Liebe, Trennung und ein Wiedersehen - Pep Guardiola und der Barcelona
Pep Guardiolas Jugendliebe heißt FC Barcelona. Und wie es das Schicksal so will, trifft er nun im Champions-Leage-Halbfinale mit dem FC Bayern auf genau diese. Ein Kommentar.
Das Los hat sich für die Ex entschieden. Pep Guardiolas Ex. Dessen Jugendliebe. Bis Guardiola ging. Barcelona blieb. Beide fanden neue Partner. Jetzt treffen sie sich wieder. Es wird in aller Freundschaft geschehen, voller Respekt. Natürlich. Vorher werden sie sagen, wie sehr sie sich darauf freuen, der alten Liebe zu begegnen. Die gemeinsame Zeit sei wunderbar gewesen. Man habe schöne Erinnerungen daran.
Die Liebe von einst zählt heute aber nichts mehr. Aus Liebenden sind Gegner geworden. Sie treffen in einem Duell aufeinander, aus dem einer als Sieger hervorgehen wird. Und einer als Verlierer.
Guardiolas neue Liebe heißt FC Bayern. Lange hatte die Braut in Lederhose um den kahlköpfigen Spanier im edlen Zwirn geworben. Viele andere Bräute bemühten sich ebenfalls um ihn. Vergeblich. Guardiola ging nach München und ist dabei, die bayerisch-katalanische Verbindung zu einer ebenso erfolgreichen zu machen wie die zwischen ihm und seiner Jugendliebe.
Bayern-Spieler kämpfen mit Verletzungen
Die allerdings – und wer kennt das nicht? – taucht im allerungünstigsten Moment auf. Schrecklich schön ist sie, die Verlassene von damals. Nur zu ahnen ist, wie groß deren Genugtuung wäre, könnte sie dem Ex nur zeigen, was er aufgab, als er ging. Die Vorzeichen dafür stehen günstig. Barça ist in prächtiger Verfassung, dem FC Bayern fehlt die halbe Stammelf. Zuletzt erwischte es Holger Badstuber mit einem Muskelriss. Trotzdem hat Guardiola gegen Porto gezeigt, zu welcher Leistung er diese Rumpftruppe beflügeln kann.
Porto allerdings ist nicht Barça. Zuletzt trafen die Münchner 2013 im Champions-League-Halbfinale auf Barcelona – und fegten die Katalanen aus dem Wettbewerb. Guardiola lebte damals als Fußball-Single in New York, der FC Bayern hatte den alternden Jupp Heynckes an seiner Seite(nlinie). Der holte nach dem Sieg gegen Barça auch den Champions-League-Titel nebst Meisterschaft und DFB-Pokal – und verabschiedete sich mit dem Triple in den Ruhestand.
Daran wird sein Nachfolger Guardiola nun gemessen. Beim FC Bayern wollen sie immer den maximalen Erfolg. Trainern, die diesen nicht liefern, droht der spontane Liebesentzug. Denn Liebe ist auf diesem Niveau vor allem eines: Geschäft. Guardiola weiß das natürlich. Er wird sich nicht mit Sentimentalitäten aufhalten. Der neue Liebhaber seiner Ex heißt Luis Enrique. Ein selbstbewusster Kerl. Bayern habe wenig Glück gehabt, als es Barcelona zugelost bekam, sagte er. Guardiola wird’s vernommen haben. Und den Spruch seiner neuen Liebe als Motivationshilfe an den Kühlschrank hängen.
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