Wider die Gesundheit
In Madrid hat der Prozess gegen den Arzt Eufemiano Fuentes begonnen,in den Niederlanden räumt der deutsche Exprofi Grischa Niermann Verfehlungen ein
Madrid Fehlstart beim Prozess um den größten Dopingskandal in Spanien: Nachdem sich die Ermittlungen gegen den Mediziner Eufemiano Fuentes und dessen Helfer fast über sieben Jahre hingezogen hatten, wurde zum Auftakt des Gerichtsverfahrens die Vernehmung des mutmaßlichen Dopingarztes auf Dienstag verschoben. Die Staatsanwaltschaft legt Fuentes und vier Mitangeklagten eine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit zur Last. Sie verlangt je zwei Jahre Haft und ein zweijähriges Berufsverbot.
Der 57 Jahre alte Hauptangeklagte, der Sportler mit aufbereitetem Eigenblut behandelt haben soll, gab sich entspannt. „Spanien verschwendet viel Geld mit dem Verfahren gegen mich“, sagte der Mediziner. „Ich arbeite als Arzt in einer Klinik, die vom Staat finanziert wird, und meine Patienten brauchen mich.“ In dem Prozess sind Profis als Zeugen geladen, darunter der zweimalige Tour-de-France-Sieger Alberto Contador und Ivan Basso.
Der im Mai 2006 aufgedeckte Skandal brachte mehr als 50 Radprofis unter Dopingverdacht, auch Stars wie Jan Ullrich und Tyler Hamilton. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) und der Weltradsportverband UCI sind als Nebenkläger vertreten. Die WADA erhofft sich Aufschlüsse darüber, ob Profis anderer Sportarten die Dienste von Fuentes in Anspruch genommen haben. Neben Fuentes saßen dessen Schwester Yolanda und die früheren Rennstallmanager Manolo Saiz (Once, Liberty), José Ignacio Labarta (Comunidad Valenciana) und Vicente Belda (Kelme) auf der Anklagebank. Die Staatsanwaltschaft konnte ihnen nur einen Verstoß gegen die Gesundheitsgesetze zur Last legen. Doping war 2006 nicht strafbar. Die Urteile werden kaum vor April erwartet.
Der Mainzer Anti-Doping-Forscher Perikles Simon glaubt nicht an Konsequenzen aus dem Prozess. „Ich bin ein bisschen skeptisch.“ Simon bemängelte, dass es für Ärzte in europäischen Ländern gefährlich sei, mit Drogen zu handeln, die Verabreichung von Dopingmitteln aber „eigentlich relativ unkritisch“ vonstattengehen könne.
In der Geständniswelle um das Radteam Rabobank hat auch der deutsche Ex-Profi Grischa Niermann Doping zugegeben. Er habe zwischen 2000 und 2003 „das verbotene Mittel EPO genommen“, teilten der Hannoveraner sowie der niederländische Radsportverband KNWU mit. Der 37-Jährige, von 1999 bis 2012 bei Rabobank, will der niederländischen Anti-Doping-Kommission Einzelheiten nennen. Niermann ist Nachwuchscoach im KNWU. Obwohl der Dopingmissbrauch laut Regularien der WADA verjährt sei, werde Niermann laut internen Richtlinien vom 15. Februar an für sechs Monate bis Mitte August gesperrt. „Meine Vergangenheit wieder ans Licht zu holen, ist sehr schmerzhaft“, erklärte Niermann. „Aber es macht mir umso deutlicher, dass der ehrliche Weg ab 2003 der einzig richtige war.“ (dpa)
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