Weltcup-Parallelslalom in München
Beim Weltcup-Parallelslalom im Münchner Olympiapark übertrafen 25.000 Zuschauer alle Erwartungen. Felix Neureuther landete als bester deutscher Starter auf Rang vier. Von Andreas Kornes
Fast sei er ein bisschen nervös geworden, sagte Felix Neureuther nach dem letzten Rennen. Wie die 25 000 Menschen da unten standen und ihm zujubelten. Wie sie seinen Namen riefen und zum Sieg brüllen wollten, das habe ihm kalte Schauer den Rücken hinablaufen lassen.
Es war ein imposanter Anblick, der sich den 30 besten Skifahrern der Welt gestern Abend immer dann bot, wenn sie das Starthäuschen auf dem Olympiaberg betraten. Nicht oft dürfen sie vor einer derart imposanten Kulisse starten.
Nie sind sich Sportler und Zuschauer so nah. Insgesamt achtmal kam Neureuther in diesen Genuss. Beim Weltcup-Parallelslalom in München scheiterte er erst im Halbfinale am späteren Sieger Ivica Kostelic. Im kleinen Finale um Platz drei musste er sich dem amerikanischen Superstar Bode Miller um die Winzigkeit von fünf Hundertstel geschlagen geben. Neureuthers vierter Rang war das beste Ergebnis des Deutschen Skiverbands bei der Weltcuppremiere dieser Art von Rennen, in der sich immer zwei Fahrer zweimal im direkten Duell gegenüberstehen. Der Schnellere zieht in die nächste Runde ein.
Den erfolgsverwöhnten deutschen Frauen gelang dies nicht. Die Schwestern Susanne und Maria Riesch sowie Viktoria Rebensburg schieden beim späteren Sieg der Schwedin Maria Pietilä-Holmner allesamt in der ersten Runde aus. Enttäuscht war darüber vor allem die Olympiasiegerin Maria Riesch. Im zweiten Rennen gegen die Italienerin Daniela Merighetti habe sie gleich am Start einen ihrer Stöcke fast verloren und sei in Rücklage geraten. "Das kannst du dann auf dieser kurzen Distanz nicht mehr aufholen", sagte Riesch. Trotz des sportlichen Misserfolgs habe sie aber die Atmosphäre genossen. "Das ist wirklich Wahnsinn, vor der Kulisse. Diese jubelnde Menge da unten zu sehen, das ist ein ganz tolles Erlebnis."
Mit 15 000 Zuschauern hatten die Veranstalter im Vorfeld gerechnet, es kamen 10 000 mehr. Und da dieser Tage nahezu alles im deutschen Sport in einen wie auch immer gearteten Zusammenhang mit der Bewerbung Münchens für die Olympischen Winterspiele 2018 gebracht wird, wurde die Zuschauerzahl gleich in eine Art Volksabstimmung "pro Olympia" umgedeutet. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude jubelte in die Mikrofone, dass ein starkes Signal um die Welt gesandt worden sei. Hervorragende Signale für die Bewerbung wollte auch Bernhard Schwank, Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft München 2018, gesehen haben. "Wir haben gezeigt, dass wir eine großartige Wintersportnation sind", stimmte Katarina Witt in den Freudenchor mit ein. Die zweifache Olympiasiegerin im Eiskunstlauf ist als Vorsitzende des Kuratoriums das ebenso prominente wie sympathische Gesicht der Münchner Bewerbung. Fast schien es angesichts dieser Lobeshymnen, als sei das spektakuläre Rennen im Herzen der bayerischen Landeshauptstadt vor allem eines gewesen: eine gigantische Werbeveranstaltung für München 2018. Am Ende fehlte nur noch ein deutscher Sieg zum perfekten Abend.
Neureuther war am dichtesten dran gewesen. "Das Glück war nicht auf meiner Seite", stellte er am Ende seines Arbeitstages fest. "Ivica war heute der Stärkste, aber die fünf Hundertstel Rückstand auf Bode hätten auch auf meiner Seite sein können." Er hofft, dass er im Februar mehr Glück hat. Dann findet in Neureuthers Heimat Garmisch-Partenkirchen die Alpine Ski-WM statt. Und da Garmisch-Partenkirchen Partner der Münchner Olympia-Bewerbung ist, wird auch diese Veranstaltung wieder vor allem eines sein: eine gigantische Werbeveranstaltung für München 2018. Und vielleicht macht Neureuther diese dann mit einem Sieg perfekt. Andreas Kornes
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