Trübe Aussichten für das Curt-Frenzel-Stadion
Die Augsburger Eishockey-Fans laufen Sturm gegen die Neuplanung des Curt-Frenzel-Stadions, weil sie auf den Tribünen zu wenig sehen. Die Planer wiegeln ab. Von Peter Deininger
Die deutsche Vizemeisterschaft der Panther im Frühjahr war der Höhepunkt der langen Augsburger Eishockey-Geschichte. Die Mannschaft wurde auf dem Rathausbalkon gefeiert und Lothar Sigl, der Hauptgesellschafter der Panther GmbH, sah nicht nur sportlich "Licht am Ende eines Tunnels". Denn die Stadt hatte zuvor trotz schwieriger Haushaltslage beschlossen, das an drei Seiten offene Curt-Frenzel-Stadion aus dem Jahr 1963 bis Sommer 2012 in eine moderne Halle umzubauen, und damit den Forderungen der Deutschen Eishockey Liga nachzukommen.
Mit seiner beleuchtbaren Außenhaut soll die Arena nach den Vorstellungen des Architekturbüros Hermann + Öttl am Abend wie eine weiße Eisscholle schimmern, die Anhänger des Traditionsvereins (Gründungsjahr 1878) sehen die Zukunft nach den ersten Heimspielen auf der Baustelle aber eher zappenduster.
Das hat nichts damit zu tun, dass die Panther alle drei Partien verloren haben, sondern mit der mangelhaften Sicht von zumindest einer der beiden bislang zugänglichen Tribünen. Der optische Eindruck war komplett anders als Architekt Stefan Öttl in seinen Ankündigungen zum Schmuckkästchen-Bau ("Optimale Sicht von allen Plätzen") versprochen hatte.
Die Augsburger Gesellschaft für Stadtentwicklung (AGS), die für das Projekt verantwortlich ist, versuchte die Gemüter zunächst damit zu beruhigen, dass sich die Situation stark verbessern werde, wenn am Jahresende eine weitere Tribüne fertiggestellt ist. Dann würden auf den bislang bemängelten Plätzen Sitze montiert und sich alles zum Positiven wenden.
Daran glaubt in Eishockey-Kreisen keiner mehr. Der geringe Steigungswinkel von nur 26 Grad auf allen vier Tribünen sorgt dafür, dass auf vielen Plätzen nur Teile der Eisfläche zu sehen sein werden, ist die weitverbreitete Meinung.
Als der AGS-Projektleiter dann auch noch mit dem Satz "Sichtlinie ist die Torlinie" vernachlässigte, dass zum Spielfeld auch das Eis hinter dem Tor gehört, gingen die Fans endgültig auf die Barrikaden. Von "Pfusch am Bau" zum Preis von 16,2 Millionen Euro ist die Rede.
Sportbürgermeister Peter Grab versuchte mit einem Runden Tisch die Wogen zu glätten. Doch nach dem Treffen mit den Fanklubs und dem Beschluss, einen neutralen Gutachter mit der Sache zu betrauen, ist keine Ruhe eingekehrt. Die AGS brachte für 2012 eine Anhebung der Eisfläche als Lösung ins Spiel. Aber die Anhänger sind die Beschwichtigungen leid und planen öffentlichkeitswirksame Aktionen - erst recht nachdem die AGS am Dienstag auf ihrer Internetseite den Panthern eine Teilschuld an der Misere zuschieben wollte. Die Erklärung war allerdings nur einige Stunden im Netz.
Gestern meldete sich AEV-Ehrenpräsident Gottfried Neumann mit einem offenen Brief an Oberbürgermeister Kurt Gribl zu Wort. "Warum wurde ein Architekturbüro beauftragt, das offenbar keine Erfahrung im Sportstättenbau hat?", lautete nur eine von zahlreichen Fragen des früheren Schatzmeisters im Deutschen Eishockey-Bund zum Organisationsablauf innerhalb der Stadtverwaltung. "Stuttgart 21 steht auch für die große Unzufriedenheit der Bevölkerung mit den Politikern. Brauchen wir Augsburg 21?" Der ehemalige Bankchef Neumann: "Ich appelliere an die Verantwortlichen in enger Abstimmung mit den Panthern sehr zügig zu retten, was noch zu retten ist."
Für die finanziell ohnehin nicht auf Rosen gebetteten Panther hat die Verärgerung der Anhänger bereits erste wirtschaftliche Folgen. Obwohl derzeit nur 2900 Zuschauer ins Stadion passen, gab es gestern immer noch Tickets für das bayerische Derby am Sonntag gegen die Straubing Tigers. Peter Deininger
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