Geschichte wiederholt sich: Im Frühjahr fehlt den Bayern die Frische
Das Muster wiederholt sich: Immer, wenn es Frühling wird, mangelt es dem FC Bayern an geistiger Frische. Pep Guardiola dürfte daran nicht unschuldig sein.
Das Muster wiederholt sich, seit Pep Guardiola Trainer des FC Bayern ist. Immer, wenn es Frühling wird, mangelt es dem FC Bayern an geistiger Frische. An den Ideen, am Esprit, um gegen die anderen Großen der Fußball-Welt erfolgreich zu sein. Was vorher meist locker von der Hand ging, wird in den letzten, wichtigsten Spielen der Saison zur Schwerarbeit. Es kann schon sein, dass es die fordernde Zusammenarbeit mit Guardiola ist, die seine Spieler irgendwann leer im Kopf werden lässt. Und zumindest geistig zur Frühjahrsmüdigkeit führt.
Die 0:1-Niederlage bei Atletico Madrid beschwört die Gefahr herauf, zum dritten Mal in Folge im Halbfinale zu scheitern. Im Rückspiel am Dienstag haben die Münchner die Chance, alles zu korrigieren. Und natürlich ist der nötige Sieg mit zwei Toren Unterschied möglich. Aber es wäre nach dem cleveren Eindruck, den Atlético im ersten Vergleich hinterlassen hat, auch keine völlige Überraschung, wenn das nicht gelingen würde.
Guardiolas Ära in München würde dann unvollendet bleiben, auch wenn er seinen Spielern, dem Klub und dem gesamten deutschen Fußball mit seinen revolutionären Ideen enorm viel gegeben hat. Doch es ist nun mal der gewachsene Münchner Anspruch, die Königsklasse nicht mehr nur im Zwölf-Jahres-Rhythmus gewinnen zu wollen.
Guardiola und der FC Bayern - die Abnabelung hat begonnen
Die Abnabelung vom nach Manchester wechselnden Trainer hat längst begonnen. Auch bei seinen Hardcore-Fans, die zunächst nicht begreifen wollten, dass der FC Bayern für Guardiola keine Liebesbeziehung, sondern ein zeitlich begrenztes Projekt darstellt. Mit der einsamen Entscheidung, Thomas Müller in Madrid 70 Minuten lang auf der Bank zu lassen, hat Guardiola allen den bevorstehenden Abschied wieder ein Stück leichter gemacht. Müller hat schon so oft unter Beweis gestellt, dass er gerade in kniffligen Situationen mit seiner Lockerheit und seinen Toren den Unterschied ausmachen kann. Taktisch brachte der Verzicht auf ihn nichts, war damit ein schwerer Fehler.
Es wird auch ohne Guardiola weitergehen beim FC Bayern – egal, ob er den Klub Ende Mai begleitet von Elogen oder nur von netten Worten verlässt. Unter seinem Nachfolger Carlo Ancelotti wird es weniger philosophisch und wissenschaftlich werden, aber das ist vielleicht gar nicht so schlecht.
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Ich weiß nicht, ob eine Aufstellung den Sturm betreffend, die zu keinem Auswärtstor in Madrid geführt hat, zu einem schweren taktischen Fehler erklärt werden kann.
Hätte Müller in der Startaufstellung gestanden und wäre so blass geblieben, wie in den 20 Minuten, in denen er dann noch gespielt hat (wieso wird das eigentlich so beiseite gewischt, als sei es höchst verständlich, dass dem so war, wie im Übrigen auch bei Ribery - es sollen durch Einwechslungen schon Spiele entschieden worden sein - beispielsweise durch die von Coman im Achtelfinalrückspiel gegen Juve), dann hätte man womöglich analysiert, dass es besser gewesen wäre es mit dem wirbeligen Coman zu versuchen und mit den schnellen Leuten in der Anfangsphase, die von Atletico druckvoll gestaltet werden würde, auf Konter zu spielen. Hat gegen Dortmund auch schon geklappt im letzten Jahr. Bayern konterte überfallartig angreifende Dortmunder im eigenen Stadion aus.
Fakt (aber nicht unbedingt vorhersehbar) war leider, dass Coman gegen Felipe Luis kaum einen Stich machte - aber Müller später eben auch nicht. Vllt. hätte man TM früher bringen sollen, man sehnte sich danach, wenn sich Kingsley immer wieder festlief, andererseits hatte dieser dann kurz vor seiner Auswechslung durchaus einige gute Szenen.
Zur geistigen Frische.: Schon aufgefallen, dass der ruhmreiche CF Barcelona sich relativ sang- und klanglos aus der CL verabschiedet hat? Dass er einige Spiele in Folge in der Liga verlor und der schöne Vorsprung dahin ist. Dass Real keineswegs großartig in Manchester ein 0:0 erarbeitete.
Vllt. machen sich die vielen vielen Spiele eben doch bemerkbar? Vllt, retten sich die Spieler über die Saison hinweg, eigentlich auf dem Zahnfleisch daher kommend? Die Leichtigkeit gegen leichte Gegner in der Liga und der Gruppenphase ist eben mit den Anforderungen in den Finals der CL nicht vergleichbar.
Dafür Guardiola verantwortlich zu machen halte ich nachgerade für absurd. Herr Graf, haben Sie etwa erwartet, dass der FCB Atletico locker lässig im eigenen Stadtion an die Wand spielen wird?