Michael Wolf: Mit 592 Spielen Anlauf endlich zum Meister-Titel?
Der Kapitän des EHC München, Michael Wolf, steht gegen Wolfsburg erstmals in der Finalserie um die Meisterschaft. Was ihn auszeichnet und warum er im Sommer Schuhe verkauft.
Er trifft und trifft und trifft – Michael Wolf ist eine Tormaschine. 277 Treffer in 592 Einsätzen der Deutschen Eishockey-Liga machen ihn bei den Schlussmännern unbeliebt.
Statistisch jubelt Michael Wolf in fast jedem Spiel
Mit 532 Scorerpunkten (Tore und Zuspiele) jubelt Wolf statistisch in fast jedem Spiel. Als Supertechniker sieht sich der 35-Jährige nicht: „Ich sehe meine Stärken im läuferischen Bereich und denke, dass ich einen guten Schuss habe.“
Das ist untertrieben. Sein Handgelenkschuss ist hart, präzise und fast ansatzlos. Auch per Schlagschuss platziert er den Puck oft in die wenigen freien Quadratzentimeter des Tores. Deutsche Spieler mit seinen Fähigkeiten gibt es nur wenige.
Umso erstaunlicher ist, wie lange Wolf Anlauf genommen hat, um erstmals nach dem Titel zu greifen. Nach 592 DEL-Partien steht der Profi mit dem EHC Red Bull München am morgigen Freitag erstmals im Finale um die deutsche Meisterschaft. Vier Siege in der best-of-seven-Serie sind nötig.
Michael Wolf räumt ein: „Ich bin extrem froh, das ich jetzt im Finale stehe.“ Der Grund, warum der Münchner Kapitän erst im Herbst seiner Kariere nach dem Titel greift, ist seine Bodenständigkeit. Nicht im heimischen Allgäu, sondern im Sauerland bei den Iserlohn Roosters fühlte er sich neun Jahre lang wohl.
„Ich bin nach Iserlohn gegangen, als es bei mir noch nicht gut lief und bin immer gut behandelt worden. Deswegen bin ich so lange geblieben.“
Erst 2014 folgte der Umzug in den Süden. Neben dem Geld spielte auch die Nähe zur Heimat eine große Rolle. Die Eltern in Füssen sollen ihre Enkel Mia und Lara öfter zu sehen bekommen. „Wenn es geht, fahren wir an einem freien Tag zusammen nach Füssen.“
Im Sommer wird der Eishockeyspieler zum Schuhverkäufer
Den Sommer verbringt der Profi immer im Allgäu und hilft im väterlichen Schuh-Geschäft Wolf in der Reichenstraße 27 aus. „Wir sind ein Familienbetrieb. Da muss man einspringen, wenn der Vater in Urlaub fährt.“ Aber Schuhe und Urlaub sind jetzt nicht sein Thema. Der Fokus liegt auf dem Finale gegen Wolfsburg, dem vielleicht unangenehmsten DEL-Gegner.
Im Vorjahr sah das Team des Red-Bull-Imperiums kein Land gegen die von Volkswagen gepäppelten Grizzlys. Mit 4:0 Siegen fegte Wolfsburg im Viertelfinale die Münchner glatt vom Eis.
Doch in die Vergangenheit, sagt Michael Wolf, da blicken nur die Journalisten. „Wir schauen nach vorne. Unsere Mannschaft zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht mit unserem Team von vor einem Jahr zu vergleichen.“ Der Kader wurde runderneuert und blieb in dieser Saison weitgehend von Verletzungen verschont.
Deshalb stand der EHC nach 52 Vorrundenspielen ganz oben in der Tabelle und setzte sich in den Play-offs im Viertelfinale gegen Straubing und im Halbfinale gegen Köln jeweils souverän mit 4:1 durch. Der Turbo-Außen erzielte in 52 Punktspielen 20 Tore, mit sieben Treffern in zehn Partien steigerte er die Quote in den Play-offs noch.
Trainer Don Jackson holte Stanley Cup
Der Kapitän glänzt, beim Trainer wissen die Oberbayern sowieso, dass der Bestmögliche an der Bande steht. Als Verteidiger holte der 1,91 Meter große Don Jackson an der Seite des „Größten“ Wayne Gretzky mit den Edmonton Oliers 1982 und 1986 den Stanley Cup. Als Coach ist es für den US-Amerikaner in seiner zehnten DEL-Saison die siebte Finalteilnahme.
2006 scheiterte er noch mit Düsseldorf an den Eisbären Berlin, mit denen er später fünf Meistertitel sammelte. Wolf erzählt, was seinen Chef auszeichnet: „Er sieht extrem viele Kleinigkeiten, wie kein anderer Trainer und das macht ihn am Schluss so erfolgreich.“ Außerdem ist er eher leise als laut. „Und das mag ich.“
Das Münchner Eishockey-Projekt steht vor der lange angestrebten Krönung. Das Puzzle passt, die geschätzten 12,5 Millionen Euro Saisonetat scheinen richtig investiert.
EHC steht ersmtals im DEL Finale seit dem Aufstieg
Sechs Jahre nach dem Aufstieg steht der EHC erstmals im DEL-Finale, der Meistertitel ist zum Greifen nah für die mit reichlich Red-Bull-Geldern gesponserten Oberbayern. Es wäre der drittel Titel in der Landeshauptstadt. 1994 triumphierten die Münchner als Hedos und im Jahr 2000 als Barons. Nun soll Red Bull den Münchnern Geschmack auf Eishockey machen.
Michael Wolf kennt nur ein Ziel: Er will noch vor seinem 600. DEL-Einsatz den Meisterpokal erstmals in Händen halten.
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