FCA: Die großen Vier sind noch zu groß
Der FC Augsburg scheitert gegen Leverkusen an der Chancenverwertung und will es morgen in Mainz besser machen.
Es schien, als wollte sich Stefan Kießling, 30, in der Mixed-Zone der SGL-Arena für den glücklichen 3:1 (1:0)-Sieg seiner Mannschaft beim FC Augsburg entschuldigen. „Ach“, hob er an, überlegte ein paar Sekunden, um dann fortzufahren: „Wir können froh und glücklich sein, dass wir wieder einen Dreier geholt haben“, klang der Bayer-Torjäger fast demütig nach dem ersten Sieg seit dem 7. Februar.
FCA hat keinen Torjäger
Dann gab es nur noch eine Lobeshymne auf den FCA. Augsburg habe viel mehr vom Spiel gehabt, viel mehr Möglichkeiten und viel mehr Standards, zählte Kießling auf. Aber eben keinen Torjäger wie Kießling, der das 1:0 (11.) erzielt hatte. Sein 13. Saisontor.
Dabei schien der FCA nach dem Ausgleich von Tobias Werner (59.) vor etwas mehr als 27 000 Zuschauern Bayer an die Wand zu nageln und endlich den ersten Sieg gegen einen der „Großen Vier“ einzufahren. Doch der FCA ließ beste Chancen aus und plötzlich hieß es nach 80 Minuten 1:2. Heung-Min Son hatten den Ball aus spitzem Winkel am unglücklichen FCA-Torhüter Marwin Hitz vorbei ins kurze Eck gejagt. Als Emre Can (83.) das 3:1 nachlegte, war die Partie entschieden. Dabei spielte am Mittwochabend fast nur eine Mannschaft: der FCA. 54 Prozent Ballbesitz, 34:3 Flanken, 22:13 Schüsse, fast alle objektiven Parameter sprachen für den FCA und gegen den Champions-League-Aspiranten – außer dem Ergebnis.
Lange Busreise zurück ins Rheinland
Darum war die Stimmung für die 500 Kilometer lange nächtliche Heimfahrt im Bayer-Mannschaftsbus gerettet. Leverkusen ging damit den gestrigen Warnstreiks am Münchner Flughafen aus dem Weg.
In Augsburg versuchte man derweil, die unnötige Niederlage zu analysieren. „Leverkusen hat uns vorgemacht, was Effektivität ist. Sie waren eiskalt im Abschluss, während wir etliche Chancen liegen haben lassen“, bilanzierte Manager Stefan Reuter. Gnadenlose Effizienz besiegte Leidenschaft und Herz, aber auch Unvermögen vor dem gegnerischen Tor. Das war der Unterschied zwischen einem Team der Verkannten, das eine Saison lang fast am obersten Limit spielt, und einem Spitzenteam, das derzeit eine Schwächephase durchlebt.
Wieder kein Sieg gegen ein Spitzenteam
Der FCA muss also weiter auf einen Sieg gegen Bayern, Dortmund, Schalke oder Leverkusen warten. Dennoch waren die FCA-Fans auch nach dem vierten Heimspiel in Folge ohne Sieg vom Spiel ihrer Mannschaft begeistert und zeigten Realitätssinn. „Nie mehr zweite Liga, nie mehr“, skandierten sie nach dem Schlusspfiff. Trotzdem konnte sich FCA-Trainer Markus Weinzierl gestern beim Auslaufen nur schwer mit dem Erlebten abfinden: „Wir haben eine gute, eine tolle Leistung abgeliefert. Wir waren offensiv mutig, wurden aber eiskalt bestraft. Leverkusen hat die Qualität vorne drin mit Son und Kießling. Sie haben uns die kleinen Fehler aufgezeigt und die Tore erzielt, die wir nicht gemacht haben.“
Damit wollte es der Trainer aber auch belassen. Schon morgen (15.30 Uhr) gastiert der FCA beim FSV Mainz 05. „Gut, dass es gleich wieder weitergeht. Wir haben keine Zeit nachzukarten.“
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