Holzmann über die WM: "Der Druck war viel höher"
Nationalspieler Holzmann spricht über das enttäuschende WM-Ergebnis, Bundestrainer Sturm und seine Saisonvorbereitung.
Der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft gelangen lediglich zwei Siege in sieben WM-Spielen. Woran hat es gelegen?
Thomas Holzmann: Die Mannschaft hat sich zwar im Turnierverlauf gesteigert, aber die Spiele gegen Lettland oder Dänemark hätten wir gewinnen müssen. Diese Punkte haben in der Endabrechnung gefehlt.
Waren die Mannschaften bei der Weltmeisterschaft in Dänemark stärker als beim Olympiaturnier von Pyeongchang?
Holzmann: Die Mannschaften waren im Vergleich zu den Winterspielen, wo die NHL-Spieler ja gefehlt haben, sehr sehr gut besetzt. Wobei das Niveau bei Olympia nun wirklich nicht schlecht war. Es ist schwer zu vergleichen, weil es zwei komplett verschiedene Turniere waren. Es war damit zu rechnen, dass es schwierig für die deutsche Mannschaft wird, den Erfolg zu wiederholen. Der Druck war viel höher. Außerdem musste Marco Sturm viele Absagen hinnehmen. Aus dem Olympia-Aufgebot haben 15 Spieler gefehlt, das kann Deutschland nicht so leicht kompensieren wie die großen Eishockey-Nationen. Das hat zu diesem Ergebnis geführt.
Erstmals unter Bundestrainer Marco Sturm hat das Team nicht das WM-Viertelfinale erreicht, wofür mindestens Platz vier in der Gruppe nötig gewesen wäre. Was hatten Sie erwartet?
Holzmann: Ich hatte schon mit dem Viertelfinale gerechnet. Ich hätte mir gewünscht, dass wir nach der sensationellen Silbermedaille von Südkorea noch einen Erfolg draufsetzen können. Bei einem Blick auf unseren Kader und die Besetzung der Gegner war jedoch klar, dass es schwer werden würde.
Sie haben einen Großteil der WM-Vorbereitung mitgemacht und sind erst kurz vor dem Turnier aus dem Kader gestrichen worden. Wie erleben Sie Marco Sturm in der Umkleide?
Holzmann: Er ist menschlich absolut korrekt und für uns Spieler ein Riesen-Vorbild. Er hat einen guten Draht zu den Profis, deshalb macht es Spaß, zur Nationalmannschaft zu kommen. Das ist nicht selbstverständlich, da gab es auch andere Zeiten. Dem Trainer kann man keinen Vorwurf machen, wenn es einmal nicht zum WM-Viertelfinale gereicht hat. Das Drumherum um die Nationalmannschaft passt im Augenblick.
Worauf legt der Bundestrainer besonderen Wert?
Holzmann: Es versteht sich von selbst, dass die Einstellung auch in jedem Training stimmen muss. Sturm lässt ein stark nordamerikanisch geprägtes Eishockey spielen, so wie er es in der National Hockey League gewöhnt war. Deshalb hat er gewiss auch deutsche Collegespieler mitgenommen, die das System schon kennen. Er lässt offensiv spielen und gewährt einige Freiheiten. Das lässt kreativen Spielern Raum und macht auch Spaß. Jedenfalls stellt man sich nicht nur hinten rein und schaufelt die Scheiben raus, sondern will auch mitspielen. Und man hat in der jüngsten Vergangenheit gesehen, dass die deutsche Mannschaft auch mitspielen kann. Das ist meiner Meinung nach auch der richtige Weg.
Für die WM-Nationalspieler beginnt jetzt erst der Urlaub. Für Ihren AEV-Kollegen Daniel Schmölz und Sie war die Saison nach den Testspielen Mitte April gegen die Slowakei beendet. Was haben Sie seither gemacht?
Holzmann: Der Saisonausklang war schon komisch für uns Panther. Nachdem wir die Play-offs verpasst hatten, mussten wir uns sechs Wochen lang irgendwie fit halten, bis die WM-Vorbereitung der Nationalmannschaft begann. Dann wieder voll einzusteigen war nicht leicht. Nach meinem letzten Spiel habe ich zwei Wochen lang gar nicht gemacht. Inzwischen trainieren wir wieder in einer etwas größeren Gruppe mit Steffen Tölzer, Arvids Rekis, Simon Sezemsky, John Rogl, Markus Keller, Daniel Schmölz und Henry Haase.
Die Verpflichtung von Ex-Nationalspieler Christoph Ullmann aus Mannheim war nicht unbedingt zu erwarten. Wie sehen Sie den Panther-Kader?
Holzmann: So überrascht wie ihr war ich über die Verpflichtung nicht. Ich habe mich sehr gefreut, dass so ein Stürmer zu den Panthern kommt. Unter uns Spielern ist Augsburg eine sehr gute Adresse. Ich glaube, dass er sich auch deshalb für den AEV entschieden hat. Wir wollen angreifen und ich denke, dass wir bislang einen guten Kader dafür haben. Noch sind wir nicht komplett, aber das Grundgerüst ist vielversprechend.
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