Diesmal ist Berlin frustriert
Der ERC Ingolstadt besiegt die Eisbären Berlin mit 4:1 und erzwingt damit ein entscheidendes drittes Play-off-Spiel am Freitag in der Bundeshauptstadt
Gestern Abend geschah etwas in der Saturn-Arena, das so nicht eingeplant war. Nicht vom ERC Ingolstadt und schon gar nicht von den Eisbären Berlin. Die Play-off-erprobten Hauptstädter leisteten sich in Spiel 2 der Erstrunden-Serie nämlich eine enorme Schwächephase, die die Panther eiskalt nutzten. Diese Phase war nicht übermäßig lang, nur einige Spielminuten. Doch der ERC erzielte dabei drei Tore und siegte am Ende 4:1. Damit erzwangen die toll kämpfenden Ingolstädter ein entscheidendes drittes Spiel am Freitag in Berlin.
Ausgangspunkt des Berliner Dramas war Torhüter Rob Zepp. Der war kurz vor Ende des ersten Drittels wohl gedanklich schon beim Pausentee und patzte sodann gleich zwei Mal. Zuerst ließ er einen harmlosen Fernschuss von Tim Conboy nach vorn abprallen, was Thomas Greilinger als erster kapierte und quer auf den Torschützen Ziga Jeglic legte (19.). Dann bekam Zepp nur Sekunden später bei einem klassischen Bauerntrick von John Laliberte die Beine nicht zusammen – und Ingolstadt führte plötzlich 2:1 (20.).
Doch damit nicht genug: Keine 30 Sekunden waren im Mitteldrittel erst gespielt, da pennte diesmal nicht Zepp, sonder dafür seine fünf Teamkollegen auf dem Eis. Urplötzlich liefen drei Ingolstädter auf einen Berliner Verteidiger zu und Michel Périard war es, der den Puck im zweiten Versuch zum 3:1 ins Tor schoss.
Die von nur 2880 Zuschauer besuchte Saturn-Arena verwandelte sich schlagartig in ein kleines Tollhaus, nachdem es wenige Minuten zuvor noch sehr still war. Mads Christensen hatte da viel zu viel Platz gehabt und den Puck zum 1:0 für Berlin in die Maschen gedonnert (17.). Es war eine zumindest nicht unverdiente Führung, da Ingolstadt in der Anfangsphase Probleme hatte. „Wir haben zu viele Scheiben verloren am Anfang. Unser Aufbau war nicht gut“, erklärte ERC-Trainer Niklas Sundblad. Doch die offensiv talentierten Spieler des ERC fanden ein Weg und nutzten diesmal auch ihre Chancen.
Ingolstadt war damit zurück im Spiel. Als das geschafft war, übernahmen die „Krieger“, wie sie – und damit sich selbst – Jean-Francois Boucher bezeichnete. Berlin erhöhte nach dem Rückstand natürlich Tempo und Druck, aber es waren jene Spieler der dritten und vierten Blöcke des ERC, die das Geschehen diktierten. „Es gewinnt der, der es mehr will, der bereit ist, Schmerzen in Kauf zu nehmen“, sagte Boucher. „Das waren wir.“ Den Ingolstädtern gelang es, den überraschend passiven Berlinern den Schneid abkauften. „Wir haben 60 Minuten gegen den Körper gespielt, unsere Checks zu Ende gefahren. Das war der Grund, warum wir gewonnen haben“, lobte Torhüter Timo Pielmeier, der seinerseits wieder seinen Mann stand und Anerkennung von allen Seiten bekam. „Pielmeier war der beste Spieler auf dem Eis“, sagte Eisbären-Trainer Jeff Tomlinson.
Während Pielmeier im zweiten Drittel noch ein paar Mal gute Chancen vereiteln musste, stand der ERC in den letzten 20 Minuten defensiv so gut, dass Berlin nur noch ein klare Torchance hatte. „Wir waren fehlerfrei“, klopfte sich Boucher selbst auf die Schulter und fügte an: „Wann immer wie so spielen, dann haben wir auch eine Chance zu gewinne.“ Auch am Freitag. In Berlin. Wenn es um alles oder nichts geht.
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