Zurück in die Vergangenheit
Wie schon bei der Heim-WM vor sieben Jahren gewinnt die deutsche Mannschaft ihr erstes Spiel gegen die USA. Überragender Mann ist dabei Torwart Thomas Greiss
Eine der wichtigsten Tugenden, die Marco Sturms Vorvorgänger Hans Zach aus dem Effeff beherrschte, war Tiefstapeln. Der aktuelle Bundestrainer kann das auch: „Die Amerikaner sind besser als wir, sie sind auf einem anderen Level“, hatte Sturm vor dem Auftaktspiel der 81. Eishockey-Weltmeisterschaft in Köln gesagt. Am Ende behielt er nicht recht. Deutschland gewann mit 2:1 (1:0, 0:0, 1:1) gegen die Amerikaner und legte einen Traumstart hin. Überragender Profi war Torwart Thomas Greiss, die Treffer erzielten Tobias Rieder und Patrick Hager. Mit dem gleichen Ergebnis hatte die deutsche Mannschaft vor sieben Jahren bei der vorhergehenden Heim-WM vor 78000 Zuschauern in der Fußball-Arena auf Schalke gesiegt.
Die Partie in der Kölner Lanxess Arena war mit 18688 Zuschauern seit Tagen ausverkauft, in der Stadt war vom WM-Gefühl jedoch wenig zu spüren. Der Sieg brachte aber Stimmung in die Riesenhalle. Noch vor dem ersten Bully hatte der deutsche Coach auf die Verletzung von Verteidiger Christian Ehrhoff reagieren müssen. Der Teamkapitän stand nicht im Aufgebot und sah, wie seine Kollegen nach nur 25 Sekunden die erste brenzlige Situation überstanden. US-Stürmer Johnny Gaudreau fuhr alleine auf Greiss zu, doch der Torwart parierte glänzend. Öfter, als ihm lieb sein konnte, stand der gebürtige Allgäuer aus Roßhaupten bei Füssen im Mittelpunkt.
Ihren ersten ernsthaften Angriff nutzten jedoch die Gastgeber zum 1:0. Patrick Reimer schoss den Puck aus spitzem Winkel in Richtung US-Tor. Den Abpraller verwertete Rieder zur Führung. Im zweiten Abschnitt drängten die Amerikaner mit Macht auf den Ausgleich und Greiss musste sich in einer Szene mit der Stockhand gegen allzu aufdringliche US-Profis wehren. Die Führung hielt bis zur 51. Minute. Dann fand Connor Murphy die winzige Lücke in der vielbeinigen deutschen Abwehr und traf zum 1:1. Die deutsche Mannschaft antwortete mit dem 2:1 (54.) durch Patrick Hager, der die Scheibe nach einem Schuss von Dennis Seidenberg gekonnt abfälschte. Der Rest war eine Abwehrschlacht und viel, viel Greiss, der zum besten Spieler Deutschlands gewählt wurde. „Wenn er nicht so stark hält, geht das Spiel anders aus“, sagte Rieder nach dem Spiel.
Nach dem kräftezehrenden Match galt es für die Profis, schnell etwas zu essen und zurück ins Hotel zu fahren. Denn exakt 24 Stunden später wartet am heutigen Samstag (20.15 Uhr/live in Sport1) mit Schweden der nächste dicke Brocken. Die Skandinavier besitzen den Mini-Vorteil von drei Stunden mehr Erholung, sie bestritten das gestrige Nachmittagspiel gegen Russland und verloren dabei im Penaltyschießen. Immerhin holten sie so einen Punkt.
Die Mannschaft von Trainer Rikard Gronborg peilt nach zwei enttäuschenden Weltmeisterschaften mit den Rängen fünf (2015) und sechs (2016) einen Platz auf dem Stockerl an. Der Kader ist gespickt mit mehr als einem Dutzend Stars aus der NHL – alle groß (kein Spieler misst unter 1,80 Meter) und schnell und technisch stark. Am Montag um 16.15 Uhr folgt das Duell mit Rekord-Weltmeister Russland. Die dicksten Brocken warten gleich am Beginn der 81. Weltmeisterschaft auf den Gastgeber. DEB-Präsident Franz Reindl verbreitet dennoch Zuversicht. „Ich bin mir sicher, dass wir mit ein oder zwei Punkten aus den ersten drei schweren Spielen heraus gehen.“ Mit den drei Zählern aus dem USA-Spiel dürfte er aber auch zufrieden sein.
Deutschland Greiss (New York) – D. Seidenberg (New York), Mo. Müller (Köln), Krueger (Bern), Abeltshauser (München), Reul (Mannheim), Hördler (Berlin) – Rieder (Arizona), Macek (München), Kahun (München), P. Reimer (Nürnberg), Ehliz (Nürnberg), Tiffels (Michigan), Hager (Köln), Schütz (Rögle), Gogulla (Köln), Kink (Mannheim), Plachta (Mannheim), Y. Seidenberg (München), Fauser (Wolfsburg)
Zuschauer 18688 Tore 0:1 Rieder (11.), 1:1 Murphy (52.), 1:2 Hager (54.) Strafmin. 4 – 4
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