Gute Aussichten?
Warum eine deutsche Bewerbung für 2024 wohl nur geringe Chancen besitzt, wer die Favoriten sind und wieso es in diesem Jahr doch ein großes Sportereignis im Land geben könnte
Berlin oder Hamburg sollen die Olympischen Spiele nach Deutschland holen. Das hat am Dienstag der Dachverband des deutschen Sports, der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) beschlossen. Wie sind die Reaktionen darauf, wie geht es weiter?
Wann fällt die Entscheidung „Berlin oder Hamburg“?
Am 21. März 2015 legt sich der deutsche Sport auf einen Kandidaten fest.
Wer stimmt ab?
Die Spitzensportverbände und die Landessportbünde sind stimmberechtigt.
Wann wählt das Internationale Olympische Komitee (IOC) den Gastgeber der Spiele 2024?
Im Jahr 2017.
Berlin oder Hamburg – welcher Stadt werden die größeren Chancen eingeräumt?
Ein Knackpunkt dürfte die Unterstützung der Bürger sein. Bei einer ersten Umfrage des DOSB sprachen sich in Hamburg 53 Prozent für Olympia in der Hansestadt aus, in Berlin waren es noch weniger: 48 Prozent. Im Februar soll eine weitere Umfrage folgen. Da in beiden Städten eine Bürgerbefragung durchgeführt werden soll, ist derzeit der größere Zuspruch in der Bevölkerung ein Plus für Hamburg. Die deutschen Spitzenverbände und Landessportbünde gelten eher als Unterstützer von Berlin. Der Deutsche Schwimm-Verband hat gestern klar seine Präferenz für Berlin ausgedrückt. „Dazu gibt es auch einen Präsidiumsbeschluss“, sagte DSV-Präsidentin Christa Thiel. Rainer Brechtken, der Sprecher der deutschen Spitzensport-Verbände, lehnt es dagegen rigoros ab, sich vorab festzulegen. Es bringe „absolut nichts, jetzt einen Pseudowettkampf zwischen Berlin und Hamburg zu eröffnen“.
Wie genau sollen die Bürgerbefragungen ablaufen?
Das ist noch offen. Der Berliner Senat zum Beispiel hat noch gar kein Konzept dafür. Es gebe noch keinen Zeitplan für die Bürgerbefragung, sagte ein Senatssprecher. Die entscheidende Phase beginne, sobald sich der DOSB am 21. März auf eine Kandidatenstadt festgelegt habe.
Wie geht es jetzt weiter?
Beide Städte arbeiten an ihren Plänen und Finanzierungskonzepten.
Wer sind die möglichen Gegner bei einer deutschen Bewerbung?
Noch hat keine Stadt offiziell eine Kandidatur bekannt gegeben, aber US-Bewerber sind Topfavoriten. Die Vereinigten Staaten wollen mit Los Angeles, Washington, Boston oder San Francisco ins Rennen gehen. Auch Paris erwägt eine Bewerbung. Rom hat ebenfalls Interesse bekundet. Istanbul überlegt einen sechsten (!) Versuch. Doha, beim Rennen um die Spiele 2016 und 2020 in der Vorauswahl gescheitert, wird es wohl ebenfalls noch mal wagen. Zudem könnten Kapstadt oder Durban versuchen, die Spiele erstmals nach Afrika zu holen.
Wie groß sind die deutschen Chancen, gleich im ersten Anlauf für 2024 den Zuschlag zu bekommen?
Nicht besonders groß. Gerade die Chancen einer US-Stadt werden hoch eingeschätzt. Der Fernsehsender NBC hat unlängst dem IOC für die US-Übertragungsrechte von den Spielen 2022 bis 2032 rund 7,75 Milliarden Dollar zugesichert. Damit ist die finanzielle Basis des IOC auf Jahre gesichert. Die Olympier könnten sich erkenntlich zeigen. Wahrscheinlich wäre eine Bewerbung für 2024 in erster Linie ein Testlauf unter Wettkampfbedingungen für eine wesentlich erfolgsversprechendere Bewerbung für die Spiele 2028.
Was haben die Olympiagegner vor?
In Hamburg und Berlin haben sich die Gegner in einem Bündnis (NOlympia) organisiert. Wie bereits bei der gescheiterten Münchner Bewerbung um die Winterspiele 2022 planen sie Kampagnen.
Der Deutsche Fußball-Bund hat beste Chancen, den Zuschlag für die EM 2024 zu erhalten. Wie realistisch ist ein deutsches Supersportjahr 2024 mit Fußball-EM und Olympischen Spielen?
Zwei Sport-Großereignisse im selben Land, mit einem zeitlichen Abstand von nur knapp zwei Monaten, sind unwahrscheinlich. (dpa, AZ)
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