Ein Bronze-Gewinner im AEV-Dress
Nationalspieler Ernst Köpf stürmte viele Jahre im Curt-Frenzel-Stadion und hat den ehemaligen Klub-Präsidenten in bester Erinnerung. Die Details von 1976 hat der 75-Jährige parat.
Augsburg blickt mit dem ältesten Eislauf-Verein Deutschlands (gegründet 1878) auf eine große Eishockey-Tradition. Etliche Nationalspieler stammen aus dem AEV, viele spielten für den AEV. Anfang November kehrt die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes mit dem Deutschland-Cup ins Curt-Frenzel-Stadion zurück. Zeit, an Nationalspieler zu erinnern, die im AEV-Dress spielten.
Es ist nicht leicht Ernst Köpf in Füssen ans Telefon zu bekommen, aber gerade ist er zu Hause eingetroffen. Vom Golfen kommt er. Der Mann „klingt“ fit. Obwohl der gebürtige Allgäuer als Eishockey-Profi für den EV Füssen, den Augsburger EV, den Berliner SC und die EA Kempten 25 Jahre lang seinen Körper forderte, erfreut er sich bester Gesundheit: „Mir geht es gut, ich kann mich nicht beschweren.“ Lediglich Lappalien – ein paar Nasenbeinbrüche, eine lädierte Schulter – habe er in seiner Karriere zu beklagen gehabt. „Ich habe alle meine Zähne behalten.“
Ernst, Spitzname „Gore“, Köpf zählt zur goldenen Generation und muss in einem Atemzug mit den Eishockey-Größen wie Erich Kühnhackl, Alois Schloder oder Franz Reindl genannt werden. Mit 83 Toren in 154 Länderspielen belegt der Füssener den fünften Platz in der ewigen deutschen Torjägerliste hinter Kühnhackl (131 Treffer/211 Einsätze), Dieter Hegen (111/290), Rainer Philipp (90/199) sowie Schloder (87/206). Und das wichtigste: Ernst Köpf war entscheidend am Gewinn der Bronzemedaille bei den Winterspielen 1976 in Innsbruck und damit am größten deutschen Eishockey-Erfolg beteiligt. Der Außenstürmer erzielte das entscheidende Tor. Obwohl er es zunächst gar nicht wusste. „Wir dachten, wir hätten eins zu wenig gemacht“, erinnert er sich an das 4:1 gegen die USA.
Ex-Eishockey-Profi Ernst Köpf zählt zur goldenen Generation
Jenen 14. Februar hat der Füssener gut im Gedächtnis: „Ich habe in der Kabine mit Lenz Funk gestritten, weil er kurz vor Schluss selbst geschossen hat und nicht zu mir gepasst hat, obwohl ich frei war. Das wäre das 5:1 gewesen – und die Bronzemedaille. Ich habe mich furchtbar geärgert.“ Es hat dennoch gereicht, der um 0,041 bessere Torquotient gab den Ausschlag für die Mannschaft von Trainer Xaver Unsinn. „Drei Mal sind die Offiziellen in die Kabine gekommen, bis es feststand, dass wir die Medaille sicher haben.“ Was „Gore“ besonders freut: „Nächstes Jahr, wenn sich der Erfolg von 76 zum vierzigsten Mal jährt, werde ich 76.“ Das Bayerische Fernsehen dreht am Wochenende in Innsbruck eine Dokumentation mit den Bronze-Stars, auch Köpf fährt nach Österreich. Ein Grund, warum der gebürtige Allgäuer mit über 40 Jahren noch auf höchstem Niveau spielte, ist, dass Ernst Köpf immer auf seinen Körper geachtet hat. Vor dem Spiel rieb er sich mit wärmenden Latschenkiefer-Öl ein.
In zwei Abschnitten streifte der Außenstürmer den AEV-Dress über. 1966 holte der damalige Vereins-Präsident Curt Frenzel den Nationalspieler vom EV Füssen in den Schleifgraben. Das Verhältnis zwischen dem Profi und dem Gründer unserer Zeitung war sehr freundschaftlich: „Frenzel war Trauzeuge bei meiner Hochzeit. Nach seinem Tod habe ich geweint, als ob mein Vater gestorben wäre.“
Köpf achtete bis heute auf seinen Körper
Sieben Spielzeiten lang bis 1973 jagte Ernst Köpf der Scheibe im Curt-Frenzel-Stadion hinterher. Den nach drei Seiten offenen Betonbau hat er als „eiskalt und zugig“ in Erinnerung. Danach wechselte er nach Berlin und stürmte von 1980 bis 1982 wieder für den AEV. In seiner letzten Zweitliga-Saison 81/82 für Augsburg schoss er in 44 Spielen 39 Tore – mit 42 Jahren. Sohn Ernst Köpf junior, der den AEV-Nachwuchs durchlief, holte drei deutsche Meistertitel mit Köln und Düsseldorf und stürmte wie der Papa im Nationalteam. Ob Ernst Köpf senior seine „Eishockey-Enkel“ beim Deutschland-Cup besucht, weiß er noch nicht. Er drückt die Daumen: „Es wäre schön, wenn ihnen wieder so ein überragender Erfolg wie uns gelingen würde.“ In Füssen vermietet Ernst Köpf Ferienwohnungen. Der Bronze-Gewinner erinnert sich an alte Erfolge, aber von verklärender Nostalgie will er nichts wissen: „Ich hatte zwei Ausrüstungen und die habe ich vor einigen Jahren in den Container geschmissen. Samt Schlittschuhen.“ Die Olympiamedaille jedoch hängt im Wohnzimmer an der Wand.
Tickets für den Deutschland Cup (6. bis 8. November) gibt es über die Telefon-Hotline 01806992201 oder im Panther-Fanshop.
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