrer Wehrlein an der Spitze ablösen.
Unfreiwillig rückt die DTM in den Mittelpunkt. Die Serie ist beliebt bei den Fans, die Ränge zumindest bei den deutschen Rennen gut gefüllt. Und spätestens seit sich aus dem Duell zwischen Audi und Mercedes mit dem Einstieg von BMW im Jahr 2012 ein Dreikampf entwickelte, bietet die Tourenwagenserie packenden Motorsport.
Unter den Silhouetten der Straßenfahrzeuge steckt zwar viel ausgefeilte Technik, aber durch ein enges Reglement gibt es kein Leistungsgefälle wie in der Formel 1 zwischen Mercedes und Marussia.
Eine Gefahr birgt jedoch die DTM-Aufstellung von je acht Fahrzeugen von BMW, Audi und Mercedes. Zwar sucht jeder der 24 Piloten den maximalen persönlichen Erfolg. Wer aber in der Meisterschaft zurückgefallen ist, kann sich als Mannschaftsspieler beweisen. Mit der Spielberg-Aktion sind Sportchef Ullrich und Timo Scheider weit über das Ziel hinausgeschossen. Der Audi-Slogan lautet doch nicht: Vorsprung durch Schiebung, sondern durch Technik.
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