„Die Menschen bekommen, was sie wollen“
Auch bei den amerikanischen Profis des ERC Ingolstadt war der Kampf ums Weiße Haus allgegenwärtig. Wie sie Donald Trump sehen
Als John Laliberte am Mittwochfrüh nach seinem mehrtägigen Kurztrip in die US-Heimat Portland (Maine) gegen 6 Uhr auf dem Londoner Flughafen zwischenlandete, ging sein Griff zuallererst in Richtung Smartphone. Nachdem der 33-Jährige in den vorangegangenen Stunden quasi von der Außenwelt abgeschnitten war, trieb ihn – wie wohl nahezu jeden US-Amerikaner auf diesem Planeten – die Neugierde in Sachen Kampf ums Weiße Haus.
Als Laliberte dann den Browser seines Handys beziehungsweise die Website eines Nachrichtenkanals geöffnet hatte, blieb er „wie vom Blitz getroffen einige Sekunden stehen“. Die Nachricht, dass Donald Trump künftig die politischen Geschicke als 45. Präsident seines Heimatlandes USA lenken wird, hatte den Stürmer des ERC Ingolstadt „zunächst regelrecht geschockt“.
Dass die Wahl seiner Landsleute ausgerechnet auf den Populisten Trump und nicht etwa auf dessen Widersacherin Hillary Clinton fiel, kam indes nicht nur für Laliberte überraschend. „Wenn man im Vorfeld die ganze Berichterstattung sowie die Prognosen verfolgt hat, gab es eigentlich kaum einen Zweifel, dass Clinton am Ende gewinnen würde. Dass es nun doch anders gekommen ist, damit konnte man einfach nicht rechnen“, so Laliberte, der im Übrigen selbst auf sein Wahlrecht (lebt im Bundesstaat Maine) diesmal verzichtet hatte. „Ehrlich gesagt konnte ich mich mit beiden Kandidaten nicht identifizieren. Einer Person meine Stimme zu geben, weil sie für mich vielleicht das etwas kleinere Übel ist, davon halte ich nichts“, sagt der Ingolstädter Eishockey-Profi. Ob es unter dem künftigen Präsidenten Trump große und einschneidende Änderungen in der Innen- und Außenpolitik der Vereinigten Staaten geben wird, ließe sich laut Laliberte „nur sehr schwer voraussagen. Allerdings haben auch seine ganzen Vorgänger im Vorfeld immer wieder getönt, was sie alles verändern und besser machen wollen. Viel passiert ist dann meistens nicht“.
Ein „heißes Diskussionsthema“ war der Wahlausgang in den USA freilich auch bei Lalibertes Teamkollegen am Mittwochvormittag in der ERCI-Mannschaftskabine – allen voran bei seinen beiden Landsleuten Brian Salcido und Danny Irmen. „Natürlich haben wir sehr ausführlich über die Ereignisse in der Nacht gesprochen“, verrät Salcido, der – im Gegensatz zu Irmen – im Bundesstaat Kalifornien seine Stimme abgab. „Ich habe die Möglichkeit genutzt, online zu wählen“, berichtet der Panther-Verteidiger, der um seine Entscheidung kein großes Geheimnis machte. „Ich habe Hillary gewählt – auch wenn ich bei weitem nicht mit allem, was sie in der Vergangenheit getan hat beziehungsweise in der Zukunft umsetzen wollte, einverstanden war“, so Salcido. Dass die Wahl der Bevölkerung schließlich auf Donald Trump gefallen sei, habe ihn dann doch „sehr überrascht. Zumindest bis Dienstagnacht, als ich ins Bett gegangen bin, war ich noch der Überzeugung, dass Clinton gewinnt. Als ich dann am Mittwochmorgen aufgestanden bin und im Internet nachgeschaut habe, konnte ich es erst gar nicht glauben“.
Im Nachhinein, meint Salcido, wäre es „für die Demokraten wohl doch besser gewesen, Bernie Sanders anstatt Hillary Clinton ins Rennen zu schicken. Mit seinen Ansichten – unter anderem wollte er ja einige Dinge aus Europa in die USA übertragen – hätte auch ich mich wesentlich mehr identifizieren können als mit denen von Clinton.“
Nicht wirklich glücklich mit dem Wahlausgang zeigte sich indes auch Danny Irmen. „Die Menschen in den Vereinigten Staaten wollten Mister Trump – nun bekommen sie ihn auch“, resümierte der Ingolstädter Torjäger mit einem eher süßsauren Lächeln. Wie hin- und hergerissen die amerikanische Bevölkerung bei dieser Präsidentschafts-Wahl war, zeigt sich unter anderem auch am Beispiel der Familie Irmen, die gestern übrigens auf dem Münchner Flughafen landete. „Während mein Vater als Republikaner auf der Seite von Trump war, hat meine Mutter als Demokratin Clinton die Daumen gedrückt“, berichtet Irmen und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Ich glaube, dass es deshalb besser ist, wenn wir innerhalb der Familie in den nächsten Tagen nicht über Politik sprechen.“
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