„Eine Katastrophe!“
Die Ausschreitungen beim Spiel des BVB und der Hertha entsetzen viele Zuschauer. Die Prügelei von Berliner Fans mit der Polizei wird ein Nachspiel haben. Das Verhältnis von Verband und Fans ist angespannt wie lange nicht
Selbst das spannende Top-Spiel auf dem Rasen geriet zum Randaspekt. Stattdessen bekamen rund 80000 Zuschauer im Dortmunder Stadion das hässliche Gesicht des Fußballs zu sehen. Die heftige Prügelei von Berliner Ultras mit der Polizei wenige Minuten nach Anpfiff der Partie zwischen Bundesliga-Tabellenführer BVB und Hertha BSC (2:2) sorgt für Entsetzen – und heizt die Debatte um Fanverhalten, Pyrotechnik und Sicherheit im deutschen Fußball weiter an. Hertha-Manager Michael Preetz machte aus seinem Entsetzen keinen Hehl: „Eine Katastrophe! Das ist eine ganz bittere Stunde für den Fußball und für Hertha BSC.“
Gut 100 Gäste-Fans attackierten die Polizisten mit Faustschlägen und Tritten, schlugen mit abgebrochenen Fahnenstangen auf sie ein und bewarfen sie mit brennenden Pyro-Fackeln. Das Geschehen veranlasste die Berliner Vereinsführung nur wenige Minuten nach der Partie zu einer deutlichen Stellungnahme: „Gewaltszenen gegenüber der Polizei“ seien „nicht hinnehmbar“. „Wir werden alles unternehmen, um die Verantwortlichen zu identifizieren.“ Laut Angaben der Dortmunder Polizei wurden 45 Personen verletzt, 35 davon durch Pfefferspray-Einsatz. Auch mehrere Stadiondurchsagen hatten die Gäste-Fans vor und während der Partie nicht daran gehindert, hinter einem als Sichtschutz genutzten großen Banner mit der Aufschrift „15 Jahre Hauptstadtmafia“ Pyrotechnik zu zünden.
Die Polizei versuchte, dieses Banner zur Verhinderung möglicher weiterer Pyro-Aktionen zu entfernen – ein ungewöhnlicher Vorgang, den die Ultras als eine der größtmöglichen Provokationen ansehen. Die Lage eskalierte und beruhigte sich erst Mitte der ersten Halbzeit wieder. Der Pyro-Einsatz der Hertha-Fans blieb nicht alleine an diesem Bundesligaspieltag. Auch Anhänger des FSV Mainz 05, des FC Augsburg und des VfB Stuttgart zündelten teils massiv. Das Verhältnis von organisierten Anhängern und Deutschem Fußball-Bund sowie Deutscher Fußball Liga ist derzeit so angespannt wie lange nicht mehr. Im August hatte der Zusammenschluss der Fanszene die Gespräche mit den Verbänden aufgekündigt, bundesweit kam es zu Protesten.
Aus sportlicher Sicht musste der BVB nach den Gala-Wochen gegen die Hertha einen Dämpfer hinnehmen. Eine knappe halbe Stunde hielt Hertha das 0:0, dann schlug die Dortmunder Offensivabteilung erstmals zu. Mario Götze setzte Jadon Sancho rechts am Fünfmeterraum ein und der 18-Jährige schob den Ball mühelos in der 27. Minute ins Tor. Die Berliner kamen zurück und durch Salomon Kalou zum Ausgleich (41.). 20 Spielminuten später schoss Sancho den BVB erneut in Führung. In der Nachspielzeit traf Kalou per Foulelfmeter. (dpa)
Tore 1:0 Sancho (27.), 1:1 Kalou (41.), 2:1 Sancho (61.), 2:2 Kalou (90.+1/Foulelfmeter) Zuschauer 81000
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