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Motorrad-Vizeweltmeister ist Pflegefall
25.12.2011

Tragödie: Das Rennen ihres Lebens

Elfriede Roth pflegt zusammen mit Betreuern und Therapeuten ihren Mann Reinhold, der vor 21 Jahren einen schweren Rennunfall hatte. Zu den Feiertagen hat Reinhold Roth Weihnachtsengel gebastelt, die die Familie und seine Betreuer als Geschenk erhalten sollen.
Foto: Matthias Becker

Vor 21 Jahren stürzt der zweifache Motorrad-Vizeweltmeister Reinhold Roth aus Amtzell im Allgäu so schwer, dass er zum Pflegefall wird. Seine Frau Elfriede kämpft um ihn.

Amtzell Es gibt Orte, die aus nicht viel mehr bestehen als einem Kirchlein, einer Gaststätte und einer Tankstelle. Manchmal haben sie nicht einmal das. Trotzdem kennt sie halb Deutschland – und manchmal sogar die halbe Welt.

Irgendwann nämlich ist einer losgezogen und hat ihren Namen hinausgetragen. Der Golfer Bernhard Langer den seines Heimatdorfes Anhausen. Das winzige Zahling im Landkreis Aichach-Friedberg kennen die Menschen nur im Zusammenhang mit Helmut Bradl und dessen Sohn Stefan, der eine Vizeweltmeister, der andere Weltmeister.

Und Amtzell? Der Reporter, der sich von Augsburg aus auf den Weg in die Allgäu-Gemeinde im Landkreis Ravensburg macht, will vor der Abfahrt wissen, was in 160 Kilometern Entfernung von Amtzell geblieben ist. Unwissendes Schulterzucken. Die Erinnerung verblasst in geografischen Kreisen. Vor 25 Jahren hätte jeder, der schon einmal ein Motorrad gesehen hat, gewusst, dass Amtzell der Heimatort von Reinhold Roth ist – erst recht fünf Jahre später.

Kurz vor Amtzell weiß das Navigationssystem nicht mehr weiter. Macht nichts. Hier weiß jeder, wo Reinhold Roth wohnt. Ein großes, schönes Haus am Ortsrand, umgeben von einer weißen Mauer. Gerade so hoch, dass sie auf Distanz hält. Aber niedrig genug, dass sie nicht das Gefühl von Eingemauertsein vermittelt.

Eine Pflegerin öffnet die Tür. Eine aus dem vierköpfigen Team, das sich tagsüber abwechselnd um Reinhold Roth kümmert. Es ist eine Art indirekte Begegnung mit dem Vizeweltmeister von 1987 und ’89. Eine unmittelbare wird es für den Besucher nicht geben. Reinhold Roth ist ein Pflegefall. Seine Frau Elfriede wird später sagen, sie möchte ihren Mann nicht vorführen oder zur Schau stellen. Sie bittet zunächst, auf Fotos von ihm zu verzichten, dann willigt sie doch ein.

Sie will ihn nicht wegschließen. An schönen Tagen schiebt ihn eine Pflegerin im Rollstuhl spazieren. Vor Weihnachten kommen jedes Jahr Freunde und Bekannte, um mit ihm Advent zu feiern. „Reinhold sitzt dann mitten unter den Leuten.“ Es kommt viel Post in diesen Tagen. „Die Leute“, freut sich Elfriede Roth, „haben Reinhold nicht vergessen“.

Vom alten Leben aber ist nicht mehr viel geblieben, seit jenem 17. Juni 1990 in Rijeka. Wie viel Reinhold Roth von seinem neuen Dasein erfasst, weiß auch Elfriede Roth nicht: „Manchmal nennt er mich beim Namen. Dann wieder hab’ ich das Gefühl, dass ich nur ein Besucher für ihn bin. Er lebt in seiner eigenen Welt.“ Eine eigene Welt, die er immer wieder für Momente verlässt. Dann, wenn er ein Motorradrennen im Fernsehen verfolgt, und plötzlich den Namen eines Streckenabschnitts nennt. Manchmal findet sogar so etwas wie ein kurzes Gespräch statt. Wenn er sagt, er sei müde. Warum? Er sei doch heute Rennen gefahren. Gewonnen? Natürlich.

Elfriede Roth sieht sich keine Rennen mehr an.

Sie hat ihren Mann früher auf den Reisen begleitet. Auch am 17. Juni 1990 zum Großen Preis von Jugoslawien nach Rijeka. Ihr gemeinsamer Sohn Mathias war damals sechs Jahre alt. Während des Rennens begann es zu nieseln. Reinhold Roth fuhr ungebremst auf den überrundeten Australier Darren Milner auf und schleuderte gegen die Streckenbegrenzung. „In diesem Moment wusste ich, dass es dieses Mal ganz schlimm ist“, erinnert sich die 55-Jährige, „ich habe nur gebetet“.

Reinhold Roth war dem Tod näher als dem Leben. Er hatte einen Schädelbasisbruch, Kieferfrakturen und Gehirnblutungen erlitten. Acht Minuten blieb sein Gehirn ohne Sauerstoff. „Die waren sein Verhängnis“, sagt Elfriede Roth und gibt einen Gedanken preis, den sie damals hatte: „Wenn er gehen will, darf er gehen.“

Aber der damals 37-Jährige wollte nicht. Damit begann auch für Elfriede Roth ein komplett anderes Leben. Sie kämpfte um alles, was ihren Mann auch nur ansatzweise weiterbringen könnte. Reinhold Roth kam nach Burgau. Über ein halbes Jahr verging, ehe er in der Reha-Klinik aus dem Koma erwachte. Er werde ein Leben lang ein so genannter Apalliker bleiben, wach, aber nicht ansprechbar, prophezeiten die Ärzte. Zweieinhalb Jahre nach dem Unfall kehrte er nach Amtzell zurück. Wenigstens war er gut versichert. Seine Frau ließ ein behindertengerechtes Haus bauen und übernahm die Pflege. Ihre acht Geschwister halfen, wo es ging. Die 55-Jährige ist ein zupackender Typ. Optimistisch und gläubig. Keine, die schnell aufgibt. Dass ihr Mann acht Jahre lange kein Wort sprechen konnte, hat sie nicht entmutigt. Sie hat so lange eine Logopädin zu Hause einquartiert, bis er sein erstes Wort sagte: „Morgen.“

Während Reinhold Roth in winzigen Schritten vorwärtskam, ging seine Frau unter der Last der Pflege allmählich in die Knie. Zwei schwere Krankheiten und der Rat der Ärzte überzeugten sie, ihr Leben anders zu ordnen, mehr auf sich selbst zu schauen. Aus der Pflegerin wurde die Inhaberin einer Boutique im nahe gelegenen Wangen. Tagsüber kümmert sich das Pflegeteam um Reinhold, nachts ist Elfriede da.

Gab es jemals den Gedanken, ihren Mann dem Koma und den Pflegern zu überlassen und einfach zu gehen? „Nein“, sagt sie, „aber ich möchte auch ein eigenes Leben“.

Dass sie einen Lebensgefährten hat, zähle dazu. Sie hat ihn sich nicht gesucht, sagt sie, aber sie habe ihn gebraucht. Bei allem gelte dennoch: „Mich gibt es nur zusammen mit Reinhold.“

Und Sohn Mathias? „Er hat zu seinem Vater ein unverkrampftes Verhältnis“, sagt Elfriede Roth. Kämpfe gab es mit der Mutter. Damals, als Matthias 16 war und Motorradfahren wollte. Es flossen Tränen. Die Mutter gab nach. Heute kann sie darüber erleichtert schmunzeln. Mit 1,92 m ist ihr Sohn für den Rennsport zu groß geworden.

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