Fans, Freunde und Vereine trauern um Robert Dietrich
Die Bestürzung um den tragischen Tod des Kaufbeurer Eishockey-Nationalspieler ist riesig. Im Internet hat er eine große Welle der Trauer losgetreten, Fans und Vereine kondolieren
Fans, Freunde und Eishockeyvereine weltweit haben mit großer Bestürzung auf den Tod des verunglückten Kaufbeurer Nationalspielers Robert Dietrich reagiert. Auf vielen Seiten im Internet bekunden sie ihre Trauer und ihr Mitgefühl für Familie und Hinterbliebenen des 25-Jährigen. Am Mittwoch war Dietrich mit seinem kompletten Eishockey-Team von Lokomotive Jaroslawl auf dem Weg zu einem Auswärtsspiel im weißrussische Minsk kurz nach dem Start mit dem Flugzeug abgestürzt. 43 Menschen starben.
Bei Facebook gründeten sich in Kürze zahlreiche Gruppen zum Andenken an den 25-Jährigen. In der Gruppe "In Erinnerung an Robert Dietrich (25.07.86 - †07.09.11)" schlossen sich über Nacht mehr als 7500 Mitglieder zusammen, in der Gruppe "R.I.P. Robert Dietrich" waren es 12.500. In den Gästebüchern zündeten sie virtuelle Kerzen für den Verteidiger und die übrigen Spieler des russischen Vereins Lokomotive Jaroslaw an. Auf einer anderen Facebook-Seite sprachen sich knapp 10.000 Menschen für eine Schweigeminute für Robert Dietrich und seine Kollegen aus.
Bestürzung auch in seiner Heimatstadt Kaufbeuren
In seiner Heimatstadt Kaufbeuren, wo Dietrich aufwuchs und noch viele Freunde hat, sitzt der Schock tief. Viele ehemalige Weggefährten sind tief betroffen. "Didi", wie ihn viele nannten, war geschätzt für seine herzliche und bodenständige Art. Trotz seiner sportlichen Engagements in der Ferne besuchte er regelmäßig seine Heimatstadt, wo seine Eltern leben. Der ESV Kaufbeuren, bei dem er alle Nachwuchsabteilungen durchlief, schreibt auf seiner Homepage: "In dieser schweren Stunde gilt das Mitgefühl des Vereins allen Verwandten und Freunden von Robert Dietrich. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren."
Auch die weiteren Vereine Dietrichs, wie die Düsseldorfer EG oder die Adler Mannheim, setzten große Beileidsbekundungen auf ihre Vereinsseiten. "Die DEG-Familie ist derzeit stumm", heißt es etwa bei den Metro-Stars. Die Nashville Predators, die Dietrich 2007 gedraftet und dann an Milwaukee weitergereicht hatten, trauerten ebenfalls um den verunglückten Nationalverteidiger. Bei der Tragödie in Jaroslawl kamen zudem ihre Ex-Profis Karlis Skrastins (Lettland) and Josef Vasicek (Tschechien) ums Leben. "Sie haben alle das Spiel gespielt, das sie liebten, hatten so viel mehr zu geben und verließen uns viel zu früh", teilten die Predators mit. Auf der Homepage der Milwaukee Admirals stand zu lesen: "Rest In Peace Robert & Karlis."
Schweigeminute bei Saisonauftakt der DEL
Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) hat als Reaktion auf den Tod von Nationalspieler Robert Dietrich für den Saisonauftakt eine Schweigeminute in allen Stadien angekündigt. Zudem sollen alle Teams am ersten Spieltag mit Trauerflor an den Trikots auflaufen. "Das ist eine Selbstverständlichkeit und wird jetzt mit den Clubs koordiniert. Noch ist nichts entschieden, aber das ist sehr wahrscheinlich", sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke am Donnerstag.
Die Kontinentale Eishockey-Liga (KHL) hat alle Partien des ersten Spieltags abgesagt. Ob andere Mannschaften Akteure abstellen, um die Mannschaft von Lokomotive neu aufzubauen, war zunächst unklar. In Jaroslawl erinnerten in der Nacht etwa 3000 Eishockey-Fans mit Kerzen und Blumen an die Opfer. Kirchenglocken schlugen. "Vielen Dank, Jungs", stand auf einem Plakat. Die Region Jaroslawl gedenkt von diesem Freitag an mit drei Trauertagen der Opfer.
Alle Todesopfer geborgen
Mittlerweile haben die Rettungskräfte in Russland alle 43 Todesopfer geborgen. Taucher seien insgesamt 30 Mal in die Wolga gestiegen, in die Teile der Maschine gestürzt waren, teilte das Zivilschutzministerium am Donnerstag nach Angaben der Agentur Interfax mit. Die beiden Überlebenden des Absturzes vom Mittwoch waren nach Krankenhaus-Angaben noch in einem kritischen Zustand. Insgesamt waren 45 Menschen an Bord der Maschine vom Typ Jak-42. Die Ermittler schickten die Flugschreiber zur Untersuchung nach Moskau.
Absturzursache weiter unklar
Unklarheit besteht immer noch über die Ursache des Absturzes. Am wahrscheinlichsten sei, dass eines der Triebwerke ausgefallen sei, sagte ein namentlich nicht genannter Flughafenmitarbeiter zu Interfax. Die Agentur Ria Nowosti hingegen zitierte einen Mitarbeiter der Luftfahrtindustrie, nach dessen Ansicht das Flugzeug mit minderwertigem Treibstoff betankt wurde. Angeblich gewann die Maschine nach dem Start vom Flughafen Jaroslawl zu langsam an Höhe, streifte eine Antenne und zerschellte dann am Boden.
Kremlchef Dmitri Medwedew hat eine genaue Untersuchung des Unglücks angekündigt und schwerwiegende Probleme bei der russischen Luftfahrt eingeräumt. "Ich habe das Untersuchungskomitee und die Regierung angewiesen, eine gründliche Untersuchung vorzunehmen", sagte Medwedew am Donnerstag bei einem Besuch am Unglücksort.
Probleme bei der Luftfahrtsicherheit seien in der Vergangenheit schon ausführlich diskutiert worden. "Finanzielle Mittel wurden freigegeben, aber die Lage bleibt schlecht, wie die Serie der Luftfahrtkatastrophen dieses Sommers zeigt", fügte der Präsident hinzu. Grundsätzlich sei es aber "nicht möglich, so weiter zu machen", machte Medwedew deutlich. Um sichere Flugzeuge zu bauen, müssten in Russland "moderne Unternehmen" entstehen. Anderenfalls müsse das Land Flugzeuge im Ausland kaufen. mit dpa, dapd, afp
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