Keaton wird zum König von Ulm - Sieg gegen Bayern
Ein wilder Dreier in der letzten Sekunde entscheidet den Krimi gegen den FC Bayern.
Dirk Bauermann sah das Unheil kommen. Der Bayern-Trainer winkte schon ab, als der Ball noch in der Luft war. Mit einem Dreier aus acht Metern in der allerletzten Sekunde besiegelte Keaton Nankivil gestern unter dem Jubel der 6000 Fans in der erneut ausverkauften Ratiopharm-Arena den 76:75 (44:34)-Sieg der Ulmer Bundesliga-Basketballer in einem dramatischen Spiel gegen die Millionentruppe aus München. „Wir haben viele gute Spieler und jeder hätte diesen Wurf genommen“, kommentierte der bescheidene Matchwinner, während die Teamkollegen in der Kabine ihren „King Keaton“ feierten und der Ulmer Trainer Thorsten Leibenath sagte: „Wenn er so einen Wurf nimmt, dann haben wir eigentlich immer ein gutes Gefühl.“
Das hatte auch der Ulmer Anhang zumindest in der ersten Halbzeit. Die Überraschungsmannschaft der Saison traf zunächst aus allen Lagen und vor allem von draußen. Vier Dreier versenkten die Gastgeber im ersten Viertel im Korb der Bayern, acht waren es zur Halbzeit und zwischenzeitlich führte Ulm mit bis zu 13 Punkten (34:21/15.). Auf den Rängen herrschte Partystimmung, aus dem Ulmer Fanblock setzte es Hohn und Spott für die Bayern. Denen wurde empfohlen, sich das Startrecht in der Euro-League doch zu kaufen, der Münchener Spielmacher Steffen Hamann musste sich die üblichen „Steffi“-Sprechhöre anhören und natürlich sollten den Bayern die Lederhosen ausgezogen werden.
Doch nach der Pause konzentrierte sich der Ulmer Anhang auf die Anfeuerung der eigenen Mannschaft und die hatte die Unterstützung bitter nötig. Den Schützlingen von Thorsten Leibenath fiel nun gegen die Zonenverteidigung der Gäste nicht mehr viel ein. Der Ball kam kaum mehr unter den Korb, bei den Bayern lief Jonathan Wallace heiß und war nicht zu bremsen, bei Ulm hielt vor allem im dritten Spielabschnitt fast nur noch Tommy Mason-Griffin dagegen. Der kleine Spielmacher erzielte in diesem Viertel 13 der insgesamt 18 Punkte seiner Mannschaft und trotzdem kamen die Gäste immer näher heran.
Nach 32 Minuten besorgte Wallace mit einem Dreier erstmals seit der Anfangsphase den Ausgleich für die Bayern (62:62), wenig später schoss ausgerechnet der an alter Wirkungsstätte freundlich empfangene Ex-Ulmer Robin Benzing seine Mannschaft mit 67:65 in Führung.
Aber bekanntlich hat Ulm in dieser Saison schon öfters enge Spiele für sich entschieden und die Bayern haben das zumindest auswärts noch nie geschafft. Der Anhang des Gastgebers glaubte deswegen eine Minute vor dem Ende beim Stand von 71:71 noch an den Sieg und auch noch 30 Sekunden danach beim 73:73. Als aber Wallace seine Mannschaft mit zwei Freiwürfen 75:73 in Front geworfen hatte, standen nur noch sechs Sekunden auf der Uhr und der letzte Angriff unter Zeitdruck lief außerdem so gar nicht nach den Ulmer Vorstellungen. Nach einem nicht optimalen Pass von Mason-Griffin brachte Chevon Troutman noch die Finger an das orangefarbene Leder, irgendwie landete der weg getippte Ball trotzdem bei Steven Esterkamp, der gab ihn weiter an Nankivil und die Schlusssirene war im ohrenbetäubenden Jubel der Zuschauer kaum mehr zu hören.
Glück, Konzentration und die besseren Nerven gaben letztlich den Ausschlag und sogar die Spieler hätten sich dieses Fotofinish gerne erspart. „Mir wäre ein Sechspunkte-Sieg ohne Drama lieber gewesen“, gestand jedenfalls Nationalspieler Per Günther.
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