Vom Glück verlassen
Die Deutschen treffen viermal das Torgestänge und unterliegen Weltmeister Schweden 0:1
Mit zwei Pannen begann das zweite Turniermatch der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen. Die erste Panne ist eher nebensächlich.
Die Mannschaft bezog irrtümlicherweise die Umkleide des Gegners. Die Schweden reagierten gelassen und zogen sich in der deutschen Kabine um. Die zweite Panne war dagegen spielentscheidend. Nach drei Minuten ließ die deutsche Abwehr den Schweden Viktor Stalberg ziehen, der zum 1:0 traf. Dabei blieb es. Der Eishockey-Weltmeister siegte mit dem Fußball-Ergebnis von 1:0 (1:0, 0:0, 0:0).
Stürmer Patrick Reimer ärgerte sich: „Wir haben den einen Fehler am Anfang zu viel gemacht, danach hatten wir gute Möglichkeiten das Spiel auszugleichen, aber wir sind leider nicht belohnt worden.“ Die Mannschaft von Bundestrainer Marco Sturm bot den Skandinaviern, die mit zwölf Profis aus der starken russischen Liga KH angetreten waren, ein beherztes Duell. „Heute hat nur das Scheibenglück gefehlt“, bemühte der gebürtige Mindelheimer einen Satz, den die Profis eben so sagen, wenn es nicht nach Wunsch läuft.
Doch das Team hatte schlicht Pech. Allein vier Mal trafen Dominik Kahun (2), Jonas Müller und Felix Schütz das Eisengestänge. Je länger das Spiel dauerte, desto besser bekam die deutsche Auswahl den Favoriten in den Griff.
Wie schon im 2:5 gegen Finnland tags zuvor erarbeitete sich die Mannschaft gegen Schweden ein positives Schussverhältnis. „Am Ende machen Zentimeter den Unterschied“, sagte der Spieler des Jahres der vergangenen Saison in der Deutschen Eishockey-Liga. Mit 35 Jahren bestreitet Reimer seine ersten Winterspiele. Ein Höhepunkt in einer Karriere, die in Bad Wörishofen ihren Anfang nahm. Über Kaufbeuren und Düsseldorf kam der Torjäger 2012 nach Nürnberg, wo sein Vertrag bis 2020 läuft. Eine an der Tribüne angebrachte Deutschland-Fahne mit der Aufschrift „Mindelheim“ verrät, dass ein Mini-Fanklub zur Unterstützung mit nach Gangneung gekommen ist. Seine Frau Anja, der Vater und sein Trauzeuge sind unter den 3077 Zuschauern in der Eishalle von Kwandong.
Bevor das Turnier startete, war das Eishockeyteam in die Berge von Pyeongchang gereist und erwies sich als Glücksbringer. „Wir waren drei Mal draußen. Laura Dahlmeier holte zwei Mal Gold und Skispringer Andreas Wellinger auch“, erzählt der mit 318 Treffern erfolgreichste DEL-Stürmer aller Zeiten. Die Tage im Olympischen Dorf genießt der Außenstürmer, auch „weil man viele bekannte Gesichter aus dem Fernsehen sieht“.
Jetzt jedoch liegt der Fokus auf dem letzten Gruppenspiel am Sonntag (4.10 Uhr/ARD) gegen Norwegen. Die deutsche Mannschaft muss gewinnen, um sich eine gute Ausgangslage für die erste Viertelfinal-Teilnahme bei den Winterspielen seit 16 Jahren zu verschaffen. Als Gruppenletzter wartet ansonsten ein stärkerer Gegner.
„Wenn wir die Leistung weiter bringen, müssen wir uns vor niemanden mehr verstecken in diesem Turnier“, sagt Reimer. Überragend hielt gegen Schweden der Ingolstädter Torhüter Timo Pielmeier. Zuvor gegen Finnland hatte der Münchner Danny aus den Birken bei nur 20 Schüssen fünf Mal den Puck aus dem eigenen Netz fischen müssen. Pielmeier parierte 25 von 26 Schüssen.
Bisher, sagt Reimer, tauge das Eishockeyteam bei Olympia perfekt als Glücksbringer. „Da sind wir ungeschlagen. Aber jetzt wollen wir auch mal erfolgreich sein.“
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