Arena-Tour bis ins Allerheiligste
Leo Conti und Duanne Moeser führen Fans durchs Curt-Frenzel-Stadion
Stefanie Kretschmann aus Eggenthal bei Kaufbeuren ist schon wieder im Curt-Frenzel-Stadion. Am Sonntag hat sie beim AZ-Familientag zum ersten Mal ein Pantherspiel in der umgebauten Arena besucht und dabei im Gegensatz zur Eishockeymannschaft gewonnen – bei einer AZ-Verlosung. Sie darf am Dienstag mit ihren Kindern an einer VIP-Führung teilnehmen. „Beeindruckend“ findet sie das Stadion. Fachkundige Führer sind Leo Conti, ehemaliger Nationaltorhüter und bei den Panthern für die Vermarktung zuständig, sowie Sportmanager Duanne Moeser. „Eine´Augsburger Legende“, so Conti über Moeser, dessen Trikot als einziges unter dem Stadiondach hängt.
Moeser führt die Gruppe durch den Kabinentrakt, in dem normalerweise nur Pantherpersonal Zutritt hat. Die Besucher dürfen in den Kraftraum, der einem Spiegelsaal gleicht, und den Vorraum zum Trainerbüro. „Wenn ein Spieler da reingerufen wird, heißt das meistens nichts Gutes“, sagt Conti. Daneben ist der Aufzug, mit dem Larry Mitchell nach den Spielen einmal direkt zur Pressekonferenz fahren soll. Noch funktioniert die Technik aber nicht. In der Spielerkabine herrscht Ordnung. Die Profis haben genaue Vorschriften wie sie an ihren Plätzen die Ausrüstung verstauen müssen. Chaos wird nicht geduldet in der Gesellschaft der hartgesottenen Männer. Duanne Moeser verrät, dass ein Schläger rund 180 Euro kostet. Rund 30 benötigt ein Spieler pro Saison. „Darum haben viele Spieler keine Zähne mehr“, glaubt der zehnjährige Timo Happacher aus Königsbrunn.
Die Kinder in der Gruppe schauen sich den Torwarthelm von Chris Mason ganz genau an. Moeser: „So eine Spezialanfertigung kostet ein paar tausend Euro.“ Der frühere Weltmeister Mason, hat ein Motiv der Hardrockgruppe Iron Maiden, die Zirbelnuss und eine Zeichnung seiner Tochter auf dem Kopfschutz verewigen lassen.
Raus aus der Kabine, rechts um die Ecke und dann durch eine Stahltür in die Arena – die Besucher gehen den selben Weg wie die Profis zu ihren Spielen. „Gänsehautatmosphäre“, nennt Leo Conti das. Für die Besuchergruppe unterbricht Torhüter Markus Keller sogar das Training und stellt sich zum Erinnerungsfoto. Dann geht es weiter ins Reich der Eismeisterin Alexandra Menter. Es ist außergewöhnlich, dass eine Frau die Eisbereitungsmaschine fährt. Mit scharfen Messern und warmem Wasser wird der Untergrund geglättet. Das blaue Ungetüm hat Elektroantrieb.
Anschließend müssen die Eishockeyfans Treppensteigen bis hoch fast unters Dach – zu den neuen Logen auf der Ostseite. Eine der Boxen für 16 Personen mit traumhaftem Blick auf das Spielfeld kostet pro Saison 64000 Euro. Für die Einrichtung sorgen die Mieter auf eigene Kosten. Eine Loge hat ein bekannter Augsburger Architekt gestaltet: Schickes Design mit Fell und blauem Licht. „Diamanten-Siggi“ dagegen, so steht es am Türschild einer weiteren Box, hat einen anderen Geschmack: Sechziger-Jahre-Möbel umrahmt von Rehbock-Gehörn.
In der Südkurve stehen normalerweise die stimmgewaltigen Pantherfans – auf steilen Stufen, für die eine Sondergenehmigung des TÜV nötig war. 6200 Zuschauer passen in die neue Arena, rund 600 davon sind bei DEL-Spielen im 900 Quadratmeter großen VIP-Bereich auf der Nordwestseite anzutreffen. „Bodenständig, nicht Schickimicki“, heißt laut Conti die Philosophie der Panther. Große Fototapeten und Bilder erinnern an die lange Geschichte des Augsburger Eishockeys. „Mensch, früher haben die Torhüter ja gar keine Helme getragen“, staunt einer der Besucher. Was ein Eishockeyspieler heutzutage verdient, will ein anderer wissen. „Es reicht zum Leben, aber es ist leider viel weniger als bei den Fußballern“, erklärt Conti und verabschiedet sich mit einem Wunsch: „Ich hoffe, dass ich Sie demnächst bei einem Pantherspiel wiedersehe.“
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