Klopp gegen Breyer: Höhepunkte der dritten Halbzeit
Offiziell müssen Ausraster vor laufenden Kameras verurteilt werden. Doch insgeheim freuen wir uns über Wutausbrüche im TV, denn sie machen uns den Stars ein bisschen ähnlicher.
Klopp wirft verärgert das Mikrofon auf den Tisch im ZDF-Studio, nachdem ihn Moderator Jochen Breyer allzudeutlich darauf aufmerksam gemacht hat, dass nach der 0:3-Pleite im Viertelfinal-Hinspiel der Fußball Champions League, für Dortmund "das Ding gelaufen ist" .
Danach regt sich allerorten Empörung über Klopps mangelnde Kontrolle seiner Emotionen. Dann wird auf die Vorbildfunktion verwiesen. Alles Quatsch, denn eigentlich ist die gespielte Aufregung über die Ausraster vor laufender Kamera eher geheime Freude darüber, dass es mal wieder gekracht hat. Wenn wir ehrlich sind, dann finden wir die Ausfälle vor laufender Kamera doch irgendwie toll - sei es ein Jürgen Klopp mit wutverzerrtem Gesicht am Spielfeldrand oder ein entnervter Sigmar Gabriel im heute-Journal.
Die verbalen Entgleisungen erlauben einen Blick hinter die immer lächelnde Fassade
Denn die verbalen Entgleisungen erlauben einen Blick hinter die immer lächelnde Fassade, wie sie in der Öffentlichkeit nur noch selten durchbrochen wird. Endlich kann man als Otto-Normalzuschauer vor dem Fernseher ein Stück Wahrheit finden, echte Gefühle erleben. Dabei schwingt die Erleichterung mit, dass die im Rampenlicht stehenden Stars und Politiker keine Übermenschen sind, sondern ganz normale Typen, deren Blut auch einmal überkochen kann.
Andererseits wären die neutralen und allzu sachlichen Analysen nach einem aufwühlenden Fußballspiel meist viel zu trocken. Da bringt so ein kleiner Zoff wenigstens etwas Pepp in die Angelegenheit. Und solange sich der Disput in der dritten Halbzeit nicht in einer gewalttätigen Prügelei entlädt, ist ein solcher Schlagabtausch durchaus legitim. Wir sind doch alle nur Menschen.
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