Fifa-Präsident Gianni Infantino ist bei seiner XXL-WM auf dem Holzweg
Gianni Infantino macht mit seiner Idee einer XXL-WM die Fußballwelt verrückt. Dabei möchte er vor allem bei kleinen Nationen Stimmen sammeln, um seine Position zu sichern.
Es ist noch nicht lange her, da kannten selbst gut unterrichtete Fußball-Kreise Gianni Infantino nur als jenen Kahlkopf, der vor großen Turnieren die Auslosungszeremonien dirigierte. Dass Infantino, der Herr über die Plastik-Kugeln in den Glasschüsseln, Generalsekretär des Europäischen Fußball-Verbandes Uefa war, hatten die Fernseh-Zuschauer schnell wieder vergessen. Konnte sich ja keiner vorstellen, dass der Verband, der es gewohnt ist, für das Öffnen einer Präsidententüre drei Mitarbeiter abzustellen, den Moderatorenjob mit einem Generalsekretär besetzt.
Um so überraschender, dass Infantino zu Beginn dieses Jahres, mangels vertrauenswürdigerer Kandidaten, als Präsident des Weltfußball-Verbandes Fifa zum Nachfolger des unseligen Sepp Blatter gewählt wurde. Inzwischen aber wünscht sich die verstörte Fußball-Familie Blatter zurück. Mochte der Fifa-Pate Allmachtsfantasien, Korruption und Größenwahn zum Wohle seiner Herrschaft verwoben haben – bei 32 WM-Teilnehmern war für ihn Schluss.
Infantino möchte Stimmen für seine Wahl sammeln
Infantino dagegen will die WM zu einem Mammut-Turnier aufblasen. Um ausreichend Stimmen für seine Wahl zu erhalten, hat er 40 Teilnehmerplätze versprochen. Inzwischen träumt er von 48 Nationen. Angesichts des übervollen Fußball-Kalenders, zu dem 2018 auch die Uefa Nations League kommt (siehe Artikel auf dieser Seite), eine absurde, wenn auch für die Fifa einträgliche Idee. Der Weltverband hat noch jede WM als größter Gewinner beendet. 2014 flossen 1,6 Milliarden Euro aus Brasilien auf die schweizer Fifa Konten.
Kosten und Risiken bleiben bei den Gastgebern, die bei der WM-Vergabe noch glauben, das große Los gezogen zu haben – bis ihnen die knebelnden Vorgaben des Weltverbandes die Luft nehmen. 2026 soll der Gastgeber nach Infantinos Plänen 48 Nationen beherbergen und für 80 Spiele Stadien bereitstellen. Am liebsten hätte der Schweizer alle 211 Mitgliedsnationen zur WM versammelt.
Der Fifa-Chef will die WM auf mehrere Länder verteilen
Weil dies in einem einzigen Land zu Engpässen führen dürfte, hat er eine neue Idee. Die WM soll künftig in mehreren Ländern stattfinden. In der Art, wie bei den Europameisterschaften 2000, 2008 und 2012, wo sich jeweils zwei Nationen die Kosten geteilt haben. Leider hat sich damit auch die EM-Stimmung halbiert.
Überhaupt lässt sich gut von Europa lernen. Die EM in Frankreich, bei der erstmals 24 statt bisher 16 Teams spielten, galt vielen als langatmig. Bezeichnend, dass mit Portugal eine Mannschaft den Titel gewann, die im alten Modus gar nicht für die K.-o.-Phase qualifiziert gewesen wäre.
Die Diskussion ist geschlossen.