Was Nico Rosberg von Michael Schumacher unterscheidet
Nico Rosberg könnte am Sonntag seinen ersten Weltmeister-Titel in der Formel 1 holen. Der Rennfahrer allerdings taugt nicht zum Volkshelden. Ein Kommentar.
Vielleicht will es der Zufall so. Vielleicht feiert an dem Tag, als Michael Schumacher vor 22 Jahren seinen ersten Weltmeister-Titel in der Formel 1 holte, auch Nico Rosberg seinen großen Triumph in der Königsklasse. Der gebürtige Wiesbadener wäre nach dem besten Rennfahrer aller Zeiten mit sieben Titeln und Sebastian Vettel mit vier Erfolgen erst der dritte deutsche WM-Sieger.
Ob sich der einstige Ferrari-Star mit dem Ex-Mercedes-Kollegen freuen wird, ist nicht bekannt. Michael Schumacher erlitt im Dezember 2013 bei einem Skiunfall schwerste Kopfverletzungen und kämpft sich seither zurück ins Leben. Wie weit er im schwierigsten Rennen seines Lebens gekommen ist, weiß niemand. Seine Frau Corinna und das Management schirmen den 47-Jährigen lückenlos von der Öffentlichkeit ab.
Schumi bleibt der Star
Die Deutschen lieben Schumacher immer noch. Nicht nur wegen seiner grandiosen Erfolge. Der „Mischael“, wie sie ihn im Rheinland nennen, ist einer von ihnen. Mit Vater Rolf und dem jüngeren Bruder Ralf schraubten und dengelten sie mit ölverschmierten Händen auf der Bahn in Kerpen an ihren Karts. Und: Michael Schumacher hat den Rennfahrer-Profi erst erfunden. Bis dahin bereiteten sich Jody Scheckter, Emerson Fittipaldi und alle die anderen Piloten meist in Rennfahrer-Kneipen auf den Lauf vor. Mit zwei Herrengedecken, drei Mechanikern und vier Boxen-Schönheiten wurde die Renntaktik besprochen. Mit dem asketischen, durchtrainierten Michael Schumacher betrat ein ganz neuer Fahrertypus die Szene.
Die Fans liebten ihn. Am Campingplatz in Hockenheim lackierten die Rotkäppchen den Wohnwagen in Ferrari-Rot und beklebten selbst das Klohäuschen mit dem Cavallino Rampante, dem springenden Pferd.
Neben Hamilton bleibt Rosberg blass
Nach dem Wechsel von Schumi 2010 zu Mercedes fuhr ihm zwar der Teamkollege Rosberg oft davon. Der Kerpener blieb der Star der Sternfahrer. Wenn dagegen der gebürtige Wiesbadener die Ziellinie überquert, schwenken die Anhänger allenfalls eine Mercedes-Fahne. Der in Monaco lebende Rennfahrer taugt nicht zum Volkshelden. Statt nach Siegen durch die Karaoke-Bars zu ziehen, fliegt er nach Hause zu Frau und Kind.
Von seinem früheren Teamkollegen Schumacher trennen ihn Welten. Und neben dem schrillen, mit daumendicken Goldketten behängten Paradiesvogel Lewis Hamilton bleibt der nette Nico ebenfalls blass.
Ein Weltmeistertitel, ob nun am Sonntag in Brasilien oder zwei Wochen später in Abu Dhabi errungen, wird daran wenig ändern.
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