Stöger und Hasenhüttl: Zwei Trainer aus Österreich jagen die Bayern
RB Leipzig und der 1. FC Köln sind die Überraschungsteams der bisherigen Saison. Ihre Trainer kommen aus Österreich. Warum Stöger und Hasenhüttl so erfolgreich sind.
Peter Stöger ist einer von der nüchternen Sorte. „Ich kann ja nicht verbieten, dass sie Pappschalen mitnehmen“, sagte Kölns Cheftrainer kürzlich nach dem Sieg über Ingolstadt, bei dem FC-Fans Meister-Pappschalen hochhielten. Aber er würde es wohl gerne. Seit er 2013 von Austria Wien zum damals noch zweitklassigen FC Köln kam, versucht Stöger, keine Euphorie aufkommen zu lassen. Sollten seine Kölner aber auch am Samstag gegen Hertha BSC und darüber hinaus ungeschlagen bleiben, wird das immer schwerer werden.
Ein ähnliches Problem hat sein Landsmann Ralph Hasenhüttl mit RB Leipzig. Sein Team ist schon jetzt der beste Aufsteiger in der Geschichte der Liga. „Wir sind kein Bayern-Jäger. Das Einzige, was wir jagen wollen, ist der Ball“, betonte Hasenhüttl dennoch nach dem Sieg gegen Wolfsburg. Ein Blick auf die Tabelle zeigt aber: Nur zwei Punkte trennen Leipzig und Köln von Tabellenplatz eins. Beide Vereine sehnen sich nach Erfolgen. Mit Leipzig hofft der ganze Osten Deutschlands darauf, endlich wieder eine größere Rolle im Fußball zu spielen. Und Traditionsklub Köln, jahrelang als Karnevalsverein verspottet, will an alte Erfolge anknüpfen. Bei dieser Erwartungshaltung ist es schwer für die beiden Österreicher, die Ruhe in ihren Vereinen zu wahren.
Die beiden Österreicher arbeiten ruhig und zielstrebig
Dabei ist vielleicht genau diese Ruhe der Schlüssel zum Erfolg. Sieht man von der Dauerdebatte um Leipzig-Eigentümer Red Bull ab, bleibt es still um die Teams der Österreicher. Aufreger und Skandale, für die gerade der FC früher berüchtigt war, sucht man vergeblich. Die Trainer arbeiten zielstrebig und professionell, ihre Spieler loben deren Umgang. „Ich habe noch nie so ein gutes und enges Verhältnis zwischen dem Trainer und der Mannschaft erlebt“, sagte etwa der Kölner Marco Höger dem Express. Und beide Trainer haben bewiesen, dass sie mit wenigen Mitteln viel erreichen können. Hasenhüttl machte aus dem abstiegsbedrohten Zweitligisten Ingolstadt mit geringem Etat einen stabilen Bundesligaverein, bevor er sich unter Tränen Richtung Leipzig verabschiedete. Stöger führte die von vier Abstiegen in 14 Jahren gebeutelten Kölner wieder zu einem Stammplatz im Oberhaus und brachte Ruhe in das traditionell nervöse Umfeld in der Domstadt.
Dass österreichische Trainer in Deutschland ähnlich erfolgreich waren, ist lange her. In den Anfangszeiten der Liga sorgte der Wiener Max Merkel für Furore. Er wurde Meister mit 1860 München und Nürnberg, trainierte unter anderem den FC Augsburg in der zweiten Liga. Der zweite große Österreicher war „Grantler“ Ernst Happel, der den Hamburger SV zu zwei Meistertiteln und einem Europapokalsieg führte. Dann kam lange nichts. Jetzt schicken sich die alten Weggefährten Stöger und Hasenhüttl an, das zu ändern.
Hasenhüttl und Stöger spielten gemeinsam bei Austria Wien
Peter Pacult, ein weiterer Österreicher auf einer deutschen Bank, charakterisiert die beiden so: „Peter ist mehr der Schmähbruder. Ralph ist mehr der ruhigere Typ. Aber beide sind auf ihre Art sehr angenehm.“ Als Spieler standen der Wiener Stöger und der Steirer Hasenhüttl gemeinsam für Austria Wien auf dem Platz. „Er war der Führungsspieler und ich nicht die ganz große Nummer“, sagt Ex-Stürmer Hasenhüttl über diese Zeit. „Ab und an musste ich mir schon Schelte anhören, wenn ich die Dinger nicht reingemacht habe.“ Später machten sie zusammen den Trainerschein. Dann trennten sich die Wege. Stöger blieb in seiner Heimat, wurde zweimal österreichischer Meister mit der Austria. Hasenhüttl zog es nach Deutschland.
Er arbeitete sich von der dritten Liga mit Unterhaching und Aalen über die zweite Liga mit Ingolstadt bis in die Bundesliga hoch. Als Stöger 2013 zum damaligen Zweitligisten Köln kam, trafen die beiden erstmals aufeinander, Hasenhüttl gewann. Alle weiteren Duelle endeten unentschieden, zuletzt am 5. Spieltag der diesjährigen Saison. Beide sind seitdem immer noch ungeschlagen. Der Siegeszug der beiden Österreicher geht also weiter.
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